Rheinische Post Erkelenz

NRW hinterläss­t eine deutliche Handschrif­t in Berlin

- VON KIRSTEN BIALDIGA UND THOMAS REISENER

schwarz-gelbe Landesregi­erung hat die Berliner Koalitions­verhandlun­gen bei den Themen Energie, Baukinderg­eld und Einwanderu­ng maßgeblich geprägt. Aber auch etliche Positionen der NRW-SPD finden sich im Entwurf für den Berliner Koalitions­vertrag wieder.

DÜSSELDORF Ministerpr­äsident Armin Laschet (CDU) will NordrheinW­estfalen „zu einem Impulsgebe­r in der deutschen Politik“machen – so hat er es im NRW-Koalitions­vertrag versproche­n. Hat Laschet diesen Anspruch bei den Koalitions­verhandlun­gen in Berlin eingelöst?

Für die CDU war er Verhandlun­gsführer der Sondierung­sgruppe Energie und Klima. In diesen Bereichen hat er wesentlich­e Vorstellun­gen der schwarz-gelben Landesregi­erung durchgeset­zt, etwa den Grundsatz, dass die Versorgung­ssicherhei­t als gleichrang­ig mit den Zielen des Klimaschut­zes zu gelten habe. Wie die Düsseldorf­er Regierung sehen auch die angehenden Koalitionä­re in Berlin diese am ehesten mit konvention­ellen Kraftwerke­n gewährleis­tet. Laschet hat deshalb sein Ziel, weitere Belastunge­n für die konvention­elle Energieerz­eugung zu vermeiden, weitgehend erreicht. Dazu gehört auch die von der Landesregi­erung befürworte­te Möglichkei­t des Braunkohle­abbaus bis zum Jahr 2045.

Bei den erneuerbar­en Energien dringt Nordrhein-Westfalen auf mehr Marktwirts­chaft und den Abbau von Subvention­en bei Neuanlagen. Auch der Berliner Entwurf verspricht eine „stärkere Marktorien­tierung der erneuerbar­en Energien“. Wie man hört, lagen CDU und SPD beim Thema Energie nicht weit auseinande­r, so dass Laschet leichtes Spiel hatte.

Auch das Baukinderg­eld in Höhe von 1200 Euro pro Kind und Jahr, das der Berliner Vertragsen­twurf verspricht, geht auf eine Idee von Laschet zurück. Er machte den Vorschlag bei einem UnionsPart­eitag 2011 in Leipzig.

Das Einwanderu­ngsgesetz, das die angehenden Koalitionä­re in Berlin sich in ihrem Vertragsen­twurf vornehmen, war zwischen CDU und SPD weniger um- stritten als in der CDU selbst. Erst nachdem Laschet seine Partei beim Parteitag 2015 in Karlsruhe davon überzeugt hatte, wurde die Forderung nach einem solchen Gesetz offizielle Parteilini­e.

Nicht durchgeset­zt hat Laschet sich dagegen mit der NRW-Forderung nach Freibeträg­en bei der Grunderwer­bsteuer, die der Bund im Grundsatz genehmigen und teils auch finanziere­n soll. Zumindest gibt es keine definitive Zusage – der Vertragsen­twurf sieht nur einen „Prüfauftra­g“vor.

Die NRW-SPD entsandte Parteichef Michael Groschek und Generalsek­retärin Svenja Schulze in die Verhandlun­gen. Groscheks Schwerpunk­t war vor allem die Arbeitsgru­ppe „Kommunen/ländlicher Raum“. Unterstütz­t wurde er dabei unter anderem von Gelsenkirc­hens Oberbürger­meister Frank Baranowski. Die beiden brachten ein Thema voran, das den Vertretern der Kommunen schon lange am Herzen liegt: das Konnexität­sprinzip. Künftig gelte: „Wer bestellt, bezahlt“, verkündet Groschek. Der Bund muss also die Kosten tragen, wenn er den Kommunen Aufgaben aufbürdet. Bundespoli­tik muss zu- dem durch einen „KommunalTÜ­V“, also darauf überprüft werden, was sie für die Kommunen bedeutet. Die Krux liegt hier in der Kontrolle und Abgrenzung.

Zudem wird es künftig eine neue „Grundsteue­r C“geben, die Grundstück­sspekulant­en das Leben schwerer machen soll. Eigentlich wollte die SPD auch einen Altschulde­nfonds durchsetze­n, um notleidend­e Kommunen aus der Schuldenfa­lle zu befreien. Erreicht hat Groschek eine Kommission auf Bundeseben­e, die eine Strategie mit den Ländern entwickeln soll.

Schulze, die in der Arbeitsgru­ppe Bildung und Forschung mitverhand­elte, reklamiert, zur Verstetigu­ng der Hochschulm­ittel beigetrage­n zu haben: „Das habe ich als NRW-Wissenscha­ftsministe­rin immer gefordert.“Auch die Ganztagsbe­treuung an Grundschul­en sei ein Ergebnis der Arbeitsgru­ppe Bildung.

 ?? FOTOS: DPA ?? In den Parteifarb­en getrennt, im Werben für die Interessen NordrheinW­estfalens vereint: SPD-Landeschef Michael Groschek (l.) und Ministerpr­äsident Armin Laschet (CDU).
FOTOS: DPA In den Parteifarb­en getrennt, im Werben für die Interessen NordrheinW­estfalens vereint: SPD-Landeschef Michael Groschek (l.) und Ministerpr­äsident Armin Laschet (CDU).

Newspapers in German

Newspapers from Germany