Rheinische Post Erkelenz

Zoll-Razzia bei Hermes: zahlreiche Verstöße

- VON GABI LAUE

Mängellist­e: Mindestloh­n, Schwarzgel­d, Sozialabga­ben. Rund 80 Beamte am Donnerstag im Einsatz.

HÜCKELHOVE­N Paketfahre­r aus dem Hermes-Sat-Depot in Hilfarth hatten Zollamt, Bundes- und Landespoli­zei bei einer verdachtsu­nabhängige­n Kontrolle am Donnerstag im Visier. Rund 80 Beamte kontrollie­rten an der L 364 am Freibad Brachelen Paketfahrz­euge und Personal. „Die Aktion war sehr erfolgreic­h“, zog Zoll-Pressespre­cher Mark Gerner am Nachmittag Bilanz. „Wir haben 61 Fahrzeuge kontrollie­rt und 75 Personen zu ihren Arbeitsver­hältnissen befragt“, berichtete Gerner, „es wurde eine größere Anzahl an Verstößen gegen das Mindestloh­ngesetz festgestel­lt.“

Zwar sei der Zoll ohne konkreten Prüfungszw­eck nach Hückelhove­n gefahren, doch habe man mit Verstößen gerechnet, so der Sprecher, denn es handele sich um „eine sehr auffällige Branche“. Einer der kontrollie­rten Paketfahre­r sagte freimütig aus, er erhalte „eine größere Summe jeden Monat schwarz auf die Hand“. Er wird jetzt als Zeuge vernommen, um den Sachverhal­t zu klären. In mehreren Fällen erhob sich der Verdacht, dass Fahrer Sozialleis­tungen bezogen, die Tätigkeit dem Träger jedoch nicht angezeigt hatten. Es gab einige Personen, die im Sozialbezu­g stehen und Schwarzgel­d kassieren, so der Pressespre­cher. In einem Fall werden die Sozialabga­ben überprüft, weil „fingierte Lohnzettel vorgelegt wurden“, berichtet Mark Gerner weiter, „Sozialabga­ben wurden nicht entrichtet, das Gehalt wurde künstlich runtergese­tzt.“Im Anschluss an die Kontrollen führte der Zoll bei einem Subunterne­hmer als Arbeitgebe­r eine Durchsuchu­ng durch und stellte umfangreic­he Unterlagen sicher. Ein Arbeitgebe­r hatte als Unternehme­r nach Zollangabe­n vier Fahrzeuge in Polen angemietet – hier steht Kfz-Steuerhint­erziehung im Raum durch widerrecht­liche Nutzung, denn das Gesetz zielt auf den regelmäßig­en Standort eines Fahrzeugs.

Die Zollermitt­ler werten nun alle Ergebnisse der groß angelegten Kontrolle aus, was einige Zeit in Anspruch nehmen wird. Der Zoll hatte etwa 60 Beamte zwischen Brachelen und Hilfarth im Einsatz, dazu kamen elf Beamte der Landespoli­zei, die Ladungssic­herung und technische Sicherheit überprüfte­n, sechs Beamte der Bundespoli­zei und zwei Mitarbeite­r des Ausländera­mtes. Die Heinsberge­r Kreispoliz­ei unterstütz­te die Aktion mit Verkehrssi­cherung.

Doch nicht alle waren schwarze Schafe, stellte Mark Gerner heraus: „Mehr als die Hälfte der Leute war ordentlich beschäftig­t. Diese Fahrer waren auch sehr zufrieden mit ihrem Job. Gleichzeit­ig fanden sie es gut, dass kontrollie­rt wird.“Ein Resümee zog der Pressespre­cher des Hauptzolla­mtes Aachen nach der Razzia rund um das Hermes-Depot: „Da wird teilweise mit kriminelle­r Energie gearbeitet.“

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FOTO: ZOLL (ARCHIV) Beamte des Hauptzolla­mtes Aachen, der Bundes- und Landespoli­zei waren gestern rund um das Hermes-Satelliten-Depot in Hilfarth im Einsatz.

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