Vertreterwahl mit Turbulenzen
Personaldezernent Philipp Schneider wird zum 1. April neuer allgemeiner Vertreter des Landrates in der Heinsberger Kreisverwaltung. Vor seiner Wahl gab es Kritik am Verhalten des Landrats im Zuge des Auswahlverfahrens.
KREIS HEINSBERG Die Wahl von Philipp Schneider zum Stellvertreter des Landrates erfolgte einmütig, es gab nur zwei Enthaltungen von Ulrich Horst (Grüne) und Jürgen Spenrath (AfD). Schneiders Vorgängerin Liesel Machat (63) geht Ende März in die Freizeitphase ihrer Altersteilzeit. Darum musste jetzt ein Nachfolger gefunden werden.
Das Auswahlverfahren sorgte allerdings für unerwartete Turbulenzen im Heinsberger Kreishaus: Zunächst war der Tagesordnungspunkt kurzfristig auf die Tagesordnung für die Sitzung des Kreisausschusses am 13. Februar genommen worden. Dann, zu Beginn dieser Sitzung, wurde der Punkt kurzerhand wieder abgesetzt. Hintergrund war offenbar, dass eine zweite Bewerbung für die Bestellung eines allgemeinen Vertreters vorlag. Einzelne Fraktionen hatten kurz vor der Kreisausschusssitzung noch Beratungsbedarf angemeldet.
Landrat Stephan Pusch hatte die Bestellung von Philipp Schneider zum allgemeinen Vertreter vorgeschlagen, da dieser für die Wahrnehmung der entsprechenden Aufgaben besonders geeignet sei. Dieser Vorschlag wurde nach Angaben der Kreisverwaltung gestützt durch ein mehrheitliches Votum der Leiter aller Organisationseinheiten der Kreisverwaltung.
SPD-Fraktionschef Ralf Derichs sagte am Donnerstagabend im Kreistag, dass sich die Sozialdemokraten für die Zukunft ein professionelleres Verfahren wünschen. In diesem Falle hätte sich die SPD die Einsetzung eines Personalausschusses gewünscht.
Deutliche Kritik kam auch von Maria Sprenger (Grüne). Sie bedauerte, dass „der Unmut im Vorfeld zu spüren“gewesen sei und stellte den Antrag auf geheime Abstimmung, um „ein ehrliches Votum“zu ermöglichen. Pusch kommentierte, dass ein ehrliches Votum auch bei offener Abstimmung möglich sei und ließ über den Grünen-Antrag abstimmen, der von mindestens ei- nem Fünftel des Kreistags hätte unterstützt werden müssen. Da eine Stimme fehlte (10 Ja-Stimmen), wurde der Antrag der Grünen mehrheitlich abgelehnt. Dann wurde Schneider ohne Gegenstimme zum Allgemeinen Vertreter gewählt. Er dankte für das große Vertrauen, das ihm Ansporn und Verpflichtung zugleich sei und versprach, sich mit aller Kraft für den Kreis Heinsberg einzusetzen.
Nach der Wahl galt die ganze Aufmerksamkeit Liesel Machat, die vor fünfeinhalb Jahren zur allgemeinen Vertreterin des Landrats bestellt worden war. Landrat Pusch verabschiedete die „liebe Liesel“mit sehr persönlichen Worten des Dankes und nannte einige ihrer Karrierestationen. 1973 hatte sich die damals 18-jährige Oberprimanerin Elisabeth Minkenberg aus Ratheim beim Kreis Heinsberg beworben. Dass die junge Dame, die lieber Liesel als Elisabeth genannt werden wollte, ihrer Zeit stets voraus war, sei schon damals deutlich geworden. Der Land- rat zitierte aus Machats Bewerbungsschreiben: „Ich wähle diesen Beruf, weil sein Arbeitsgebiet meinen Interessen entspricht und weil ich glaube, dass ich als Frau in diesem Beruf eine sichere Stellung haben werde.“Machat war zunächst im Kulturamt tätig. 1993 wurde sie zur Leiterin des damaligen Kulturund Sportamtes bestellt, 2001 wurde sie Sozialdezernentin und zum 1. Oktober 2012 Allgemeine Vertreterin des Landrats. „Du hast es auf Deine Art bestens verstanden, die sachlichen und menschlichen Aspekte der Arbeit in den Ämtern miteinander zu verbinden“, sagte Stephan Pusch. Auch dank ihres stets couragierten Auftretens habe Machat in ihrem Verantwortungsbereich Herausragendes geleistet. CDU-Fraktionsvorsitzender Norbert Reyans hob hervor, dass Liesel Machat bei ihrem Tun stets den Menschen in den Mittelpunkt gerückt habe.
Machat ihrerseits dankte Kreispolitik und -verwaltung für eine große Akzeptanz und Unterstützung, die sie stets erfahren habe. Landrat Pusch habe ihr stets den Rücken gestärkt. Auch wenn sie sich jetzt in der neuen Lebensphase auf ausgedehnte Radtouren mit ihrem Mann freue – nach fast 44 Jahren im aktiven Dienst werde sie dem Kreis Heinsberg auch künftig verbunden bleiben, kündigte Machat an. Zum Abschied übergab der Landrat einen Blumenstrauß, während sich die Kreistagsmitglieder und Verwaltungsmitarbeiter von ihren Sitzen erhoben und Liesel Machat mit viel Applaus dankten.