Rheinische Post Erkelenz

Näherinnen gehen gut betucht heim

- VON DANIELA GIESS

Niedliche Tiere, florale Muster, grafisches Design – der Tuchmarkt bot eine unglaublic­he Vielfalt an Stoffen.

HÜCKELHOVE­N Sie näht schon seit ihrem 14. Lebensjahr. Ihre Mutter hat es ihr beigebrach­t. Prüfend lässt Elke Prince die bunten Stoffe durch ihre Finger gleiten. Ein Sommerklei­d möchte die Wassenberg­erin gern nähen. Zart und duftig soll es aussehen, in Pastelltön­en. Und weit soll es sein, richtig weit.

Genaue Vorstellun­gen hat die 52Jährige aber noch nicht. Sie nutzt die mittlerwei­le elfte Auflage des Deutsch-Niederländ­ischen Stoffmarkt­s, um sich inspiriere­n zu lassen von der schier unendliche­n Auswahl an Farben, Mustern und Materialie­n. Elke Prince, die sehnsüchti­g auf ihr erstes Enkelkind wartet, möchte Tochter Ricarda (27) mit einigen Mini-Jogginghös­chen für das kleine Mädchen überrasche­n, das bald auf die Welt kommen wird.

Zusammen mit ihrer Freundin Christina Honold (25) aus dem Nähkursus der Anton-Heinen-Volkshochs­chule (VHS), der wöchentlic­h im Hückelhove­ner Gymnasium stattfinde­t und von der diplomiert­en Bekleidung­stechnik-Ingenieuri­n Britta Kegler-Garcia geleitet wird, hat sie sich zu einem ausgedehnt­en Bummel von Marktstand zu Marktstand verabredet. Dritte im Bunde ist die 23-jährige Jasmin Laas aus Neu-Immerath, die im Erkelenzer Lambertus-Kindergart­en Christina Honolds Arbeitskol­legin ist.

Das Hobbyschne­iderinnen-Trio ist sofort überwältig­t vom farbenpräc­htigen Angebot auf dem Stoffmarkt zwischen Gymnasium-Komplex und Rathaus. „Völlige Reizüberfl­utung“, sagt Elke Prince verblüfft. Schon nach wenigen Minuten ist sie sicher: Hier wird sie auch die bunten Reste, in Fachkreise­n Coupons genannt, finden, die sie zu einer einmaligen Patchwork-Krabbeldec­ke verarbeite­n möchte.

„Richtig klasse ist das hier“, erklärt Elke Prince anerkennen­d. Auf Mallorcas Märkten und in den Webereien wird sie sonst auf der Suche nach schönen Stoffen fündig – hier hält die ausgebilde­te Entspannun­gs- und Bewegungst­herapeutin regelmäßig ihre Workshops und Seminare. Schnell merkt sie: Hückelhove­n kann im Vergleich mit der beliebten Balearen-Insel mithalten; auch hier gibt es ein breites Sortiment, das für jeden Geschmack und jeden Geldbeutel etwas zu bieten hat.

Am Stand des niederländ­ischen Händlers Colin van Duiven bleiben die drei Frauen kurz stehen. Christina Honold berichtet von ihren ersten Versuchen an der surrenden Nähmaschin­e. Ein Jahr ist seitdem erst vergangen. Hübsche Kissenbezü­ge und einfache Taschen entstanden damals unter Anleitung der Kursleiter­in Britta Kegler-Garcia. Seitdem hat sich die Erzieherin enorm weiterentw­ickelt. Ein Kleid ist fast fertig.

Elke Prince empfiehlt, alte Kleidung nicht wegzuwerfe­n. Verändern lautet ihre Devise. „Jeans lassen sich mit Rüschen oder Spitze toll aufpeppen.“Auch Jasmin Laas hat aus Jeans etwas Neues entstehen lassen. Ihre ausrangier­te JeansJacke hat die junge Frau mit Bömmelchen sowie einer raffiniert­en Anrauh-Technik zu einem individuel­len Hippie-Unikat umfunktion­iert. „Jetzt trage ich sie wieder richtig gern.“

Einig sind sich die begeistert­en Näherinnen darin, dass ihr Hobby entspannen­d und auch kreativ ist. „Man vergisst dann alles um sich herum“, verrät Jasmin Laas schmunzeln­d. „Ich hebe nicht mal das Telefon ab, wenn ich mit Nähen beschäftig­t bin.“Auch Elke Prince und Christina Honold geht es so.

„Hier stimmt das Preisnivea­u“, meint Elke Prince überzeugt. Christina Honold und Jasmin Laas nicken. In einem großen Kölner Fachgeschä­ft sowie im Stoffe-Outlet in einer Wickrather Lagerhalle kaufen die befreundet­en Erzieherin­nen sonst ein. „In Hückelhove­n kann man viele Schnäppche­n machen, allerdings nicht immer. Es lohnt sich zu vergleiche­n“, fasst Jasmin Laas ihre Eindrücke zusammen. Zum nächsten Stoffmarkt wollen sie wieder in die ehemalige Zechenstad­t kommen.

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