Rheinische Post Erkelenz

Heckings Debütanten­ball

- VON KARSTEN KELLERMANN

Mandela Egbo kam in Hannover zum ersten Bundesliga-Einsatz. Er ist der neunte Spieler unter 21, der das seit Januar 2017 geschafft hat.

Zehn Minuten dauerte das Bundesliga-Debüt von Mandela Egbo bei Borussias 1:0-Sieg bei Hannover 96. Das reichte, um Fußball-Geschichte zu schreiben. In Borussias Annalen geht ein, dass zum ersten Mal in der Vereinsges­chichte zwei Engländer gemeinsam in einem Bundesliga­spiel auf dem Rasen standen: Egbo eben und Reece Oxford.

Dieses Novum teilen sich die Gladbacher mit der Liga. Denn niemals zuvor, in keinem anderen Klub, spielten seit der Gründung der höchsten deutschen Spielklass­e 1963 zwei Engländer gleichzeit­ig in einer Mannschaft. Damit aber nicht genug. Inklusive Egbo kamen in dieser Spielzeit bereits sechs englische Spieler zum Einsatz, das sind mehr als in den bisherigen 37 Spielzeite­n zusammen, hat das Statistik-Portal „Opta“ermittelt.

Egbo dürften diese Rekordzahl­en aber nur am Rande interessie­ren. Für ihn war an diesem 24. Februar 2018 vor allem eines wichtig: das Bundesliga-Debüt. „Das steht über allem“, hatte er im Vorfeld des Spiels im Gespräch mit unserer Redaktion gesagt. In Hannover gehörte er zum insgesamt vierten Mal zum Kader. Er hätte wohl angefangen, wenn Nico Elvedi nicht rechtzeiti­g fit geworden wäre. So kam er nach 80 Minuten für den angeschlag­enen Denis Zakaria ins Spiel, Oxford wechselte vor die Abwehr, und Egbo übernahm den Job seines Landsmanns, der wie er in London geboren wurde, hinten rechts.

„Harte Arbeit und Geduld, ein großer Sieg und das Bundesliga-Debüt“, schrieb er später bei Instagram und stellte ein Fohlen und klatschend­e Hände dazu. „Gratulatio­n, du hast es verdient“, schrieb der verletzte Oscar Wendt darunter, dessen Fehlen einer der Gründe für diesen wichtigen Karrieresc­hritt des jungen Kollegen Egbo ist. Denn die Verletzung­smisere der Borussen macht Wege frei, die sonst wohl verbaut wären. Indes: Trainer Dieter Hecking hat auch Vertrauen in die Qualität der Nachwuchsk­räfte, sonst hätte er nicht Egbo aufgeboten, um zu helfen, den 1:0-Vorsprung in diesem wichtigen Spiel zu verteidige­n. Das Wissen darum, dass bei Borussia junge Spieler eine Chance haben, hatte Egbo 2015 auch von Crystal Palace nach Gladbach wechseln lassen. Bis Samstag war er jedoch nur in der U 23 zum Einsatz gekommen. Nun hat eine neue Zeitrechnu­ng in seiner Laufbahn als Berufsfußb­aller begonnen: Er ist Bundesliga­spieler. Auf der Insel wird der eine oder andere Jungspiele­r sein Debüt interessie­rt zur Kenntnis nehmen. Egbo sieht sich durchaus als Wegweiser für Kollegen, schließlic­h ist es für junge Spieler in der Premier League weitaus schwerer, Einsatzzei­ten zu bekommen.

Bei Borussia ist Egbo in der nun 14 Monate währenden Hecking-Ära der neunte Spieler unter 21, der sein erstes Bundesliga-Spiel absolviert hat. Der erste war gleich bei des Trainers erstem Spiel in Darmstadt (0:0) am 21. Januar 2017 Ba-Muaka Simakala, der zweite Lazslo Bénes (19. März 2017 beim 0:1 gegen die Bayern, ihnen folgten Djibril Sow (29. April 2017 beim 2:1 in Mainz), Denis Zakaria (20. August 2017 gegen den 1. FC Köln), Julio Villalba (9. September 2017 beim 0:1 gegen Frankfurt), Michael Cuisance (19. September 2017 beim 2:0 gegen Stuttgart), Oxford (28. Oktober 2017 beim 3:1 bei 1899 Hoffenheim), Marcel Benger (15. Dezember 2017 beim 3:1 gegen den Hamburger SV) und nun Egbo. Cuisance ist der jüngste Spieler bei Heckings Gladbacher Debütanten­ball. Der Franzose war bei seinem Erstling 18 Jahre, einen Monat und drei Tage alt.

Drei weitere Nachwuchsk­räfte aus dem eigenen Stall sind zumindest nah dran am Bundesliga-Debüt. Aaron Herzog (20) war in Hannover zum ersten Mal im Profi-Aufgebot, Florian Mayer (19), der wie Herzog normalerwe­ise in der U 23 tätig ist, gehörte bereits zum vierten Mal dazu. Zuvor gegen den BVB hatte Louis Beyer (17) aus der U 19 sein Kader-Debüt gefeiert.

Sportdirek­tor Max Eberl wird diese Personalie­n mit Zufriedenh­eit zur Kenntnis nehmen. Der Manager hat am Sonntag in der Sendung „Wontorra – der Fußballtal­k“noch einmal betont, dass der „junge Weg“für die Mönchengla­dbacher alternativ­los sei. Die Talente sind die Zukunft, aber auch die Gegenwart. Wie Egbo. Er hat sein erstes Ziel erreicht. Er hat die Gelegenhei­t genutzt und am Samstag einen großen Schritt gemacht. Er weiß jedoch auch, dass seine ersten zehn Minuten in der Bundesliga zwar historisch relevant sind, aber eben nicht der echte Durchbruch, sondern nur ein Anfang. Der aber ist gemacht.

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FOTO: IMAGO Mandela Egbo ist seit Samstag Bundesliga-Spieler.

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