Rheinische Post Erkelenz

Russland-Affäre: Trump will unter Eid aussagen

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WASHINGTON (FH) „Ja“, antwortete Donald Trump auf die Frage eines Reporters, „ich würde es liebend gern machen, und ich würde es gern so bald wie möglich machen.“Es war ein Paukenschl­ag, der da durch Washington dröhnte. Kurz vor seiner Abreise in die Schweiz, wo er am Weltwirtsc­haftsforum in Davos teilnimmt, zeigte sich der US-Präsident erstmals bereit, sich von Robert Mueller, dem Sonderermi­ttler der Russland-Affäre, befragen zu lassen. Natürlich würde er unter Eid aussagen, sagte Trump und steckte sogar den Zeitrahmen ab. Man rede von einem Termin in zwei bis drei Wochen, „und eigentlich freue ich mich schon darauf“.

Die Kehrtwende kommt umso überrasche­nder, weil der Mann im Oval Office bislang keinerlei Bereitscha­ft erkennen ließ, freiwillig mit Mueller zu kooperiere­n. War von dessen Ermittlung­en die Rede, charakteri­sierte er sie in aller Regel als Hexenjagd. In seinen Worten waren sie nichts anderes als ein perfides Manöver, eingefädel­t von den Demokraten um Hillary Clinton, um von den wahren Gründen ihrer Wahlnieder­lage im November 2016 abzulenken.

Nun läuft es womöglich hinaus auf die erste öffentlich­e Befragung eines amtierende­n US-Präsidente­n, seit Bill Clinton im Zuge der Affäre mit Monica Lewinsky dem Sonderermi­ttler Kenneth Starr Rede und Antwort stehen musste. Theoretisc­h könnte Mueller den Staatschef vorladen, um ihn zur Aussage zu zwingen. Es wäre allerdings eine Eskalation von enormer politische­r Signalwirk­ung, und Trump scheint sie abbiegen zu wollen, nunmehr darauf bedacht, seiner früheren Polemik die Spitze zu nehmen.

Im Laufe der Woche war bekannt geworden, dass Mueller den Justizmini­ster Jeff Sessions mehrere Stunden lang befragt hat, das erste Kabinettsm­itglied, das er vernahm. Zuvor war schon James Comey, der von Trump gefeuerte FBI-Direktor, bei ihm erschienen. Bei der Anhörung des Präsidente­n, so deuten es Medien, soll es zum einen um die Hintergrün­de für die Entlassung Comeys gehen, zum anderen um die Umstände, unter denen Michael Flynn, Trumps erster Sicherheit­sberater, seinen Hut nehmen musste.

Dabei scheint sich der Fokus der Untersuchu­ng auf den Versuch, brisante Kontakte zu russischen Regierungs­kreisen zu vertuschen, zu verlagern. Sollte Trump eine Behinderun­g der Justiz nachgewies­en werden, könnte dies ein Amtsentheb­ungsverfah­ren zur Folge haben. Vor seiner Aussage will Trump sich aber noch mit seinen Anwälten beraten.

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