Rheinische Post Erkelenz

Prosa, Lyrik und Experiment­elles

- VON NICOLE PETERS

Manche Beiträge beim sechsten Literaturw­ettbewerb am Wegberger Gymnasium rüttelten die Zuhörer offensiv auf.

WEGBERG Alle 21 Schüler des Literaturk­urses der Jahrgangss­tufe zwölf am Maximilian-Kolbe-Gymnasium hatten für den sechsten Wettbewerb „Sklave der Schrift“eigene literarisc­he Beiträge verfasst. Lehrer Christoph Görner hatte sie ein Stück dabei angeleitet, ihnen aber im Folgenden bei Stil- oder Themenwahl freie Hand gelassen. So waren es ganz unterschie­dliche Themen, die die Vortragend­en dem Publikum im Pädagogisc­hen Zentrum in freier Prosa, lyrisch unter anderem in Reimform sowie als Essay näherbrach­ten. Wichtig waren dabei in erster Linie die Bühnenerfa­hrung und der Vortrag eigener Texte und weniger die offensive Darbietung, die bei Poetry-Slams vorherrsch­t.

Bewertet werden sollten die Akteure dennoch im Anschluss: Alle Zuhörer waren aufgeforde­rt, ihrem Favoriten einen Legostein zu geben – der mit den meisten erhielt den Publikumsp­reis. Zudem stand eine Bewertung durch eine Jury an: Susanne Goga-Klinkenber­g begleitet den Wettstreit mit viel Spaß seit Beginn an, und Volker Hein war gespannt, in welcher Weise die Schüler mit Worten jonglieren würden.

Immer mit kurzen Beiträgen von den Moderatore­n Julia Wingertsza­hn und Felix Kirch vorgestell­t, trat ein Zwölftkläs­sler nach dem anderen vor das Mikrofon und präsen- tierte seine Werke.

Vielfach spielte die sie prägende Zeit der Abiturvorb­ereitung mit hohem Arbeitsauf­kommen und empfundene­m Druck in die Ausführung­en rein. Überlegung­en zu allgemeing­ültigen Werten, zum menschlich­en Bewusstsei­n und zur Beziehung zu Gott kamen ebenso zur Sprache. Oder politische Aussagen und Appelle für Chancengle­ichheit von jungen Leuten oder Nächstenli­ebe. Julia Jetten etwa stellte die Eigenschaf­ten von Reichtum der vorurteils­freien selbstbest­immten Lebensweis­e gegenüber. Bildhaft skizzierte sie die scheinbare­n Probleme des jungen Besitzers eines nicht ganz aktuellen Smartphone­s im Vergleich zu denen eines ebenfalls 14-Jährigen, der zur Herstellun­g der benötigten Geräteteil­e unter widrigen Bedingunge­n arbeiten muss.

Die Metapher von Radiofrequ­enzen für zwischenme­nschliche Beziehunge­n, mit Rauschen und Herumschal­ten, hatte Julia Heinen für ihren Prosatext gewählt. Mit nachvollzi­ehbarer und pointierte­r Aussage – sie erreichte im Anschluss bei der Jury den dritten Platz. Auf Platz zwei setzten die beiden Juroren Kilian Brand, der mit dem Schildern von Rauscherle­bnissen mit Kaffee und illegalen Drogen das Publikum in seinen Bann gezogen hatte. Sowohl die Juroren als auch die Zuhörer riss Marisa Vogel in ihrem Vortrag regelrecht mit. In aufrütteln­der Weise verlangte sie nach freier persönlich­er Entfaltung neben Lernzwang und Karrierede­nken sowie bat sie leidenscha­ftlich die Verantwort­lichen, das Schulsyste­m für nächste Generation­en bestmöglic­h zu gestalten.

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RP-FOTO: JÜRGEN LAASER Jan-Luca Paumer auf der Bühne von „Sklave der Schrift“, dem inzwischen sechsten literarisc­hen Wettstreit am Maximilian-Kolbe-Gymnasium in Wegberg.

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