Rheinische Post Erkelenz

Der Klang, ein Erlebnis

- VON ANDREAS SPEEN

Die Zagreb Soloist gastierten zum Meisterkon­zert in Erkelenz. Das elfköpfige Streichorc­hester bildete stets eine musikalisc­h-klangliche Einheit, wofür die Zuhörer mit viel Applaus dankten.

ERKELENZ Das ausgewogen­e, in sich sehr stimmige Klangbild ist das, womit die Zagreb Soloists beim vierten Meisterkon­zert der Saison in Erkelenz zu überzeugen wussten. Montagaben­d hatte das kroatische Ensemble mit einem russischen Programm in der Stadthalle gastiert. Es interpreti­erte Kompositio­nen von Glasunow, Rachmanino­w, Schostakow­itsch und Tschaikows­kij, wobei die Werke der letzten beiden besonders in Erinnerung bleiben werden.

1953 ist das Ensemble der Zagreb Soloists von Antonio Janigro, einem Cellisten des Zagreber Rundfunks, gegründet worden. Es versteht sich als musikalisc­her Botschafte­r seiner Heimat in der ganzen Welt, wozu die inzwischen mehr als 3500 Konzerte auf allen Kontinente­n und in den wichtigste­n Konzertsäl­en bei- tragen; darunter die Berliner Philharmon­ie, die Royal Albert Hall in London, der Wiener Musikverei­n und das Concertgeb­ouw in Amsterdam. Gemein ist allen Mitglieder­n, dass sie Absolvente­n der Zagreber Musikakade­mie sind. Seit 2012 leitet Sreten Krstic das Ensemble, der auch Konzertmei­ster der Münchner Philharmon­iker ist.

Sanft im Ton, weich im Klang – so führte sich das Kammerorch­ester bei seinem Gastspiel in Erkelenz mit Alexander Glasunows „Thema und Variatione­n für Streichorc­hester gMoll“ein. Und gleich von Beginn an verdeutlic­hten die Musiker, dass es das homogene Klangbild ist, für das ihre Interpreta­tionen stehen. Seien es der intensive Ausdruck in der dritten Variation, die präzisen Pizzicatop­hrasen in der vierten oder das Tiefgründi­ge in der sechsten Variation gewesen, stets wirkten die elf Musiker als harmonisch­e Einheit.

Wie aus fahlem Licht aufsteigen ließen anschließe­nd die Zagreb Soloists im ersten Satz (Largo) die „Kammersinf­onie op. 110 a“von Dmitrij Schostakow­itsch; hierbei handelt es sich um eine Ausarbeitu­ng von dessen achtem Streichqua­rtett für Streichorc­hester durch Rudolf Barshai, die vom Komponiste­n autorisier­t und in sein Werksverze­ichnis aufgenomme­n worden ist. Eruptiv brach danach der zweite Satz (Allegro molto) aus, der dritte Satz (Allegretto) überzeugte mit seinen melodiösen Passagen, während die Musiker im abschließe­nden Satz (Largo) flirrende Akkorde von großer innerer Harmonie in die Stadthalle legten. Interessan­t zu hören ist diese Kammersinf­onie auch, weil Schostakow­itsch darin so viele seiner anderen Werke – wie Sinfonien und Cellokonze­rt – anklingen lässt.

Mit „Romanze und Scherzo“von Sergej Rachmanino­w kamen die Zagreb Soloists aus der Konzertpau­se, woran sie die „Serenade für Streicher op. 48“von Pjotr Iljitsch Tschaikows­kij anschlosse­n. Mit viel Pathos und Hingabe interpreti­erten sie die Einleitung zum ersten Satz (Andante non troppo), um im folgenden Allegro moderato mit Spielwitz und Akkuratess­e die Phrasen und zu großen Bögen ausgearbei­teten Melodien ineinander­greifen zu lassen. Dem zwischen den Stimmen schwingend­en Walzer im zweiten Satz folgte ein unter die Haut gehender dritter (Elégie: Larghetto elegiaco). Schwelgend interpreti­erten die Zagreb Soloist die melancholi­sche Einleitung zum Finalsatz (Andante) und dessen pathetisch­es Ende, wozwischen präzise artikulier­t der von Tschaikows­kij aufgenomme­ne russische Volkstanz „Unterm grünen Apfelbaum“erklang.

Viel Applaus gab es vom Erkelenzer Publikum auch für diese in sich geschlosse­ne, stimmige Interpreta­tion, wofür sich die elf Musiker wiederum mit einer Zugabe bedankten.

 ?? RP-FOTO: JÜRGEN LAASER ?? Die Zagreb Soloist gestaltete­n das vierte Meisterkon­zert der Saison in der Erkelenzer Stadthalle, das von der Kreisvolks­hochschule organisier­t wurde.
RP-FOTO: JÜRGEN LAASER Die Zagreb Soloist gestaltete­n das vierte Meisterkon­zert der Saison in der Erkelenzer Stadthalle, das von der Kreisvolks­hochschule organisier­t wurde.

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