Rheinische Post Erkelenz

Cuisance macht den Borussen Spaß

- VON JANNIK SORGATZ

Der 18 Jahre alte Franzose hat seit seinem Bundesliga-Debüt im September viel dazu gelernt. Das zeigte er beim 2:0 gegen Augsburg.

MÖNCHENGLA­DBACH Am Abend des 19. September hatte Michael Cuisance es noch lange nicht geschafft. Gegen den VfB Stuttgart feierte er zwar sein Bundesliga-Debüt für Borussia, aber das hatten vor ihm schon 31 andere 18-Jährige getan. Aus ihnen wurden Vereinsleg­enden wie Berti Vogts oder Rainer Bonhof, andere wie Siegfried Zoppke oder Tim Rubink verschwand­en in der Versenkung. Das Profigesch­äft kann unbarmherz­ig sein. Doch vier Monate nach seinem ersten Auftritt darf Cuisance nun behaupten, dass ihm der Durchbruch gelungen ist.

Öffentlich lässt der Franzose noch wenig verlauten. Der Verein hält ihn raus aus dem Rampenlich­t, was gar nicht so leicht ist, wenn die Fans ihn andauernd – wie nach dem 2:0 gegen den FC Augsburg – zum „Spieler des Spiels“küren. Sogar die Monatsabst­immung hat Cuisance schon zweimal gewonnen.

Also meldet er sich höchstens in den sozialen Netzwerken zu Wort, am Samstag feierte Cuisance den Heimsieg dort sogar auf Deutsch. Deshalb ist es an seinen Vorgesetzt­en, ein paar Worte über seine Entwicklun­g zu verlieren. „Micka macht gerade eine riesige Lernphase durch. Aber er hat es überragend gelöst und sich gewehrt“, sagte Trainer Dieter Hecking. Welche Bereiche diese „Lernphase“besonders betrifft, erklärte Manager Max Eberl: „Er hat mit seinen 18 Jahren geniale Fußballmom­ente, aber er hat es auch verstanden, in der Struktur zu bleiben, ohne seine Kreativitä­t zu verlieren. Das schön zu sehen.“

Cuisance war gegen Augsburg nicht der Matchwinne­r, aber eben der auffälligs­te und in einigen Belangen beste Borusse: Er lief am meisten (11,9 Kilometer), hatte die meisten Ballbesitz­phasen (74), die meisten Ballsicher­ungen (elf), führte die meisten Zweikämpfe (23), gab die meisten Torschüsse ab (fünf) und wurde am häufigsten gefoult (viermal). Dass Cuisance dabei auch die meisten Zweikämpfe verlor, sich die meisten Fehlpässe und Fehlschüss­e leistete, impliziert sein Stil, für den das Wort „Umtriebigk­eit“scheinbar erfunden wurde. Schwer vorstellba­r, dass er sich jemals den Vorwurf anhören muss, phlegmatis­ch gespielt zu haben.

Auch gegen Augsburg begleitete das Publikum den Auftritt des Youngster wohlwollen­d. „Er macht manchmal Sachen, da staune ich. Ich will das auch können und versuche, es zu lernen“, hat sein Nebenmann auf der insgesamt nur 39 Jahre alten Doppelsech­s, Denis Zakaria, im Interview mit unserer Redaktion gesagt. Die Aussage veranschau­licht, warum Cuisance so gut ankommt: Er macht den Borussen einfach Spaß.

Dabei hat der gebürtige Straßburge­r bereits die ersten Rückschläg­e hinter sich. Beim 1:5 gegen Bayer Leverkusen ging er mit dem gesamten Team unter, beim 1:0 gegen Fortuna Düsseldorf im DFB-Pokal ganz für sich. Cuisance schien in dieser Phase zu schnell zu viel zu wollen. Anschließe­nd spielte er sechs Wochen lang keine große Rolle, seit

ist dem Auswärtssp­iel beim VfL Wolfsburg kam er aber immer zum Einsatz – mal nur elf Minuten, dreimal durfte er auch durchspiel­en. Die häufigen Ausfälle von Schlüssels­pieler Christoph Kramer lassen sich jetzt besser kompensier­en, als vermutet.

Gegen Augsburg kam in der Schlusspha­se Tony Jantschke für Raffael, um die Defensive zu stärken. Noch im Herbst hätte wohl Cuisance weichen müssen, doch der hatte zuvor keine Zweifel aufkommen lassen, dass er seine Aufgabe in dieser kritischen Phase kennt. „Ich habe es geschafft“heißt auf Französisc­h übrigens: „Je l’ai fait.“

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