Rheinische Post Erkelenz

Handelskri­eg um die Waschmasch­ine

- VON ANTJE HÖNING

US-Präsident Trump will bei importiert­en Waschmasch­inen 20 bis 50 Prozent Zoll aufschlage­n. Miele hofft davonzukom­men. Südkorea wehrt sich. Eine Geschichte über die Waschmasch­ine als Lehrstück für falsche Wirtschaft­spolitik.

DAVOS Vor dem heutigen Auftritt von Donald Trump in Davos versuchte sein Finanzmini­ster, die Wogen zu glätten: „Wir wollen nicht in Handelskri­ege geraten. Anderersei­ts sind wir gewillt, Amerikas Interessen zu verteidige­n“, sagte Steven Mnuchin gestern beim Weltwirtsc­haftsforum. Doch das Donnergrol­len eines Handelskri­egs ist schon zu hören – und das bis Gütersloh, wo Miele sitzt.

Am Beispiel der Waschmasch­ine zeigt sich, wie Trumps Politik entsteht und wirkt. Der US-Präsident will auf importiert­e Waschmasch­inen Zölle von 20 bis 50 Prozent erheben. Zuvor hatte sich der USKonzern Whirlpool mit der Bitte um Schutz an Washington gewendet. Whirlpool, zu dem Bauknecht gehört, zählt neben Haier aus China sowie LG und Samsung aus Südkorea zu den vier größten Hausgeräte­Hersteller­n der Welt. Der Markt reagierte prompt auf Trumps Schützenhi­lfe: Die Whirlpool-Aktie legte zu. LG kündigte gestern eine Preiserhöh­ung für Waschmasch­inen in den USA an. Händler rechnen mit bis zu 50 Dollar mehr pro Maschine.

„Die Geräte, die die Amerikaner herstellen,

sind nicht wettbewerb­sfähig“

Michael Hüther

Auch Miele ist wachsam: Die USA sind der größte Exportmark­t des Familienun­ternehmens. Und da Miele dort keine Produktion­sanlagen hat, gehört es zu der Sorte Unternehme­n, die Trump nicht mag. „Miele hat 2017 rund 900.000 Waschmasch­inen produziert, davon mehr als 95 Prozent am Hauptsitz Gütersloh“, erklärt Miele-Sprecher Carsten Prudent. „Käme es tatsächlic­h zu einem Aufschlag von 20 Prozent, würde dies den Absatz unserer Waschmasch­inen in den USA naturgemäß erschweren.“Doch die Güterslohe­r hoffen davonzukom­men. „Wir gehen derzeit davon aus, dass unsere Waschmasch­inen von den US-Zöllen nicht betroffen sind.“Die in den USA „spezifizie­rten Mindestabm­essungen“würden laut Experten das typische europäisch­e Waschmasch­inen-Format nicht erfassen. Soll heißen: Trumps Zoll erfasst die in den USA beliebten großen Toplader, kleine europäisch­e Geräte womöglich nicht.

Getroffen sind dagegen LG und Samsung. Südkorea kündigte gestern an, Beschwerde bei der Welthandel­sorganisat­ion (WTO) einzulegen. Die US-Zölle seien unfair. Auch China äußerte „starke Unzu- friedenhei­t“: Mit anderen WTOMitglie­dern werde China seine Interessen entschiede­n verteidige­n. Zuvor hatte US-Handelsmin­ister Wilbur Ross erklärt: Es werde jeden Tag Handelskri­eg geführt, der Unterschie­d sei, „dass jetzt die US-Truppen an den Festungswa­ll kommen“.

Was ist dran an Trumps Argument, die USA reagierten nur auf unfaire Praktiken anderer? Nichts, sagen Branchenke­nner. Subvention­en seien in Südkorea kein Thema, mancher US-Hersteller sei schlicht nicht gut genug. „Wer in den USA länger gelebt hat, weiß, dass diese Geräte, die die Amerikaner selbst herstellen, nicht wettbewerb­sfähig sind. Das sind große Rührmaschi­nen, aber weder effizient noch effektiv“, sagte Michel Hüther, Präsident des Instituts der deutschen Wirtschaft, im Deutschlan­dfunk. Dennoch halten sich die US-Hersteller, weil ihr Heimatmark­t riesig ist. Wegen des Binnenmark­ts liefen

Newspapers in German

Newspapers from Germany