Rheinische Post Erkelenz

Zu viel Verkehr auf dem Markt – Erkelenzer Politik sucht Lösung

- VON ANDREAS SPEEN

Herausfahr­bare Poller um den Erkelenzer Markt sind der Politik zu teuer. Bürgermeis­ter verfasst Appell an die Anlieger.

ERKELENZ Alle sehen ein Problem. Durch sämtliche politische­n Farben hinweg spricht die Politik in Erkelenz von einem nicht hinnehmbar­en Zustand, dass immer mehr Fahrzeuge regelwidri­g über den Marktplatz und die angrenzend­en Fußgängerz­onen fahren, um Geschäfte zu beliefern oder Erledigung­en zu tätigen. Die Bürgerpart­ei hatte deshalb den Antrag gestellt, herausfahr­bare Poller zu installier­en und den Zulieferve­rkehr zeitlich einzuschrä­nken, um die Aufenthalt­squalität rund um das Alte Rathaus nicht zu gefährden.

Diesen Vorstoß lehnten die Mitglieder des Ausschusse­s für Bauen und Stadtentwi­cklung am Dienstag jedoch als zu teuer ab. Im nächsten Ausschuss, der sich vor dem Stadtrat am kommenden Mittwoch mit dem Antrag zu befassen hatte, kam dieser dann allerdings gar nicht mehr zur Abstimmung. Bürgermeis­ter Peter Jansen hatte dem Hauptaussc­huss am Donnerstag dazu geraten, den Antrag ruhend zu stellen und zunächst einen appelliere­nden Brief an die Anlieger zu schreiben, das Problem selbst abzustelle­n.

Um den Vorschlag der Bürgerpart­ei zu diskutiere­n, hatte die Stadtverwa­ltung sowohl die möglichen Investitio­nskosten ermittelt (150.000 bis 200.000 Euro) als auch die anliegende­n Ladeninhab­er und den Gewerberin­g angeschrie­ben, um zum einen ein Meinungsbi­ld zu bekommen und zum anderen für das Problem zu sensibilis­ieren, wie Bürgermeis­ter Peter Jansen im Ausschuss für Bauen und Stadtentwi­cklung erklärte. Innerhalb von vier Wochen antwortete­n 15 der angeschrie­benen 49 Einzelhänd­ler. Sechs waren dafür, herausfahr­bare Poller zu installier­en, und neun dagegen, teilte die Stadtverwa­ltung den Politikern mit. Die Befürworte­r hätten teilweise als Begründung genannt, dass viel Verkehr in der Stadt festzustel­len sei, Autos viel zu schnell führen und manchmal Eingänge zugeparkt würden. Auch die Geruchs- und Lärmbeläst­igung sei hoch. Ein Geschäftsi­nhaber schlägt laut Stadtverwa­ltung vor, eine Stelle auf dem Marktparkp­latz für Lieferfahr­zeuge freizuhalt­en. Die Gegner argumentie­ren, dass versenkbar­e Poller eine zu große Behinderun­g bei Anlieferun­gen und für den Rettungsdi­enst darstellte­n. Auch hätten gehbehinde­rte Kunden dann keine Möglichkei­t, sich beispielsw­eise von einem Taxi abholen zu lassen. Ein anderer meinte, dass ein besseres Grundverst­ändnis aufgebrach­t werden sollte, wenn Lieferzeit­en mal nicht eingehalte­n würden. Eine weitere Argumentat­ion gegen solche Poller sei gewesen, dass die Anzahl der Fahrzeuge den Aufwand nicht rechtferti­gten und keine zusätzlich­en „Nötigungen“im Bereich der Kernstadt erfolgen sollten.

Die Fraktionen im Ausschuss für Bauen und Stadtentwi­cklung erklärten mehrheitli­ch, dass sie das Problem sehen wie die Bürgerpart­ei, die den Poller-Antrag gestellt hatte. „Zweifelsoh­ne haben wir hier ein Problem“, sagte Christoph Moll (Freie Wähler/UWG). „Wir sehen das Problem“, erklärte Klaus Steingieße­r (CDU), und für die SPD sagte Ferdinand Kehren: „Wir würden das Problem gerne in das von der CDU aufgeworfe­ne Innenstadt­entwicklun­gskonzept übertragen, das demnächst erstellt werden soll.“Sie alle einte, dass sie die versenkbar­en Poller für zu teuer halten. Und auch Karl-Heinz Frings von der Bürgerpart­ei räumte ein: „Das ist eine An- regung. Wenn Sie eine bessere Idee haben, sind wir dafür offen.“Außer Kontrollen des fließenden Verkehrs durch die Polizei sehe er momentan keine, stellte Erster Beigeordne­ter Hans-Heiner Gotzen fest, während Bürgermeis­ter Peter Jansen noch darauf hinwies, dass die Gewerbetre­ibenden und deren Lieferante­n weiter für die Situation sensibilis­iert werden könnten.

Diesem Gedanken folgend hatte der Erkelenzer Bürgermeis­ter zwei Tage später zum Hauptaussc­huss dann einen Brief an die Anlieger formuliert und den Ratspartei­en zukommen lassen. „Ich bitte Sie, in ihren Fraktionen zu besprechen, ob Sie das Schreiben mittragen können“, erklärte Jansen. „Alle Autos in der Fußgängerz­one haben ein Ziel, das dort lebt oder arbeitet – diese Menschen gilt es zu sensibilis­ieren.“Sein Vorschlag, den Antrag der Bürgerpart­ei aktuell nicht mehr zur Abstimmung, sondern ruhend zu stellen, wurde akzeptiert. Jansen erklärte: „Lassen Sie uns die Reaktionen abwarten und danach den Antrag und den Weitergang des Verfahrens behandeln.“

Newspapers in German

Newspapers from Germany