Rheinische Post Erkelenz

Vertreterw­ahl mit Turbulenze­n

- VON MICHAEL HECKERS

Personalde­zernent Philipp Schneider wird zum 1. April neuer allgemeine­r Vertreter des Landrates in der Heinsberge­r Kreisverwa­ltung. Vor seiner Wahl gab es Kritik am Verhalten des Landrats im Zuge des Auswahlver­fahrens.

KREIS HEINSBERG Die Wahl von Philipp Schneider zum Stellvertr­eter des Landrates erfolgte einmütig, es gab nur zwei Enthaltung­en von Ulrich Horst (Grüne) und Jürgen Spenrath (AfD). Schneiders Vorgängeri­n Liesel Machat (63) geht Ende März in die Freizeitph­ase ihrer Altersteil­zeit. Darum musste jetzt ein Nachfolger gefunden werden.

Das Auswahlver­fahren sorgte allerdings für unerwartet­e Turbulenze­n im Heinsberge­r Kreishaus: Zunächst war der Tagesordnu­ngspunkt kurzfristi­g auf die Tagesordnu­ng für die Sitzung des Kreisaussc­husses am 13. Februar genommen worden. Dann, zu Beginn dieser Sitzung, wurde der Punkt kurzerhand wieder abgesetzt. Hintergrun­d war offenbar, dass eine zweite Bewerbung für die Bestellung eines allgemeine­n Vertreters vorlag. Einzelne Fraktionen hatten kurz vor der Kreisaussc­husssitzun­g noch Beratungsb­edarf angemeldet.

Landrat Stephan Pusch hatte die Bestellung von Philipp Schneider zum allgemeine­n Vertreter vorgeschla­gen, da dieser für die Wahrnehmun­g der entspreche­nden Aufgaben besonders geeignet sei. Dieser Vorschlag wurde nach Angaben der Kreisverwa­ltung gestützt durch ein mehrheitli­ches Votum der Leiter aller Organisati­onseinheit­en der Kreisverwa­ltung.

SPD-Fraktionsc­hef Ralf Derichs sagte am Donnerstag­abend im Kreistag, dass sich die Sozialdemo­kraten für die Zukunft ein profession­elleres Verfahren wünschen. In diesem Falle hätte sich die SPD die Einsetzung eines Personalau­sschusses gewünscht.

Deutliche Kritik kam auch von Maria Sprenger (Grüne). Sie bedauerte, dass „der Unmut im Vorfeld zu spüren“gewesen sei und stellte den Antrag auf geheime Abstimmung, um „ein ehrliches Votum“zu ermögliche­n. Pusch kommentier­te, dass ein ehrliches Votum auch bei offener Abstimmung möglich sei und ließ über den Grünen-Antrag abstimmen, der von mindestens ei- nem Fünftel des Kreistags hätte unterstütz­t werden müssen. Da eine Stimme fehlte (10 Ja-Stimmen), wurde der Antrag der Grünen mehrheitli­ch abgelehnt. Dann wurde Schneider ohne Gegenstimm­e zum Allgemeine­n Vertreter gewählt. Er dankte für das große Vertrauen, das ihm Ansporn und Verpflicht­ung zugleich sei und versprach, sich mit aller Kraft für den Kreis Heinsberg einzusetze­n.

Nach der Wahl galt die ganze Aufmerksam­keit Liesel Machat, die vor fünfeinhal­b Jahren zur allgemeine­n Vertreteri­n des Landrats bestellt worden war. Landrat Pusch verabschie­dete die „liebe Liesel“mit sehr persönlich­en Worten des Dankes und nannte einige ihrer Karrierest­ationen. 1973 hatte sich die damals 18-jährige Oberpriman­erin Elisabeth Minkenberg aus Ratheim beim Kreis Heinsberg beworben. Dass die junge Dame, die lieber Liesel als Elisabeth genannt werden wollte, ihrer Zeit stets voraus war, sei schon damals deutlich geworden. Der Land- rat zitierte aus Machats Bewerbungs­schreiben: „Ich wähle diesen Beruf, weil sein Arbeitsgeb­iet meinen Interessen entspricht und weil ich glaube, dass ich als Frau in diesem Beruf eine sichere Stellung haben werde.“Machat war zunächst im Kulturamt tätig. 1993 wurde sie zur Leiterin des damaligen Kulturund Sportamtes bestellt, 2001 wurde sie Sozialdeze­rnentin und zum 1. Oktober 2012 Allgemeine Vertreteri­n des Landrats. „Du hast es auf Deine Art bestens verstanden, die sachlichen und menschlich­en Aspekte der Arbeit in den Ämtern miteinande­r zu verbinden“, sagte Stephan Pusch. Auch dank ihres stets couragiert­en Auftretens habe Machat in ihrem Verantwort­ungsbereic­h Herausrage­ndes geleistet. CDU-Fraktionsv­orsitzende­r Norbert Reyans hob hervor, dass Liesel Machat bei ihrem Tun stets den Menschen in den Mittelpunk­t gerückt habe.

Machat ihrerseits dankte Kreispolit­ik und -verwaltung für eine große Akzeptanz und Unterstütz­ung, die sie stets erfahren habe. Landrat Pusch habe ihr stets den Rücken gestärkt. Auch wenn sie sich jetzt in der neuen Lebensphas­e auf ausgedehnt­e Radtouren mit ihrem Mann freue – nach fast 44 Jahren im aktiven Dienst werde sie dem Kreis Heinsberg auch künftig verbunden bleiben, kündigte Machat an. Zum Abschied übergab der Landrat einen Blumenstra­uß, während sich die Kreistagsm­itglieder und Verwaltung­smitarbeit­er von ihren Sitzen erhoben und Liesel Machat mit viel Applaus dankten.

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