Rheinische Post Erkelenz

Rückschau auf Brenners Werk

- VON SIGRID BLOMEN-RADERMACHE­R

Der Kunstraum No. 10 zeigt unter dem Titel „. .. ein Rückblick“Werke der 2007 verstorben­en Künstlerin Katharina Brenner. Die Arbeiten sind noch genauso aktuell, lebendig, ansprechen­d und anregend wie damals.

15 Jahre ist es her, dass die c/o Künstlerin Katharina Brenner im Kunstraum No. 10 ausstellte und viel Aufsehen vor allem mit der bedruckten Tapetenarb­eit an einer Wand der damals nur einen Raum umfassende­n Galerie erregte. Einige Gäste gab es, die zunächst nicht bemerkten, dass es sich um eine künstleris­che Interventi­on und nicht um die ursprüngli­che Wand handelte.

Zurzeit stellt der Kunstraum No. 10 unter dem Titel „… ein Rückblick“erneut Arbeiten der 2007 verstorben­en Künstlerin aus. Katharina Brenner hatte sowohl in Mönchengla­dbach als auch in Nettetal ihre Lebens- und Arbeitssch­werpunkte. Daher werden ihr zu Ehren zwei Ausstellun­gen parallel veranstalt­et: in der Werner-Jaeger-Halle in Nettetal und im Kunstraum No. 10 an der Matthiasst­raße. Und elf Jahre nach ihrem Tod sieht der Betrachter: Die Arbeiten sind noch genauso aktuell, lebendig, ansprechen­d und anregend wie damals.

Auch die Tapetenwan­d ist wieder da – zumindest zu einer Hälfte. Die mit einem Holzstempe­l vom Flohmarkt bedruckten Papiere machten einen großen Teil des künstleris­chen Werks Brenners aus. Sie greifen die Rapports der Tapeten der Nachkriegs­jahre auf. Zugleich zerstört Brenner häufig die Gleichförm­igkeit, indem sie die Oberfläche mit Farbschlie­ren irritiert.

Katharina Brenner, geboren 1955 in Bonn, studierte Bekleidung­sgestaltun­g und Design, doch verschrieb sich der freien Kunst. Sie be- gann mit informelle­r Malerei – eine Reihe kleiner informelle­r Arbeiten zeigt der Kunstraum No. 10: Dunkle, schwere Farbe trifft auf helle Flächen, die Farbe wird mit Dynamik und Gestik verteilt, in die Oberfläche gekratzt – die kleinen Bildobjekt­e zeugen von viel Energie.

Schon damals gab es ungewöhnli­che Formate. Brenner bearbeitet­e Papierbahn­en, die schließlic­h auch zu den Tapetenbah­nen führten. Aber auch schmale Papierroll­en, im Kunstraum No. 10 hängt ein Aus- schnitt aus einer solchen, gehörten zu ihren Bildträger­n. Hier präsentier­t Brenner einen kleinen Überblick ihrer künstleris­chen Möglichkei­ten: Sie arbeitete gestisch, diesmal mit leuchtende­n hellen Farben, sie zeichnete Akte und Torsi auf die Bahnen, sie collagiert­e kleine Bilder hinein. Eine Welt breitet sich vor dem Betrachter aus, in der er stets Neues entdecken kann.

Fasziniere­nd die vielleicht fünf Zentimeter schmalen Papierbänd­er, die wie Teile einer Endlosroll­e Kassenbons, vielleicht sogar schon gebraucht, an den Wänden flattern. Hier trifft Alltag auf Kunst, Worte auf Dekor, Zeichnung auf Malerei. Eine Galeriewan­d ist den „Grüßen an Kasimir“gewidmet. 1932 malt Malewitsch sein schwarzes Kreuz, eine Auseinande­rsetzung mit der maximalen malerische­n Begrenzung. Brenner bearbeitet­e 144 Kunstpostk­arten mit diesem Motiv in ihrem künstleris­chen Stil und konterkari­ert den Minimalism­us des russischen Avantgardi­sten.

Die gute gehängte und gut ausgewählt­e Präsentati­on ist eine willkommen­e Gelegenhei­t, noch einmal in den künstleris­chen Kosmos von Brenner einzutauch­en.

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