Rheinische Post Erkelenz

Kinder zu ihrem Schutz stärken

- VON NICOLE PETERS

Sexueller Missbrauch an Kindern und Jugendlich­en war Thema eines Vortrages, zu dem die katholisch­e Frauengeme­inschaft ins alte Kloster nach Wegberg eingeladen hatte. Gefahren gehen auch von den neuen Medien aus.

WEGBERG Die Idee, zum Thema „Sexueller Missbrauch an Kindern und Jugendlich­en“eine Veranstalt­ung anzubieten, war der Vorsitzend­en der katholisch­en Frauengeme­inschaft Wegberg und Beeck, Inge Jakobs, bei der Übergabe eines Spendensch­ecks an Vereinsmit­glied Michael Heinemann gekommen. Während der Holtumer Oktav im vergangene­n Jahr hatten die Frauen für „Zornrösche­n“, der Kontaktund Informatio­nsstelle in Mönchengla­dbach, gesammelt. Dabei erfuhren die Frauen von den vielen leidvollen Erfahrunge­n, die die jungen Menschen machen mussten.

Jetzt referierte Sigrid Mattausch, Diplom-Sozialpäda­gogin, Grundschul­lehrerin und seit 26 Jahren hauptamtli­ch für den Verein vor allem in der Prävention von sexuellem Missbrauch tätig, im Refektoriu­m des ehemaligen Karmeliter­klosters. Es handle sich immer noch um ein Tabu-Thema, wandte sich Sigrid Mattausch an die etwa zwei Dutzend Zuhörerinn­en, unter den sich Gemeindere­ferentin Antonette Berg und die Gleichstel­lungsbeauf­tragte der Stadt, Sonja Opwis, befanden.

„Zornrösche­n“diene als niederschw­ellige Anlaufstel­le und biete Prozessbeg­leitung im Strafverfa­hren, Diagnostik mit Kindern, Prävention­sveranstal­tungen sowie Traumapäda­gogik und Beratung an. Vier Fachkräfte, die der Schweigepf­licht unterliege­n, sind beschäf- tigt. Als einzige Stelle am linken Niederrhei­n ist der Verein bei ersten Beratungen ebenfalls für den Kreis Heinsberg zuständig.

Mit Zahlen unterlegte sie die Situation. So meldeten sich gut ein Drittel Mitarbeite­r von Institutio­nen. Ebenso sind es vielfach Familienmi­tglieder – dass die jungen Betroffene­n selbst Kontakt suchen, ist selten. Dabei geht es in zwei Drittel der Anfragen um betroffene Mädchen und Jungen. Unter „sexuellen Missbrauch von Kindern“fasst das Strafrecht das Zeigen von Pornofilme­n oder zugucken lassen bei sexuellen Handlungen. „Schwerer sexueller Missbrauch“umfasst jede Art von Penetratio­n und organisier­ten Missbrauch. Sexuelle Nötigung, Vergewalti­gung sowie sexueller Missbrauch, der durch Kinder oder durch Jugendlich­e begangen wird, ist ebenso zu nennen wie Aktivitäte­n mit kinderporn­ografische­n Schriften.

Jedes vierte bis fünfte Mädchen macht eine sexuelle Gewalterfa­h- rung und jeder zwölfte Junge, sagte die Referentin, von der Konfrontat­ion mit Exhibition­ismus bis zu jahrelange­m Missbrauch. Mehr als 16.000 Fälle werden in Deutschlan­d pro Jahr angezeigt, wobei die Dunkelziff­er der Fälle um ein vielfaches höher liegt. Dabei seien nur fünf bis zwölf Prozent aller Täter pädosexuel­l, sprich hätten keine sexuellen Beziehunge­n zu Erwachsene­n. Etwa zehn bis 25 Prozent der Taten werden von Frauen und jugendlich­en Mädchen begangen. „Wichtig ist für die Betroffene­n, sich Hilfe zu holen und Schutz zu bekommen“, betonte Mattausch. Generell sei es zum Schutz wichtig, die Kinder und Jugendlich­en zu stärken: Immer sollte jemand wissen, wo sie sind, Angebote Außenstehe­nder sollten zuerst innerhalb der Familie besprochen werden und sie sollten wissen, dass niemand ihnen Angst machen oder sie anfassen dürfe.

In Zeiten moderner Medien empfehle es sich, die jungen Menschen nicht unkontroll­iert damit allein zu lassen. Gezielte Anmache in Chats sowie Porno- oder Horrorsequ­enzen könnten vor allem Kinder nicht einordnen. Unerwünsch­te Seiten können über den Router gesperrt werden. Wichtig sei es, mit den Schutzbefo­hlenen über Gesehenes zu reden und es einzuordne­n, sagte sie.

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RP-FOTO: GERHARD SEYBERT (ARCHIV) Mehr als 16.000 Fälle von sexuellem Missbrauch von Kindern werden in Deutschlan­d pro Jahr angezeigt, wobei die Dunkelziff­er der Fälle um ein vielfaches höher liegt.

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