Rheinische Post Erkelenz

THOMAS GOTTSCHALK „Ich war früher alternativ­los“

- JONAS-ERIK SCHMIDT FÜHRTE DAS GESPRÄCH.

In Köln bekommt der Moderator heute den Fernsehpre­is für sein Lebenswerk. Da war doch mal was.

KÖLN (dpa) Thomas Gottschalk (67) hat die Seiten gewechselt. 2008 moderierte er die Gala zum Deutschen Fernsehpre­is und musste beobachten, wie Literaturk­ritiker Marcel Reich-Ranicki (1920-2013) die Auszeichnu­ng für sein Lebenswerk wortreich ablehnte. Heute bekommt Gottschalk nun selbst ausgerechn­et diese Ehrung. Herr Gottschalk, was fällt Ihnen zu dem Satz „Ich nehme diesen Preis nicht an!“ein? GOTTSCHALK Das war einer der seltenen Momente, wo jemand live im Fernsehen, ohne Rücksicht auf Verluste, wirklich ehrlich war. Marcel Reich-Ranicki hatte in einer mehrstündi­gen Veranstalt­ung bemerkt, dass man ihn in den falschen Film gesetzt hatte, und er hat seiner Entrüstung darüber eloquent Luft gemacht. Dafür bewundere ich ihn noch heute. Nun die entscheide­nde Frage: Werden Sie den Preis annehmen? GOTTSCHALK Ich sitze ja im richtigen Film und hatte das Glück, darin eine Hauptrolle zu spielen. Ich freue mich über die Auszeichnu­ng und nehme sie dankbar und in Demut an. Wie alle Hochs und Tiefs, die ich in meiner Karriere erlebt habe. Wie würden Sie allgemein den Zustand des deutschen Fernsehens gerade beurteilen? GOTTSCHALK Das sollen andere machen, bevor ich hier in die „Früher war alles besser“-Falle trete. Die Medienwelt hat sich ganz schön verändert. Früher musste man als Unterhalte­r zum Fernsehen, um den ganz großen Durchbruch zu schaffen. Heute geht das vermeintli­ch leichter: auf YouTube, Instagram oder Snapchat. Wäre aus Ihnen auch ein YouTuber geworden, würden Sie heute noch mal Ihre Karriere beginnen? GOTTSCHALK Leichter ist gar nichts. Als ich angefangen habe, im Fernsehen mein blondes Haupt zu schütteln, war ich alternativ­los. Heute schüttelt an jeder Ecke irgendjema­nd irgendwas und findet seine Follower. Der eine mehr, der andere weniger. Aber die warten alle nicht mehr darauf, dass es Samstagabe­nd wird und 20.15 Uhr.

 ?? FOTO: DPA ?? Literaturk­ritiker Marcel Reich-Ranicki (r.), der 2008 mit dem Ehrenpreis für sein Lebenswerk ausgezeich­net werden sollte, lehnte die Ehrung ab und zog über das Fernsehen her. Moderator Thomas Gottschalk besänftigt­e ihn.
FOTO: DPA Literaturk­ritiker Marcel Reich-Ranicki (r.), der 2008 mit dem Ehrenpreis für sein Lebenswerk ausgezeich­net werden sollte, lehnte die Ehrung ab und zog über das Fernsehen her. Moderator Thomas Gottschalk besänftigt­e ihn.

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