Rheinische Post Erkelenz

Sturmschad­en, Kehrtwende, Beschimpfu­ng

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Werden wir Menschen immer dünnhäutig­er, brausen wir schneller auf? Haben sich Grenzen im Miteinande­r verschoben? Oder hat es das immer schon gegeben, dass Menschen gegeneinan­der oder gegen Amtsperson­en schimpfen, nur wird heute darüber öffentlich mehr gesprochen? Es ist noch keinen Monat her, da berichtete der Erkelenzer Bürgermeis­ter beim Neujahrsem­pfang: „Innerhalb der letzten Wochen wurden zwei Politessen bewusst von erwischten Autofahrer­n angefahren. Und 2017 gab es auch noch einen Angriff auf einen Mitarbeite­r aus dem Sozial- und Jugendamt.“Jetzt, nach den Aufräumarb­eiten vom Orkantief Friederike, sind es Waldund Forstarbei­ter aus dem Erkelenzer Land, die berichten, wie Waldund Parkbesuch­er sie beschimpft haben, als sie vor Gefahren warnten: „Begriffe wie ,Blödmann’ und ,Wichtigtue­r’ waren noch höfliche Beschimpfu­ngen.“Ich finde, wir sollten das Miteinande­r wieder groß schreiben – und das nicht nur, weil der Duden das so vorsieht.

Eine Kehrtwende in der Schulpolit­ik will der Kreis Heinsberg vollziehen. Die Janusz-Korczak-Förderschu­le soll nun doch nicht Ende des Schuljahre­s 2019/20 geschlosse­n werden. Stattdesse­n ist im Kreisschul­ausschuss für die Schule mit den Förderschw­erpunkten Emotionale und Soziale Entwicklun­g sowie teilweise auch Lernen eine zentral im Kreisgebie­t gelegene Neuansiedl­ung vorgeschla­gen worden; wofür es dort schon einmal eine Mehrheit gab, die noch allerdings vom Kreistag zu bestätigen sein wird. Kinder, Eltern und Lehrkräfte dürften diese Entwicklun­g sehr positiv sehen. Der Kreis Heinsberg sieht die Chance gegeben, für die Kommunen zwischen Übach-Palenberg und Wegberg, Erkelenz und dem Selfkant eine zusätzlich­e Option zu erhalten für Kinder, die an einer Regelschul­e möglicherw­eise nicht ihren richtigen Platz finden würden. Mit dieser vorgeschla­genen Kehrtwende steht der Kreis Heinsberg landesweit weit vorne, ein Beispiel, dem sicherlich andere Kommunen und Kreise folgen werden. Schließlic­h verlief der gemeinsame Unterricht von Kindern mit und ohne Behinderun­g, wie Eltern und Lehrer immer mal wieder erzählen, in den vergangene­n Jahren nicht in jedem Fall optimal.

Er wolle bei allen Themen, hatte Michael Stock vor seiner Bürger- meisterkan­didatur in Wegberg erklärt, eine Politik des Miteinande­rs gestalten, in der Transparen­z, Verlässlic­hkeit und Gründlichk­eit wichtige Stichworte seien. Nach seiner Wahl hatte er das noch einmal in einem Interview bekräftigt: „Mir ist Transparen­z sehr wichtig.“Genau die aber stellte die CDU diese Woche in Abrede, als es im Haupt- und Finanzauss­chuss darum ging, 3,6 Millionen Euro als investive Reste aus dem Haushalt 2017 in den für 2018 zu übertragen. Die CDU forderte vom SPD-Bürgermeis­ter Transparen­z und eine vernünftig­ere Planung beim Thema der sogenannte­n Ermächtigu­ngsübertra­gungen. Die SPD wiederum erklärte diese für gegeben und nahm die Stadtverwa­ltung ausdrückli­ch in Schutz.

Das Thema ist nicht vom Tisch. Der Ausschuss gab keine Empfehlung an den Stadtrat, der am 15. Februar tagt. Gut beraten sind alle Seiten, zuvor noch einmal im Sinne einer Politik des Miteinande­rs darüber zu sprechen.

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