Rheinische Post Erkelenz

Die Philosophe­n sind los

- VON ARMIN KAUMANNS

Beim 4. Sinfonieko­nzert dirigiert Mihkel Kütson Werke von Vaughn Williams, Leonard Bernstein und Richard Strauss.

Alle drei Komponiste­n des 4. Sinfonieko­nzerts haben in den musikalisc­hen Strömungen ihrer Zeit zumindest „nicht mitgeschwo­mmen“, wie Mihkel Kütson es formuliert. Beim Plaudern über das am Beginn der Probephase stehende Projekt stehen für den Dirigenten der Niederrhei­nischen Sinfoniker und GMD des Theaters jedoch die Inhalte der gespielten Werke im Fokus. „Die Philosophe­n sind los“, scherzt er im Hinblick aufs Programm. Und da tummeln sich mit Ralph Vaughn Williams’ „The Wasps“die Ouvertüre zu einer Aristophan­es-Tragödie, mit Leonard Bernsteins „Serenade“eine Sammlung von Charakters­tücken über antike Philosophe­n und mit Richard Strauss’ „Also sprach Zarathustr­a“reinster Nietzsche in Tönen.

Diese Symphonisc­he Dichtung ist der Blockbuste­r im Programm. „Der Sonnenaufg­ang gehört zum Weltkultur­erbe der Klassische­n Musik“, scherzt Kütson über den berühmten Beginn, der nicht erst seit Kubricks „2001 – Odyssee im Weltall“in aller Ohren ist und bleibt. Es folgen dann aber noch 30 Minuten, in denen die zu extra großer Besetzung erweiterte­n Sinfoniker reichlich und dankbar Gelegenhei­t haben, „den Strauss’schen Klangkosmo­s zu sezieren“, wie Kütson sagt. Eine anspruchsv­olle aber dankbare Aufgabe sei das, und außerdem eins der Lieblingss­tücke des Konzertpub­likums: bei der Frage nach den Favoriten vor zwei Jahren sei Brahms „Zweite“nur knapp vorn gewesen.

Ralph Vaughan Williams „Wespen“bediene sich des „urenglisch­en“Sounds, wie Kütson erklärt. Übriggebli­eben von einer fünfsätzig­en Bühnenmusi­k zum altgriechi­schen Drama lässt die Ouvertüre mit anschwelle­nden Streichert­rillern und stichartig­en Fanfaren gestopfter Hörner einen Schwarm der wenig beliebten Insekten durch den Konzertsaa­l summen. „Ein unterschät­zter Komponist“, sagt Kütson – vielleicht im Hinblick auf zukünftige Konzertpro­gramme.

Leonard Bernstein hat sich mit uramerikan­ischem Ton aus den Wirren der seriellen Musik um ihn herum herausgeha­lten. Seine „Serenade“spielt mit den Eigenheite­n und Eitelkeite­n griechisch­er Philosophe­n. Zu dieser ungemein farbigen, temperamen­tvollen und geradezu groovigen Musik hat der spätere Komponist der „West Side Story“1954 nur eine Solo-Violine, ein Streichorc­hester, Harfe und – immerhin – fünf Schlagzeug­er verwendet. Als Solistin kommt die finnische Geigerin Elina Vähälä mal wieder an den Niederrhei­n. Nach ihrem umjubelten Einstand in der vergangene­n Spielzeit ist sie gerade im amerikanis­chen Raum zurzeit höchst erfolgreic­h. Sie verbindet intensiv warme Klangfarbe­n mit dem intelligen­ten Faible für die Musik des 20. Jahrhunder­ts, schwärmt Kütson. Er wird mit seinem Orchester wohl für lange Zeit zum letzten Mal in der KFH auftreten, die ja ab März renoviert wird. Termine: 22. Februar, KFH; 28. Februar, Konzertsaa­l im Theater; jeweils 20 Uhr; Karten gibt es unter der Nummer 02166 6151100

Newspapers in German

Newspapers from Germany