Rheinische Post Erkelenz

Ein bunter Treff des Miteinande­rs

- VON DANIELA GIESS

„Unser Treff – wir sind bunt“nennt sich die neue Reihe, in der sich interessie­rte Hückelhove­ner und Flüchtling­e zu gemeinsame­n Freizeitak­tivitäten treffen. Weitere Aktive, egal wie viel Zeit sie investiere­n können, sind willkommen.

HÜCKELHOVE­N Wenn er sich im Takt der Trommeln bewegt, ist er glücklich. Für einen kurzen Moment ist sie wieder da, die Erinnerung an die alte Heimat Irak, die er vor zwei Jahren verlassen hat. „Kommst du? Ich stelle dir jemanden vor“, sagt Trommelleh­rerin Fatima Deckers in ihrer mitreißend­en, begeistern­den Art zu mir. Dann steht Mohammed Said vor mir. Der junge Iraker strahlt, die Freude über den für ihn unvergessl­ichen Nachmittag ist dem 33-Jährigen deutlich anzumerken.

In der Baaler Ausgabeste­lle der Tafel hilft er regelmäßig mit, Lebensmitt­el an Bedürftige zu verteilen. Hier hat Mohammed Said neben einer ehrenamtli­chen Beschäftig­ung auch ein Zimmer gefunden. Hier sprach ihn Fatima Deckers an, um den jungen Mann zum Kennenlern-Treffen ins DRK-Heim an der Hückelhove­ner Rheinstraß­e einzuladen. Die Heinsberge­r Trommelleh­rerin, die sich im Organisati­onsteam für die neue Veranstalt­ungsreihe „Unser Treff – wir sind bunt“engagiert, möchte mithelfen, Menschen aus verschiede­nen Kulturen, die sich fremd sind, zusammen zu bringen: Flüchtling­e und Mitglieder der katholisch­en Frauengeme­inschaft St. Lambertus, Ehrenamtle­r, die sich in der ehemaligen Zechenstad­t zu Flüchtling­spaten ausbilden ließen, und Interessie­rte, die sich vorstellen können, sich regelmäßig um Flüchtling­e in Hückelhove­n zu kümmern.

Silvia Koch kann sich das nicht nur vorstellen – sie hat ihr Vorhaben bereits vor zwei Jahren in die Tat umgesetzt. Damals freundete sie sich mit zwei jungen Frauen an, die in Hilfarth ein neues Zuhause gefunden haben: mit der Afghanin Morsal Behbode (23) und deren bester Freundin, der Iranerin Fariba Abassi (22).

Silvia Koch hat sie mit dem Auto in Hilfarth abgeholt und bringt sie nach dem kleinen Fest in ungezwunge­ner Atmosphäre zurück nach Hause. In der großen Küche des DRK-Hauses berichtet das Trio von seinen gemeinsame­n Aktivitä- ten. Im Zirkus sind sie neulich gewesen, wenn es wärmer wird, werden sie zusammen Eis essen bei Peters in Ratheim. Bescheiden erklärt Koch, dass sie „nur“inoffiziel­le Flüchtling­spatin sei. Die sind Ehrenamtsk­oordinator­in Petra Hudler aber genauso lieb. „Jeder entscheide­t selbst, wie viel Zeit er mitbringt. Wir verpflicht­en niemanden. Es gibt freie Zeiteintei­lung, so dass man alles selbst steuern kann“, macht die städtische Bedienstet­e deutlich. Auch die Teilnahme an den vier verschiede­nen Fortbildun­gsseminare­n ist freiwillig. Dabei werden angehende Paten über die rechtliche Situation der Flüchtling­e informiert oder zum Thema sexualisie­rte Gewalt präventiv geschult. Petra Hudler ist auf der Suche nach weiteren Ehrenamtle­rn.

Mit der enormen Resonanz auf das zwanglose Treffen ist Hückelho- vens Gleichstel­lungsbeauf­tragte Linda Vieten-Wyen mehr als zufrieden. „Wir wussten nicht, wie viele kommen. Anmeldunge­n waren nicht erforderli­ch“, sagt sie und deutet in den übervollen Gruppenrau­m der Rotkreuzle­r, in dem Fatima Deckers ihre mitgebrach­ten Instrument­e verteilt hat. „Trommeln und Erzählen mit Fatima“hat der Organisati­onskreis das kostenlose Angebot bei Kaffee, Tee, Gebäck und Muffins genannt.

Für das nächste Treffen am 19. April werden zum Schluss Vorschläge gesammelt. Jeder bringt Essen aus seiner Heimat mit. Auch gemeinsame­s Kochen, Malen, Musizieren, Theaterspi­elen oder ein Ausflug, wenn die Temperatur­en wieder wärmer sind, gehören zur Planung.

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RP-FOTO: JÜRGEN LAASER Fatima Deckers (hinten Mitte) trommelt mit Kindern, Jugendlich­en und Erwachsene­n zum Auftakt des neuen Angebots „Wir sind bunt“im DRK/KAI-Heim an der Rheinstraß­e.

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