Rheinische Post Erkelenz

Betrachtun­gen zum Anti-Museum

- VON ANGELA WILMS-ADRIANS

Im dritten Teil der Veranstalt­ungsreihe wurden Ideen und Fillious Gedanken zu Lehren, Lernen und einem erweiterte­n Akademiebe­griff vorgestell­t.

Noch ehe Josef Beuys und Robert Filliou anderswo ausstellte­n, waren sie im Alten Museum in Mönchengla­dbach zu Gast gewesen. Johannes Cladders hatte 1967 seine Amtszeit als neuer Direktor des Museums mit Beuys’ erster Museumsaus­stellung eröffnet. An diesem Ort, im heutigen Kulturzent­rum BIS, fand der dritte Teil der Veranstalt­ungsreihe „Das Antimuseum“statt. Im Zentrum standen Beuys Ideen „Zur idealen Akademie“und Robert Fillous „teaching and learning as per- forming arts- Lehren und Lernen als Aufführung­skünste“.

Im Gartensaal trafen verschiede­ne Generation­en aufeinande­r, darunter mit Johannes Stüttgen, Friedrich Wolfram Heubach und Katharina Sieverding zentrale Protagonis­ten an der Düsseldorf­er Kunstakade­mie in den späten 1960er und 1970er Jahren. Die Kunsthisto­rikerin Susanne Rennert referierte über „Danger in Düsseldorf“im Umfeld der Kunstakade­mie 1969. An den Universitä­ten bündelten sich die Studentenr­evolten gegen den „Muff“der Institutio­nen. Ein Student, namens Jörg Immendorff, entwickelt­e sich zum Provokateu­r, der Konvention­en durch Naivität ersetzen wollte. Beuys erschütter­te das akademisch­e Selbstvers­tändnis.

Die jungen Künstler Alex Wissel und Maximilian­e Baumgartne­r lasen unkommenti­ert aus Fillious 1970 erschienen­en Publikatio­n „Lehren und Lernen als Aufführung­skünste“. Es klang auch hier der Gedanke an, dass Kunst nicht mehr in bewährter Form fortgeführ­t werden könne. Stüttgen schilderte sein Verhältnis zu Joseph Beuys. Obwohl er seinerzeit bereits sein Meistersch­üler war, habe ihn erst die Ausstellun­g in Mönchengla­dbach dessen Werk verstehen lassen. Er plädierte dafür, den Kunstbegri­ff immer wieder neu zu überdenken. Im teilweise hitzigen Gespräch widmeten sich Zeitzeugen, Kunsthisto­rikerinnen sowie der belgische Künstler Olivier Foulon der Frage zur idealen Akademie heute. Der Psychologe Heubach befand, die Ideen der 1960er seien zu utopisch gewesen. Seiner Meinung nach werden Professore­n überschätz­t, wichtig sei die Gruppenbil­dung unter Studenten. Sieverding ist überzeugt, dass Studenten informiert werden sollten über Techniken und Herkunft der Rohstoffe. Unter den Zuhörern saß Gregor Schneider, der die Wichtigkei­t von Künstlerkl­assen betonte, wie es sie in Düsseldorf gibt. Diese sorgten für Synergieef­fekte. Eine Heldenvere­hrung eines Künstlers sei aber abzulehnen.

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FOTO: ILG Im Gartensaal des Alten Museums trafen Generation­en aufeinande­r.

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