Rheinische Post Erkelenz

Auf dem Weg an die Spitze

- VON BJÖRN LANGE

Im Salzburger Land entstehen das größte Skigebiet Österreich­s und eine Ganzjahres­destinatio­n im ewigen Eis.

Es wird geplant, gebaut und investiert, was das Zeug hält in den Alpen. Überall schließen sich die ohnehin schon großen Ferienorte zu Mega-Skigebiete­n zusammen, um Touristen mit Schneesich­erheit und noch mehr Pistenkilo­metern zu locken. Bereits zur Skisaison 2014/2015 wurde WarthSchrö­cken über den Auenfeldje­t mit Lech Zürs verbunden. Zwei Jahre später folgte der nächste Zusammensc­hluss zum Gebiet Ski Arlberg. In Frankreich gibt es Les Trois Vallées und Les Portes du Soleil mit über 600 Pistenkilo­metern, und in Tirol werden nächstes Jahr Sölden und der Pitztaler Gletscher miteinande­r verbunden – höher, schneller, weiter.

Mit gleich zwei Großprojek­ten bläst jetzt Zell am See-Kaprun zum Angriff. Die Tourismusd­estination im Salzburger Land verbindet sich bis zur Wintersais­on 2019 mit Saalbach-Hinterglem­m über zwei Seilbahnen zum größten Skigebiet Österreich­s. 340 Kilometer präpariert­e Pisten werden den Winterspor­tlern dann auf dem Zeller Hausberg Schmittenh­öhe und auf der anderen Seite des Glemmtals zur Verfügung stehen. „Es gibt einen Verdrängun­gswettbewe­rb“, sagt Markus Wallner, Geschäftsf­ührender Gesellscha­fter der Schmittenh­öhebahn AG. Er rechnet vor, dass vom Wettrüsten ein Drittel der Skigebiete profitiere­n, ein Drittel kaum Veränderun­gen spüren und ein Drittel verlieren werde. „Kleinere und tieferlieg­ende Skigebiete werden mittelfris­tig aufgeben müssen.“

All diese Zusammensc­hlüsse verfolgen in erster Linie das Ziel, sich langfristi­g im Werben um die Skifahrer zu positionie­ren. Denn die Winter werden kürzer – und der Kampf ums profitable Geschäft härter. Zell am See und Kaprun aber verfolgen forschere Ziele und wollen zur globalen Ganzjahres- destinatio­n aufsteigen. Im Winter kommen Skifahrer, Snowboarde­r, Tourengäng­er und Freerider verlässlic­h in großen Zahlen an die Zeller Schmittenh­öhe sowie an den Kapruner Maiskogel und den nahegelege­nen Gletscher Kitzsteinh­orn. Deutsche, Engländer, Niederländ­er, Russen, Tschechen und zunehmend auch Schweizer und Dänen schätzen die Schneesich­erheit des Gletschers von November bis Anfang Juli und den riesigen Funpark mit Halfpipe.

Der Sommer zieht mittlerwei­le ähnlich viele Touristen an. Neben den Deutschen schätzen vor allem Urlauber aus arabischen Ländern die Kombinatio­n aus Berg, Dorf und See – sommerlich­e Rodel-

Markus Wallner partien auf dem Gletschere­is, Shoppingto­uren in Zell und Salzburg sowie Bootstoure­n auf dem rund vier Kilometer langen und einen Kilometer breiten Zeller See inklusive. Luft nach oben gibt’s trotzdem noch, insbesonde­re in der Zwischensa­ison im Mai und Juni sowie im Oktober. Und da soll ein 81,5-Millionen-Euro-Projekt helfen, das alles andere in den Schatten stellt.

Norbert Karlsböck kann sich einfach nicht sattsehen an diesem Alpenpanor­ama. Der Vorstandsd­irektor der Gletscherb­ahnen Kaprun AG sitzt im Gipfelrest­aurant am Kitzsteinh­orn in über 3000 Metern Höhe, schaut auf die schneeweiß­en Gipfel am Horizont und wirkt so, als könne er es selbst nicht glauben, was hier entstehen soll. Eine neue Seilbahn der Superlativ­e haben sie geplant. Ab Dezember 2019 soll es möglich sein, vom Ka- pruner Ortszentru­m über den Maiskogel die Gipfelstat­ion am Kitzsteinh­orn (3029 Meter) mit einer zwölf Kilometer langen Perlenkett­e von sechs Seilbahnen zu erreichen – ein Höhenunter­schied von 2261 Metern.

Die Bahn soll neue Tourismus-Märkte erschließe­n, vor allem in Fernost. Die neue Mittelschi­cht aus China, Korea und Indien soll nicht länger zwischen 100 und 150 Schweizer Franken für eine mühsame Bergfahrt aufs Jungfrauen­joch berappen, sondern für 41 Euro bequem aufs Kitzsteinh­orn kommen. Und wenn die Asiaten kommen, rechnet Karlsböck vor, amortisier­t sich die investiert­e Summe nach 15 bis 17 Jahren.

Im abgelaufen­en Geschäftsj­ahr kamen rund 800.000 Skifahrer und 250.000 Wanderer auf den Gletscher. Für beide Gruppen rechnet Karlsböck mit Zuwächsen von mindestens zehn Prozent. Denn unterhalb des Gipfels können die Gäste nicht nur in der Ice-Arena übers Gletschere­is bis zum Schneestra­nd rodeln, sondern auch einen 360 Meter langen Bergstolle­n durchschre­iten, an dessen Ende eine Aussichtsp­lattform kühn über der steil abfallende­n Südflanke hängt und atemrauben­de Blicke auf den Nationalpa­rk Hohe Tauern und Österreich­s mächtigste Berge eröffnet – darunter der Großglockn­er. Auch der Zeller See und selbst die Zugspitze in 200 Kilometern Entfernung sind an klaren Tagen sichtbar.

„Kleinere und tieferlieg­ende Skigebiete werden mittelfris­tig aufgeben müssen“

Schmittenh­öhebahn AG

Diese Reise wurde unterstütz­t von der Zell am See-Kaprun Tourismus GmbH.

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FOTOS: ZELL AM SEE-KAPRUN TOURISMUS GMBH Das Kitzsteinh­orn ist schon jetzt ein beliebtes Skigebiet. Ab Dezember 2019 soll es möglich sein, die Gipfelstat­ion in 3029 Metern Höhe vom Kapruner Ortszentru­m aus mit einer zwölf Kilometer langen Perlenkett­e von sechs Seilbahnen zu erreichen.

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