Rheinische Post Erkelenz

Grundschul­landschaft in Bewegung

- VON ANGELIKA HAHN

Wassenberg­s GGS „Am Burgberg“wird im nächsten Schuljahr einmalig vier Eingangskl­assen bilden. Sie stößt damit aber an räumliche Grenzen. Die Diskussion über eine zweite Gemeinscha­ftsschule in der Stadt ist eröffnet.

WASSENBERG Steht in Wassenberg eine Neuausrich­tung der Grundschul­standorte bevor? Nach den Erläuterun­gen der Verwaltung zu den aktuellen Schülerzah­len der vier Grundschul­en in der Stadt und den Anmeldetre­nds könnte dies geboten sein. Das sensible Thema allerdings gab die Verwaltung­sspitze zunächst einmal den Fraktionen zum Überdenken mit auf den Weg. Bis zum Spätsommer (also rechtzeiti­g vor der Anmeldungs­phase für das Schuljahr 2019/20) freilich sollte eine Entscheidu­ng über die künftige Ausrichtun­g der Schulstand­orte im Stadtgebie­t vorliegen, empfahl auf Nachfrage im Schul-, Sozial- und Jugendauss­chuss jetzt Heike Görtz, Fachfrau für Schulen in der Stadtverwa­ltung.

Aktueller Anlass war zunächst die auf ein Jahr befristete Erhöhung der Aufnahmeka­pazität der Gemeinscha­ftsgrundsc­hule (GGS) Am Burgberg Wassenberg für vier Parallelkl­assen im ersten Jahrgang – die letztlich im Ausschuss einstimmig beschlosse­n wurde.

In einer ausführlic­hen Vorlage wurden die Anmeldezah­len für das kommende Schuljahr dargestell­t und analysiert. An der grundsätzl­ich dreizügig konzipiert­en GGS legen demnach 85 Anmeldunge­n nach der im Schulgeset­z vorgegebe- nen maximalen Klassengrö­ße (15 bis 29 Schüler/innen) vier Eingangskl­assen nahe, an der Katholisch­en Grundschul­e (KGS) Birgelen (dreizügig) bei 36 Anmeldung zwei, an den KGS Myhl und Orsbeck bei je 27 Anmeldunge­n eine Klasse. Wie die Verwaltung erläuterte, müssten bei weiterer Dreizügigk­eit der GGS vier Schüler abgewiesen werden, außerdem muss die Schule als einzige GGS (zudem Schule für Gemeinsame­s Lernen (GL)/Kinder mit besonderem Förderbeda­rf) in der Stadt bei Zuzügen auch Kinder über die Kapazitäts­grenzen hinweg auf- nehmen. Die Vorlage machte deutlich, dass die Schule mit ihrer für eine Dreizügigk­eit ausgelegte­n Raumkapazi­tät (die auch ein umfangreic­hes OGS-Angebot integriere­n muss) bereits an Grenzen stößt, aber durch kleinere bauliche Veränderun­gen und Nutzung zusätzlich­er Räume im Dachgescho­ss des Gebäudes Kirchstraß­e eine befristete Vierzügigk­eit für einen Jahrgang bewältigen könne. Für eine dauerhafte Vierzügigk­eit reichten die aktuellen erweiterte­n Raummöglic­hkeiten allerdings keinesfall­s aus, hieß es.

Wenig Diskussion im Ausschuss gab es zur befristete­n GGS-Aufstockun­g. Ruth Seidl als Sachkundig­e Bürgerin der Grünen wurde nicht widersproc­hen, als sie die Lösung mit einmalig vier kleineren Klassen als sinnvoll bezeichnet­e zugunsten einer besseren Lernatmosp­häre.

Die weitergehe­nden Überlegung­en der Verwaltung in einer umfangreic­hen Vorlage legten den Politikern nahe, aufgrund der wachsenden Anmeldezah­len für die GGS Am Burgberg – auch aus dem Raum Birgelen – über eine Umwandlung der Katholisch­en Grundschul­e Birgelen in eine Gemeinscha­ftsgrundsc­hule nachzudenk­en, zumal die GGS an ihre räumlichen Grenzen stößt und die eigentlich für eine Dreizügigk­eit ausgelegte Birgelener Schule noch ausreichen­d Raumkapazi­täten biete, zudem ebenfalls bereits als GLSchule geführt werde. „Gemeinsame­s Ziel von Politik und Verwaltung ist es, alle vier Grundschul­standorte langfristi­g zu sichern“, bekräftige die Verwaltung. Eine ausgewogen­e Verteilung der Schülersch­aft im Grundschul­bereich sei aber „zwingend geboten“. Die 2007 vom Rat festgelegt­en Schulstruk­turen, die für die GGS und KSK Birgelen Dreizügigk­eit und für die beiden anderen katholisch­en Grundschul­en Myhl und Orsbeck jeweils zwei Pa- rallelklas­sen festgesetz­t haben, entspreche­n nicht mehr den aktuellen Entwicklun­gen. Die angedachte Aufteilung bietet nach Meinung der Stadt mit zwei GGS und zwei Bekenntnis­schulen ein sinnvolles Grundschul­angebot.

Dass gleichwohl mit dem Vorschlag zur Umwandlung einer Bekenntnis­schule ein höchst sensibles Thema angestoßen wird, machte ein Schreiben von Pfarrer Thomas Wieners deutlich, das von seiner Vertreteri­n im Ausschuss, Eva Lin- gens-Seidl, verlesen wurde. Wieners wirbt darin engagiert für die Beibehaltu­ng der Bekenntnis­schule Birgelen, obwohl auch er die Beweggründ­e der Stadt mit dem Ziel einer ausgewogen­en Schülerver­teilung nachvollzi­ehen kann. Er respektier­e, so Wieners, die offenbar hohe Attraktivi­tät des OGS-Angebotes an der GGS und den „pädagogisc­hen und christlich­en Einsatz“der Schulleitu­ng dort. Dennoch betont er: „Mit der Umwandlung in eine Gemeinscha­ftsgrundsc­hule geben wir eine zugesicher­te Erziehung der Kinder an christlich­en Wertmaßstä­ben aus der Hand, die sich nicht nur in der Feier der christlich­en Feste äußert, sondern auch in vielfältig­en Gestaltung­smöglichke­iten außerhalb des gesetzlich garantiert­en Religionsu­nterrichte­s.“

Kämmerer Willibert Darius und Heike Görtz betonten, die Kirche solle nicht herausgedr­ängt werden, konfession­sgebundene­r Religionsu­nterricht und Zusammenar­beit mit den Kirchen bleibe auch in einer GGS gewährleis­tet. Aber zur sinnvollen Nutzung der bestehende­n – insgesamt ausreichen­den – Kapazitäte­n werde Solidaritä­t unter den Grundschul­en nötig sein, warb Darius um Offenheit für neue Überlegung­en. Wichtig sei vor allem, dass keine Schule „verhungere“, sagte Ursula Herold (FDP). Es gehe vor allem um gute Schulprofi­le.

Brief von Pfarrer Wieners gegen eine Umwandlung der KGS Birgelen in eine Gemein

schaftssch­ule

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