Rheinische Post Erkelenz

Der TVK fällt in sich zusammen

- VON GEORG AMEND

Ohne die Grundtugen­den im Handball – Kampf, Einsatz, Wille und Leidenscha­ft – verlieren die Korschenbr­oicher ihr Heimspiel gegen Longerich 25:36. Mit dieser mangelnden Einstellun­g ist der Relegation­splatz nicht zu erreichen.

HANDBALL, 3. LIGA Ronny Rogawska hat in der Bundesliga als Profi gespielt und dort auch seine ersten Schritte als Trainer gemacht. Taktisch kann er seine Mannschaft­en immer bestens vorbereite­n, doch gewisse Dinge müssen Spieler auch selbst mitbringen. Grundtugen­den wie Einsatz, Wille, Kampf- und Laufbereit­schaft – das sind die Dinge, die jeder Trainer voraussetz­en muss. Umso enttäuscht­er war Rogawska nach der 25:36 (12:19)-Niederlage seines TV Korschenbr­oich im Heimspiel gegen den Tabellenfü­nften SC Longerich. „Das war wirklich nicht schön“, sagte der Däne. „Da war kaum Gegenwehr, jeder hat für sich alleine gespielt, es

Ronny Rogawska wurden keine Zweikämpfe angenommen – alles solche Dinge, die man zu einem Spiel schon mitbringen muss, haben gefehlt.“

So lag der Tabellenvo­rletzte nach gerade einmal zehn Minuten schon fast aussichtsl­os 1:8 zurück, die 19 Gegentreff­er zur Pause waren nicht nur für Rogawskas Geschmack „deutlich zu viel“. Der Trainer war so auch „mit der Abwehrleis­tung bei Weitem nicht zufrieden“und monierte: „Es geht in unserer Situation darum, Einstellun­g zu zeigen und den Abstiegska­mpf anzunehmen. Wir können noch den Relegation­splatz erreichen, dafür muss man aber Leidenscha­ft und Engagement von Anfang an in der Abwehr an den Tag legen. Wenn man das nicht tut, geht es eben schnell gegen eine so gut eingespiel­te Mannschaft wie Longerich.“

Ein wenig bäumte sich der TVK in der zweiten Halbzeit noch auf, kam auch durch die ordentlich aufgeleg- ten Rückraumsp­ieler Steffen Brinkhues, der fünf Tore warf, und Nicolai Zidorn (8) zwischenze­itlich auf 18:23 heran. „Da war die Einstellun­g ein bisschen anders“, sagte Rogawska, der dann aber zusehen musste, dass das nur ein Strohfeuer gewesen war. „Dann wurden wieder die gleichen leichten Fehler wie am Anfang gemacht und wir haben viel zu viele Tore kassiert“, sagte der Trainer. „Das bringt mich zum Glühen. Diese vielen Gegentore, allein 19 in der ersten Halbzeit. Da habe ich mich schon gefragt: Was ist denn hier los?“, berichtete Rogawska und ergänzte: „Jeder kann kämpfen, aber im Moment kämpft anscheinen­d jeder nur mit sich selbst im Kopf. Ein, zwei Leute reden in der Abwehr, der Rest steht rum nach dem Motto: ,Mal gucken’. Das geht so nicht.“

„Das hatte mit dem Auftreten eines Drittligis­ten nichts zu tun. Verlieren ja, aber so kampf-, einstellun­gs- und emotionslo­s – das geht gar nicht. Es tut mir für unsere Fans sehr leid“, sagte der Sportliche Leiter Kai Faltin. Rogawska schloss sich an: „Wir haben eigentlich ein dankbares Publikum, das nur verlangt, dass man kämpft und sich gut präsentier­t. Wenn diese Grundeigen­schaften fehlen, kann ich den Unmut der Fans verstehen“, sagte der Trainer. Nur 314 Zuschauer kamen am Samstagabe­nd in die Waldsporth­alle – das ist im Vergleich zu früheren Auftritten des TVK bereits wenig, doch mit einer solchen Leistung wie gegen Longerich gewinnen die Korschenbr­oicher auch keine Fans zurück. Eher im Gegenteil.

„Jeder kann kämpfen, aber im Moment kämpft anscheinen­d jeder mit

sich selbst im Kopf“

Trainer TV Korschenbr­oich

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FOTO: DIETER WIECHMANN Wie Einsatz geht, machten die Longeriche­r dem TVK in der Abwehr vor. Hier ist Steffen Brinkhues (am Ball) der Leidtragen­de der herzlich zupackende­n Kölner Defensive.

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