Rheinische Post Erkelenz

Mehr Futter für die Wildbienen

- VON GABI LAUE

Auf Antrag der Grünen im Bau- und Umweltauss­chuss soll die Verwaltung geeignete Flächen für Streuobst- und Wildblumen­wiesen im Stadtgebie­t benennen. Für ein Grünfläche­nkataster wird eine Datenbank angelegt.

HÜCKELHOVE­N Im Stadtgebie­t gibt es bereits große naturbelas­sene zusammenhä­ngende Grünfläche­n – auf den Halden, im Wald, am langen Band der Rurniederu­ng, an renaturier­ten Ufern von Baggerseen. Doch das ist den Grünen nicht genug. Die Fraktion hatte mit einem Antrag angeregt, für die Stadt Hückelhove­n ein Grünfläche­nkonzept aufzustell­en mit Maßnahmen zum Schutz von Fauna und Flora auf städtische­n Flächen. Das sollte dem Artensterb­en, insbesonde­re bei den Insekten, entgegenwi­rken. Im Bauund Umweltauss­chuss wurde das Ansinnen diskutiert.

Im Beschlussv­orschlag für den Ausschuss wird empfohlen, auf ein umfassende­s Konzept zu verzichten, jedoch dem Antrag der Grünen insofern zu entspreche­n, dass die Verwaltung den Arbeitsauf­trag be- kommt, geeignete Flächen für Streuobst- oder Wildblumen­wiesen zu benennen. Ein „Zurückzieh­en auf den Status quo“gefalle der Fraktion nicht, unterstric­h Brigitte Brenner, die darauf hinwies, dass die Grünen bereits vor acht Jahren nach einem Grünfläche­nkataster gefragt haben. „Es ist ein schöner Beginn, Blühfläche­n zu schaffen, aber noch zu wenig“, argumentie­rte Brenner. Denn: „Die Wildbiene frisst da, wo sie lebt, und fliegt nicht weit.“In den Gärten hingegen nehme die „Verkiesung“zu, zunehmend würden Folien verlegt und hohe Zäune gezogen. Um Insekten Nahrung zu bieten, gebe es „noch ordentlich viel zu tun“.

Die Verwaltung hingegen glaubt, dass die Stadt bereits besser dasteht als manche Nachbargem­einden, deren Anteil an intensiv bewirtscha­fteten Ackerfläch­en deutlich größer sind. „Kleinräuml­ich be- trachtet agiert die Stadt seit Jahren ökologisch orientiert und dies auch schon, bevor das Insektenst­erben thematisie­rt wurde“, heißt es in der Vorlage für den Ausschuss. Die führt Beispiele auf: Der weitaus größte Teil des Straßenbeg­leitgrüns sei mit heimischen Stauden und Gehölzen bepflanzt. Im Wohngebiet Ruraue seien Lärmschutz­wälle rund um Bolzplatz und Auenland-Spielplatz mit „Gehölzen der potenziell­en natürliche­n Vegetation und mit Blühsträuc­hern“bestückt. Im Frühjahr werde dort eine Wildkrautm­ischung als Unterbewuc­hs hinzugefüg­t. Allerdings würden auch Kompromiss­e gemacht: In kleinere Baumbeete werden schlanke oder kugelförmi­ge Zuchtforme­n heimischer Baumarten gesetzt, damit es später keine Probleme mit Wurzeln gibt. Große Gärten, wie sie in älteren Wohngebiet­en in großer Zahl zu finden sind, würden gar für die Ze- chensiedlu­ng am Wadenberg im „Integriert­en Handlungsk­onzept“festgeschr­ieben.

Auch Streuobstw­iesen in Plänen festzusetz­en, wurde bereits praktizier­t: in den Bebauungsp­länen Schmiedega­sse und „Netto“in Brachelen. Das werde auch künftig erfolgen, wenn sich Flächen dazu eignen, zum Beispiel bei der noch zu gestaltend­en Fläche an Schacht 3, wo bei der geplanten Arena „Sophia-Jacoba Open Air“eine grünraumve­rnetzende innerstädt­ische Parkanlage entstehen soll. Hier seien zwischen Millicher und Schaufenbe­rger Halde sowohl Streuobstw­iesen als auch Wildblumen­teppiche umsetzbar.

Eine andere praktizier­te Methode, „Natur auf Zeit“, sei es, auf brachliege­nden Gewerbeflä­chen bis zu einer künftigen Nutzung die Natur walten zu lassen, so dass sich im Lauf der Jahre eine Vegetation ungestört entwickeln kann. Zudem betonte die Verwaltung, das Thema „Insektenst­erben“sei durchaus ernst zu nehmen und die Stadt habe keineswegs Abstand genommen von der Absicht, ein Grünfläche­nkataster zu erstellen. Das bezöge sich aber mehr darauf, Pflegeinte­nsität und Personalbe­darf des Bauhofes festzustel­len. Technische­r Beigeordne­ter Achim Ortmanns: „Das System gibt es jetzt und wird mit Daten gefüttert.“

Die umfangreic­he Ausarbeitu­ng der Verwaltung lobte CDU-Fraktionsv­orsitzende­r Heinz-Josef Kreutzer: „Sie zeigt, dass wir umweltfreu­ndlich sind, ein Kataster wäre zu bürokratis­ch. Den Anfang machen wir, dann wird sich das Weitere zeigen.“Mit dem Vorschlag der Verwaltung konnten sich dann auch die Grünen anfreunden, so wurde die Empfehlung an den Stadtrat einstimmig ausgesproc­hen.

 ?? RP-FOTO: FRANZ-HEINRICH BUSCH (ARCHIV) ?? Eine Wildblumen­wiese ist nicht nur Farbtupfer, sondern auch ein reich gedeckter Tisch für Bienen und Insekten.
RP-FOTO: FRANZ-HEINRICH BUSCH (ARCHIV) Eine Wildblumen­wiese ist nicht nur Farbtupfer, sondern auch ein reich gedeckter Tisch für Bienen und Insekten.

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