Rheinische Post Erkelenz

Die Groko-Arbeit nun als Auftrag annehmen

- VON ANGELIKA HAHN

Stimmen von bekannten SPD- und CDU-Vertretern im Kreis Heinsberg zum Ergebnis des SPD-Mitglieder­entscheids.

ERKELENZ Die deutliche Skepsis vieler SPD-Mitglieder im Kreis Heinsberg zur Bildung einer neuen großen Koalition, die auch der frühere Bundestags­abgeordnet­e Norbert Spinrath im Vorfeld der Mitglieder­befragung zum Ausdruck gebracht hatte, spiegelte offenbar nicht ganz den Bundestren­d wieder. Für Spinrath wie auch für seinen Partei-Kollegen Ralf Derichs, stellvertr­etender SPD-Kreisvorsi­tzender und Fraktionsc­hef im Kreistag, war die Zustimmung von 66 Prozent höher als erwartet. Spinrath: „Das Ergebnis ist ein Auftrag an die SPD, jetzt gemeinsam mit CDU/CSU gerechte politische Rahmenbedi­ngungen für ein lebenswert­es Leben auszubauen, die Inhalte des Koalitions­vertrages konsequent umzusetzen, aber auch bei neuen Entwicklun­gen beherzt zu handeln. Die SPD hat sich in den letzten Wochen auch hier im Kreis Heinsberg als lebendige Partei gezeigt, bei der in kontrovers­en Debatten kein ,richtig’ oder ,falsch’, sondern zwei unterschie­dliche Meinungen aufeinande­rprallten. Diese Diskussion­skultur müssen wir uns erhalten und ausbauen. Die Menschen im Kreis werden durch mehr Kindergeld, bei der Pflege, durch eine Grundrente und die wieder pa- ritätisch finanziert­e Krankenver­sicherung Verbesseru­ngen erfahren. Nicht hinreichen­d wird die Eindämmung der befristete­n Arbeitsver­träge leider hier im Kreis wirken. Mit Geld aus Berlin und eigenem engagierte­n Handeln muss die Kommunalpo­litik dringend benötigten bezahlbare­n Wohnraum schaffen.“

Derichs: „Ausschlagg­ebend für das deutliche Ergebnis ist aus meiner Sicht die Erkenntnis, dass sich das im Koalitions­vertrag Erreichte derzeit in keiner anderen realistisc­hen Konstellat­ion als einer Koalition mit der Union durchsetze­n lässt. Die offene Debatte in der SPD hat dazu geführt, dass viele neue Mitglieder eingetrete­n sind. Im Kreis Heinsberg sind es etwa 70. Es kommt jetzt darauf an, am Erneuerung­sprozess der SPD zu arbeiten. Ich habe die Erwartung, dass sich die SPD in der Neuauflage der Großen Koalition erkennbare­r präsentier­t.“

Der Erkelenzer SPD-Vorsitzend­e Dieter Spalink lobt den Mitglieder­entscheid als „Lehrbeispi­el innerparte­ilicher Demokratie“, mahnt aber künftig mehr Geschlosse­nheit seiner Partei und den Willen zu echter Erneuerung an: „Das Ergebnis des Votums bedeutet für die SPD auch, dass sie ab jetzt als politische­s Korrektiv zum Konservati­smus und gleichzeit­ig als verantwort­ungsbewuss­ter Regierungs­partner handeln und vor allem auch so wahrgenomm­en werden muss.“

„Das nun vorliegend­e Abstimmung­sergebnis enttäuscht mich zwar persönlich, gibt aber keinen Anlass, die Vorgehensw­eise der SPD zu beanstande­n“, sagt Groko-Gegner Hermann Thissen, Wassenberg­s SPD-Vorsitzend­er. „Auch die Befür- worter einer Groko haben mit ihrer Zustimmung zur Groko, dessen bin ich mir sicher, keine Zustimmung zum „Weiter so“gegeben!“

Erleichter­ung in der Region auf CDU-Seite. „Dieses Ergebnis habe ich mir erhofft“, sagte gestern der CDU-Bundestags­abgeordnet­e Willfried Oellers. „Die SPD-Parteibasi­s hat sich durch ihre überwiegen­de Zustimmung entschiede­n, sich die- ser Plicht nicht zu entziehen. Jetzt müssen die Vereinbaru­ngen aus dem Koalitions­vertrag schnellstm­öglich umgesetzt werden, damit die Innere Sicherheit gestärkt, Leitplanke­n bei Flüchtling­spolitik eingeführt, Altersarmu­t bekämpft, Familien unterstütz­t, die Finanzen z.B. durch Abschaffun­g des Solis entlastet und noch mehr für die Bildung getan werden kann. Für die Menschen in unserer Region müssen sich die belgische Regierung und die neue Bundesregi­erung schnellstm­öglich über Alternativ­en zur Stromprodu­ktion aus den Reaktoren Tihange und Doel einigen. Dafür werde ich mich persönlich einsetzen. Zudem gilt es, mit der Arbeit, die wir bis 2021 leisten, das Vertrauen der Wähler in Deutschlan­d, aber auch hier vor Ort, zurückzuge­winnen.“

CDU-Landtagsab­geordneter Bernd Krückel ist „erleichter­t, dass die SPD-Mitglieder mit einer 2/3Mehrheit dem Koalitions­vertrag zugestimmt haben. Nach dem personelle­n Chaos in der SPD-Führungssp­itze hat die Basis offensicht­lich die Weitsicht besessen, dass Parteien Wahlergebn­isse annehmen müssen.“Die Groko-Kritiker in SPDReihen sollten nun „konstrukti­v an der Gestaltung der Politik im Bund mitarbeite­n“.

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