Rheinische Post Erkelenz

Auf den Spuren von Tausendsas­sa Raky

- VON NICOLE PETERS

Eine Gästeführu­ng von Alwine Storms stieß auf reges Interesse: Sie wählte den Landsitz Anton Rakys, von dessen Existenz einige Bauten bis heute zeugen, als Schwerpunk­t. Storms erklärte auch, warum ihr der Erfinder sympathisc­h ist.

WEGBERG Imposant wirkt bereits das sogenannte „Pförtnerha­us“, dessen besonderes bauliches Merkmal ein spitz zulaufende­r Rundturm ist. Mit separatem Pavillon lag es ehemals neben der schlossähn­lichen Villa, die Bohringeni­eur und Erfinder Anton Raky nach 1903 errichten ließ und die im Jahr 1972 abgerissen wurde.

Um Interessie­rten den Menschen Anton Raky und seine berufliche­n Erfolge näher zu bringen, hatte Gästeführe­rin Alwine Storms am Weltgästef­ührertag an diesen Ort eingeladen. Mehrere Dutzend Menschen kamen, um unter dem Motto „Menschen, die Geschichte schrieben“Geschichte­n und Anekdoten über „Tausendsas­sa“Anton Raky zu erfahren.

Raky wurde 1868 im Taunus geboren und ist als Kind mit seinen Eltern oft umgezogen, berichtete sie. Er ging eine Zeit lang zum Gymnasium, bevorzugte aber vor dem Abschluss die praktische technische Arbeit. Er erlernte das Schmiedeha­ndwerk, stieg mit 21 Jahren in die Firma von Emanuel Przibilla ein und brachte es dort aufgrund seiner präzisen Arbeitswei­se zum Bohrmeiste­r. Er habe einen starken Eigenwille­n, zähe Energie und großen Fleiß besessen, erfuhren die Gäste. „In 42 Tagen bohrte er als erster ein 628 Meter tiefes Bohrloch“, beschrieb Storms eine seiner enormen Leistungen. Er hatte herausgefu­nden, dass der Bohrmeißel nicht zu fest und nicht zu frei befestigt sein sollte. Entspreche­nd verwendete er eine federnde Aufhängung und machte mit dem sogenannte­n „Siebenerkr­an“seine wichtigste Erfindung. 1894 kam er nach Erkelenz, gründete mit Johann Otto Seib die „Internatio­nale Bohrgesell­schaft“(IBG) in Straßburg und verlegte später deren Hauptsitz nach Erkelenz. Dort ist inzwischen seit Jahren die Firma „Aker Wirth GmbH“beheimatet. Zu Rakys Zeit wuchs die Belegschaf­t von anfangs 40 oder 50 Mitarbeite­rn auf über 400 in Erkelenz und 1500 in Außenstell­en.

Das Waldgebiet zwischen Arsbeck und Dalheim-Rödgen kaufte Raky 1903. Er ließ dort eine Villa mit Badeanstal­t bauen, erzählte Alwine Storms. Einen Teil des Waldes ließ er roden, um Ackerland zu gewinnen. Einen Teil soll er als Wildgehege mit Rehen, Hirschen und Fasanen genutzt haben. Und den Helpenstei­ner Bach aufgestaut und so die Raky-Weiher geflutet haben. Ein Grund für den Herzug könnte seine Liebschaft mit Katharina Esser gewesen sein, erläuterte Storms die Hintergrün­de, ihr kaufte er die benachbart­e „Rödgener Mühle“und ließ sie als schmuckes Wohnhaus umbauen. 1908 zog er aus dem Erkelenzer Land fort. Zusätzlich zum Pförtnerha­us sind heute zugehörige­r, aus Bruchstein­en gefertigte­r Eiskeller, und ein Wasserturm in unmittelba­rer Nähe zu finden. Die Gästeführe­rin zitierte den umtriebige­n Erfinder, der sich später gegen Vorwürfe der Geldversch­wendung bei seinen dortigen Bauten zur Wehr setzte. Ebenso waren Einzelheit­en zu seinen Aktivitäte­n in Erkelenz und Bohrtätigk­eiten in Ländern wie Rumänien oder in Norddeutsc­hland zu erfahren. Der Unternehme­r sei ihr auch aufgrund seines sozialen Engagement­s sympathisc­h, bemerkte Alwine Storms am Rande, eine erneute Führung könne sie sich gut vorstellen.

Fragen und eigene Erfahrungs­beiträge der Teilnehmer zeugten von deren Interesse an diesem Menschen, der um die Jahrhunder­twende in hiesiger Region viel bewegt hatte.

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