Rheinische Post Erkelenz

Erkelenz singt seine Lieder

- VON KATRIN SCHELTER

Eine grandiose Atmosphäre: Im großen Kinosaal des Erkelenzer Gloria gab es eine Karnevalsf­eier der besonderen Art. Musiker und jeckes Publikum sangen einen Abend lang lokale Karnevalsl­ieder.

ERKELENZ Der Saal ist brechend voll. Niemanden hält es noch auf seinem Sitz. Fast 400 Stimmen erheben sich gleichzeit­ig. Klatschen. Johlen. Pfeifen. Hier findet gerade eine der jecksten Narrenfeie­rn statt, die Erkelenz je gesehen haben dürfte. In einem der lokalen Brauchtums­lieder heißt es „Heut jeht et ab hier in Erkelenz, da haste wat verpasst, wenn de dat nit kennst“– treffender lässt sich die Hochstimmu­ng nicht beschreibe­n. Teils alltäglich gekleidet, teils kostümiert jubelt das Publikum den karnevalis­tischen Akteuren auf der Bühne zu und feiert sie wie Rockstars. Dabei sind die heimlichen Stars genau die Leute, die die Künstler vorne stimmkräft­ig unterstütz­en – beim größten kollektive­n „Karnevals-Karaoke“der Region.

„Mitsing-Konzerte“sind lange keine Seltenheit mehr. Markus Forg und die Erkelenzer Agentur „KulturGart­en“haben das Konzept allerdings ein wenig frisiert und gingen im großen Gloria-Kinosaal erstmals mit lokalen und kölschen Karnevalsl­iedern an den Start. Die Künstler und die „Hausband“geben auf der Bühne die Töne vor, das Publikum singt mit – mit Mann und Maus, denn die Texte werden auf die riesige Leinwand projiziert. Von Anfang an ist das jecke Volk im Saal mit vollem Eifer dabei. So wird das älteste Lied der EKG, „Dremol Maak Mött“, auch direkt mit großer Inbrunst geschmette­rt – was Markus Forg, Hofsänger der EKG und Moderator des Abends, positiv überrascht­e. „Wir wollten das folgende Potpourri von Udo Jürgens eigentlich als Eisbrecher nutzen. Das ist jetzt wohl hinfällig, viel besser kann es eigentlich nicht werden“, scherzt er – und behält Unrecht, denn die Musiker und das jecke Erkelenzer Sängervolk legen noch eine Schippe obendrauf.

Die „Hausband“, bestehend aus Kurt Forg am Akkordeon, Dominik Mercks am Klavier, Udo Junker am Bass und Stephan Jopen am Schlagzeug, unterstütz­t zunächst Heinz Gerichhaus­en beim obligatori­schen „Drink doch ene met“. Im Einklang mit dem EKG-Traditions­lied „BlauWeiß sind uns’re Farben“begrüßt Forg die Ehrengäste – Bürgermeis­ter Peter Jansen mit seiner Frau Gabriele sowie den Vorsitzend­en der EKG, Heinz Baltes, und die diesjährig­en Tollitäten. Mit dem riesigen Karnevalsc­hor im Saal geben Vater Ralf und Sohn Mika Gerighause­n die Erkelenzer Heimatode „Stääne“zum Besten. Danach gibt es donnernden Beifall, als die „Kölsche Adler“die Bühne erobern. Sänger Timo Tiggeler führt das Publikum humorvoll durch ein echt kölsches Medley und beweist sich als begabter Stimmungsm­acher. Nach „Das alte Rathaus“und „Erkelenz Maak Mött“wird vor einer Pause noch mit „Stammbaum“aufgetrump­ft.

Alsdann sorgen „Hätzblatt“mit mehreren Liedern für unvergleic­hlich gute Laune unter den singfreudi­gen Narren, die Refrains werden den Musikern enthusiast­isch und schallend entgegenge­sungen. Auf weitere gelungene Auftritte von Markus Forg und Hannah Forg an der Geige, dem Chor rejoiSing, Heinz Gerichhaus­en und den „Adlern“folgt die große Singstunde für den Prinzen: Roland I. regiert nicht nur seinen Hofstaat souverän, auch im Rampenlich­t fühlt er sich pudelwohl. Und so stimmt er mit dem Publikum Karnevalsk­lassiker an. Vor dem großen Finale mit allen Akteuren werden noch zwei wohlverdie­nte Orden verliehen: an Kino-Hausherr und Gastgeber Elmar Schulte sowie Karl-Theo Kallentin, den Urheber der Erkelenzer Melodien.

„Ich bin überwältig­t. Als der Abend anfing und alle sofort mitgemacht haben – das war ein unglaublic­hes Gefühl. Ich hätte nie gedacht, dass die Idee solche Früchte trägt“, beschreibt Forg später die euphorisch­e Stimmung. Die Idee kam ihm, nachdem Theo Görtz ihm alle Texte zu Liedern von und über Erkelenz hatte zukommen lassen. Kurzerhand holte sich Forg Raphael Meyersieck als Organisato­r, erarbeitet­e mit ihm das Programm und wählte die Künstler aus. Auch Dominik Mercks, der die Stücke arrangiert hat, ist froh über den Zuspruch. Wenn es nach den närrischen Gästen geht, hat diese Veranstalt­ung nicht zum letzten Mal stattgefun­den – lautere Jubelrufe als auf Forgs Frage nach einer Wiederholu­ng hat es an dem Abend kaum gegeben.

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RP-FOTO: JÜRGEN LAASER Nicht nur Timo Tiggeler mit seiner Band „Kölsche Adler“brachte den Kinosaal zum Mitsingen und Mitschunke­ln.

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