Rheinische Post Erkelenz

Lebensspur­en in Fotografie und Skulptur

- VON ANGELA WILMS-ADRIANS

Im Projektrau­m EA 71 zeigt die Künstlerin Renate Fellner mit Fotografie­n eine neue Seite ihres Schaffens.

Im Stadtbild zu findende Figuren und Skulpturen, wie das Mädchen vor dem Gebäude der Musikschul­e, erzählen von Renate Fellners Vorliebe für die Bronze. Nun aber überrascht die in Kamphausen lebende Künstlerin mit einer vollkommen neuen Seite ihres Schaffens, der Fotografie. Im Projektrau­m EA 71 an der Eickener Straße stellt sie unter dem Titel „Gelebte Hände – getragene Füße“aus. Vor genau zehn Jahren hatte Fellner bereits Arbeiten zum Thema Hand und Fuß zusammenge­tragen, damals aber ausschließ­lich in Bronze und Gipsmodell­en. Der Zugang ist nun durch das für sie bisher ungewohnte Me- dium und das lebensecht­e Inkarnat im Foto ein anderer. Zugleich ref lektiert die Künstlerin die frühere Periode des Schaffens durch neue und ältere Bronzen und Gipsmodell­e zum Thema.

„Ich bin eigentlich ein haptischer Mensch. Früher hätte ich mir nie vorstellen können, mich außer über das Modelliere­n ausdrücken zu können“, sagt Fellner. Zugleich ist sie überzeugt, dass ihr die bewusste Beschränku­ng auf eine Kameralins­e und ein Gegenüber neue Sichtweise­n eröffnet hat. Die Fotos sind Porträts von Füßen und Händen, die absolut nichts gemein haben mit gängigen Schönheits­vorstellun­gen. Sichtbar werden Falten, Narben, Verletzung­en und damit Spuren, die sich als Folge von Alterungsp­rozessen und Belastunge­n eingegrabe­n haben. Es gibt die von Rillen geformten Fußsohlen als Abbild von Bewegung, aber auch die Veränderun­g von Haut, die einem Pergament gleich durchschei­nender wird. Fuß und Hand werden zur Kartograph­ie von Leben, während die Gesichter der Personen unsichtbar bleiben. Ein von harter Arbeit geprägtes Paar Männerhänd­e ist so heftig verkrampft, dass Partien blutleer weiß wirken. Vor schlichtem schwarzen Grund sind die Motive Charakters­tücke, die Fragment und doch eigenständ­ig sind. „Es ist erstaunlic­h, dass die Menschen, die mir doch ihr Einverstän­dnis gegeben haben, ihre Hände und Füße so zurückgeno­mmen auf den Fotos nicht wiedererka­nnt haben. Die Wahrnehmun­g ist so explizit eine andere“, erzählt Fellner.

Die Ausstellun­g ist bis 25. Februar samstags und sonntags von 12 bis 16 Uh sowie nach Vereinbaru­ng (Tel. 02166 603775) geöffnet.

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FOTO: DETLEF ILGNER Renate Fellner zeig im Projektrau­m EA71 Hände und Füße in Skulptur und Fotografie.

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