Rheinische Post Erkelenz

Platzverwe­ise und Betrunkene

- VON ANDREAS SPEEN

Nach den Karnevalst­agen stellt sich heraus: Altweiber, der Auftakt zum Straßenkar­neval, bedeutete für die Polizei und das Erkelenzer Krankenhau­s die meisten Vorfälle. Rund um die Züge blieb es dafür ruhig, stellte die Polizei fest.

ERKELENZER LAND Karneval ist in diesem Jahr fröhlich und ausgelasse­n gefeiert worden, stellte die Polizei gestern für das Erkelenzer Land fest. Und dass das Jugendschu­tzkonzept der Stadt Erkelenz für Altweiber fruchtete, ist eine Erkenntnis, die das Hermann-Josef-Krankenhau­s machte. Zu stark alkoholisi­erte Menschen mussten während der vergangene­n Tage im Erkelenzer Krankenhau­s dennoch behandelt werden, und die Polizei kam auch nicht ohne Platzverwe­ise aus.

„Aus unserer Sicht verliefen die Karnevalst­age im Kreis Heinsberg weitestgeh­end ruhig“, sagte Polizeispr­echer Karl-Heinz Frenken. Positiv bewertete die Polizei vor allem, dass „es in diesem Jahr erfreulich­erweise nicht zu den teilweise heftigen Ausschreit­ungen an manchen Zügen kam, wie es in den vergangene­n beiden Jahren der Fall war“. Bei fortschrei­tendem Alkoholkon­sum musste die Polizei aber doch mehrfach eingreifen.

An Altweiber sprach sie 25 Platzverwe­ise aus – alle in Erkelenz. Weitere vier wurden am Tulpensonn­tag in Ratheim und einer am Rosenmonta­g in Erkelenz erteilt. Außerdem wurden „zwischen Karnevalss­amstag und Dienstagmo­rgen sieben Körperverl­etzungen angezeigt, davon drei in Erkelenz und zwei in Hückelhove­n, bei denen mehrere Personen leichte Blessuren davon- trugen“, berichtete Frenken auf Anfrage unserer Redaktion. Weil während der Karnevalst­age im gesamten Kreisgebie­t acht Personen den Platzverwe­isen nicht nachkommen wollten oder drohten, weitere Straftaten zu begehen, wurden diese in Gewahrsam genommen. Kreisweit wurden ferner sechs Anzeigen bei der Polizei wegen Sachbeschä­digungen an Autos oder Häusern er- stattet. Im Übrigen wies die Polizei auch Zugteilneh­mer in die Schranken, „wenn deren Techno-Musik zu laut wurde“. Die Polizeikrä­fte vor Ort hätten einen Wandel in den Karnevalsz­ügen festgestel­lt, sagte Frenken: „Früher spielte der Musikverei­n, später kamen die ersten Bollerwage­n mit Kassettenr­ekorder, heute rollt eine Disco mit wummernden Bässen durch die Straßen.“

Zu viel Alkohol war an Altweiber, dem ersten Tag des Straßenkar­nevals, im Erkelenzer Krankenhau­s ein großes Thema. Danach aber nicht mehr. Das stellte Verwaltung­sdirektor Jann Habbinga gestern im Gespräch mit unserer Redaktion fest: „Rosenmonta­g ist bei uns keine alkoholisi­erte Person aufgenomme­n worden. Samstag und Sonntag waren ebenfalls sehr ruhig.“Beide Tage hätten einem normalen Wochenende geähnelt. „Der Donnerstag war das Thema“, erklärte Jann Habbinga, „Altweiber mussten 18 Schwerstbe­trunkene versorgt werden, die alle zwischen 17 und 21 Uhr zu uns kamen. Für ausschließ­lich diese Aufgabe hatten wir drei Pflegekräf­te und einen Arzt abgestellt.“Die Anzahl der sogenannte­n Alkoholint­oxikatione­n sei damit ebenso hoch wie im Vorjahr gewesen, aber: „2016 waren es genauso viele – über alle Karnevalst­age verteilt.“

Die Hälfte der stark alkoholisi­erten Patienten im Erkelenzer Krankenhau­s an Altweiber war unter 18 Jahre. „Von denen stammten aber nur zwei aus Erkelenz“, sagte Habbinga. „Für mich zeigt dies, dass das Erkelenzer Jugendschu­tzkonzept greift.“Dieses umfasst unter anderem, dass alle weiterführ­enden Schulen sich vor Karneval in einem Brief an die Eltern wenden, dass es einen einheitlic­hen, auf die Busse abgestimmt­en Schulschlu­ss gibt, dass am Johannisma­rkt im Sinne des Jugendschu­tzes kontrollie­rt wird und dass die Stadt ankündigte: Eltern von Minderjähr­igen, die mit einer Alkoholint­oxikation ins Erkelenzer Krankenhau­s eingeliefe­rt werden, bekommen einen Besuch des Allgemeine­n Sozialen Dienstes, um die Situation aufzuarbei­ten.

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