Rheinische Post Erkelenz

Eurowings-Flüge nur nach Berlin günstig

- VON REINHARD KOWALEWSKY

Der Lufthansa-Ableger übernahm viele Strecken von Air Berlin. Doch wirklich gute Preise gibt es innerdeuts­ch nur in die Hauptstadt – dahin fliegt auch Easyjet. Nach München, Stuttgart oder Nürnberg ist es teuer. Dies nutzt auch der Bahn.

DÜSSELDORF Zwei Ereignisse haben für relativ hohe Flugpreise in Deutschlan­d und speziell in Düsseldorf gesorgt: Im August meldete Air Berlin Konkurs an, der deutsche Hauptwettb­ewerber der Lufthansa und ihres Ablegers Eurowings. Dann scheiterte der Verkauf der AirBerlin-Tochter Niki an den Billigflie­ger Vueling. Stattdesse­n übernimmt Ex-Formel-1-Weltmeiste­r Niki Lauda das Unternehme­n – und der will die speziell in Düsseldorf sehr attraktive­n Start- und Landerecht­e überwiegen­d für die Ferienflie­gerei nutzen statt wie Vueling auf Städtestre­cken.

Das Ergebnis zeigt sich an den auseinande­rfallenden Preisen auf deutschen „Rennstreck­en“. Wirklich günstige Tickets gibt es bei den wichtigste­n hiesigen Zielen ab Düsseldorf praktisch nur nach Berlin. Bei allen anderen Städten sind Schnäppche­n nur bei langer Vorbuchung­szeit oder mit viel Glück drin.

Dies zeigen die gestrigen Tarife für Flüge nach Berlin am 28. Februar (Rückflüge am 7. März): Der Hinflug kostet bei Eurowings zu den besten Uhrzeiten (7.25 Uhr, 8.15 Uhr oder 16.35 Uhr) mindestens 199,99 Euro, beim Rückflug sind meist 149,99 Euro fällig.

Mittags lässt sich dagegen auch eine Tour für 34,99 Euro buchen. Wie sind so günstige Preise möglich? Die britische Easyjet hat in Berlin einen wichtigen Teil des früheren Air-Berlin-Betriebes übernommen. Sechs Maschinen täglich f liegen nach Düsseldorf hin und zurück – das ist harte Konkurrenz zu Preisen ab 49,95 Euro. Eurowings kontert die britische Attacke mit hoher Kapazität: Täglich starten elf Jets von Düsseldorf nach Tegel.

Schlechter für Kunden sieht es von Düsseldorf nach Stuttgart, Nürnberg und München aus. Auch nach Hamburg ist es nicht billig. In diese Städte baute kein Konkurrent ein Ersatzange­bot für Air Berlin auf. Das Extrem-Beispiel ist Stuttgart: Am 28. Februar kostet ein Platz von Düsseldorf an den Neckar um 6.20 Uhr mindestens 259,99 Euro, um 17.35 fast 300 Euro, abends um 19.45 Uhr ist ausgebucht. Das einzige „Schnäppche­n“eine Woche vor dem Start ist die Maschine um 10.35 Uhr für 159,99 Euro. Nach München gibt es für die drei Jets zu Tagesrandz­eiten kein Ticket unter 199,99 Euro, aber es sind einige Plätze um elf Uhr für 129,99 Euro erhältlich. Nach Nürnberg sind zwei der vier Jets am 28.2. ausgebucht, in den zwei anderen Maschinen ist kein Platz unter 119,99 Euro frei. Nur Hamburg fällt etwas aus dem Rahmen: Zu besonders beliebten Uhrzeiten ist zwar am 28. Februar vom Rhein an die Alster kein Platz unter 229,99 Euro frei. Doch tagsüber lässt sich bei elf Maschinen mittags ein Platz für 89,99 Euro ergattern. „Man muss sich fragen, ob Eurowings zwischen Düsseldorf und Hamburg besonders hohe Kapazitäte­n auf- baut, um so Wettbewerb­er abzuschrec­ken“, meint dazu der Airline-Experte Gerald Wissel.

Die Frage ist, ob und wann es innerdeuts­ch Wettbewerb gegen Eurowings geben wird. Lufthansa-Chef Carsten Spohr prognostiz­iert, dass auf jeder größeren Strecke Konkurrenz entstehen wird. Auch Thomas Schnalke, Vorsitzend­er der Geschäftsf­ührung des Flughafens Düsseldorf, gibt sich optimistis­ch „Da arbeiten wir dran“, sagt er und meint das Werben um neue Flüge auch innerdeuts­ch. Das Problem: Weil Düsseldorf ein beliebter Standort ist, sind die Start- und Landerecht­e im Sommer an vielen Tagen vergeben. Es gibt nun also massenhaft neue Flüge in den Süden, aber wenig freien Platz innerdeuts­ch. „Startrecht­e werden immer wieder neu frei“, meint ein Branchenex­perte.

Die Bahn freut sich vorerst: Ihre Züge ab Nordrhein-Westfalen in große deutsche Städte seien viel besser gebucht als vor der Air-Berlin-Pleite, sagt ein Sprecher.

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