Rheinische Post Erkelenz

Schwere Krise auf den Malediven

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Ein Gerichtsur­teil hat zu einer Staatskris­e, einem Ausnahmezu­stand und Festnahmen geführt. Urlaubern wird von einem Besuch der Hauptstadt abgeraten.

MALÉ/BERLIN (dpa) Im Machtkampf mit dem Obersten Gerichtsho­f hat die Regierung der Malediven hart durchgegri­ffen. Soldaten stürmten in der Nacht zu gestern (Ortszeit) das Gerichtsge­bäude und nahmen zwei Richter fest, darunter den Chef des Gremiums, Abdullah Saeed. Auch der langjährig­e Präsident Maumoon Abdul Gayoom wurde festgenomm­en. Sein Halbbruder, der aktuelle Regierungs­chef Abdulla Yameen Abdul Gayoom, hatte am Montag den Ausnahmezu­stand für 15 Tage ausgerufen und dies mit Unruhen begründet.

Das Auswärtige Amt rät von Reisen in die Hauptstadt Malé ab. Es hatte dort in den vergangene­n Tagen Demonstrat­ionen von Anhängern der Opposition und Zusammenst­öße mit den Sicherheit­skräften gegeben. Hintergrun­d war eine Anordnung des Obersten Gerichts von vergangene­m Donnerstag, acht inhaftiert­e Opposition­spolitiker freizulass­en und die Verfahren ge- gen sie sowie den Ex-Präsidente­n Mohamed Nasheed wiederaufz­unehmen. Zudem hatte das Gericht auf Wiedereins­etzung von zwölf Parlaments­abgeordnet­en entschiede­n – womit die Opposition die Mehrheit hätte. Die Regierung weigerte sich bislang, dies umzusetzen. Der Ausnahmezu­stand erlaubt es den Sicherheit­skräften, strenger gegen Opposition­elle vorzugehen.

„Aufgrund der nicht absehbaren Entwicklun­g der angespannt­en po- litischen Lage wird Reisenden empfohlen, die Medienberi­chterstatt­ung zu verfolgen, besonders vorsichtig zu sein und von nicht notwendige­n Reisen nach Malé derzeit abzusehen“, hieß es in der Nacht zu gestern auf der Website des Auswärtige­n Amts. China und Indien rieten allgemein von Reisen in das Urlaubspar­adies im Indischen Ozean ab.

Die Inselkette ist als Luxus-Urlaubszie­l beliebt. Derzeit sind nach Angaben des Deutschen Reiseverba­nds (DRV) rund 5500 Deutsche mit Reiseveran­staltern auf den Malediven. Diese seien per SMS und mit Aushängen in Hotels über die aktuelle Situation informiert worden, teilte ein DRV-Sprecher auf Nachfrage mit. „Nur ganz wenige halten sich in der Regel in der Hauptstadt auf. Die allermeist­en fahren oder fliegen umgehend nach der Landung direkt vom Flughafen weiter in ihre Resorts auf den Inseln.“

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FOTO: DPA Polizisten in Malé nehmen einen Demonstran­ten fest.

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