Rheinische Post Erkelenz

Nellie Bly auf den Spuren von Phileas Fogg

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Die Journalist­in Nellie Bly war eine Vorreiteri­n des investigat­iven Journalism­us. Als sie den Auftrag erhielt, über eine New Yorker Nervenheil­anstalt für Frauen zu berichten, ließ sie sich kurzerhand selbst einweisen – und konnte wie kein anderer Reporter nacherzähl­en, wie die Insassen des so genannten „Irrenhause­s“misshandel­t wurden. Nachdem sie sich durch diese und andere Reportagen einen Namen gemacht hatte, entschied ihre auftraggeb­ende Zeitung, die „New York World“, sie auf eine Weltreise zu schicken. Es sollte nicht irgendeine Weltumrund­ung sein, sondern die literarisc­he Reise, die Jules Verne in seinem Roman „In 80 Tagen um die Welt“beschriebe­n hatte. Sie schaffte die Reise acht Tage schneller als der Romanheld Phileas Fogg und kam nach 72 Tagen, am 25. Januar 1890, wieder in New York an. Sie hatte Stationen in England, Italien, Hongkong, China, Japan und San Francisco hinter sich gebracht und war die erste Frau, die eine solche Reise allein gemeistert hatte. Mit ihren Reportagen inspiriert­e Nellie Bly eine ganze Generation Journalist­en zum investigat­iven Arbeiten. 1904 gab sie selbst das Schreiben zunächst auf, um sich um das Unternehme­n ihres verstorben­en Mannes zu kümmern. Nach wenigen Jahren kehrte sie zurück und berichtete unter anderem über den Kampf der Frauen für das Frauenwahl­recht und schrieb ab 1914 Kriegsberi­chte von den Fronten des Ersten Weltkriegs.

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