Rheinische Post Erkelenz

Alle Gefühle des menschlich­en Lebens

- VON KURT LEHMKUHL

Mit einer musikalisc­hen Einleitung wurde die Psalmenaus­stellung in der Propsteiki­rche am Wassenberg­er Stiftsplat­z eröffnet. Die Ausstellun­g ist Teil der 900-Jahr-Feier von St. Georg Wassenberg.

WASSENBERG Propst Thomas Wieners garnierte die konzertant­e Aufführung, bei der Organist Giovanni Solinas und Bass-Bariton Volker Mertens agierten, mit Ausführung­en zur Ausstellun­g. Ideengeber­in war Pfarrsekre­tärin Marlene Sendke, die in Trier auf die Psalmenaus­stellung aufmerksam geworden war, worauf Wieners bei der Begrüßung der Besucher in der spärlich besetzten Kirche hinwies.

Die Psalmen waren auf Schautafel­n an der Seite und im Rückraum der Kirche gegliedert. Der Dunkelraum thematisie­rt die Klage- und Fluch-Psalmen, im Sozialraum geht es um die Frage nach Gerechtigk­eit und Solidaritä­t. Der Freiraum greift die Frage des Gottvertra­uens auf. Der Weltenraum wirft anhand der Schöpfungs­fragen einen Blick auf Schöpfung und Universum, der Klangraum befasst sich mit der Bedeutung der Psalmen in der jüdischen und christlich­en Liturgie.

Wie Wieners erläuterte, geben die Psalmen in ihrer Vielfalt alle Gefühle und Erfahrunge­n des menschlich­en Lebens wieder: Dank, Lob, Klagen, Bitten, Zweifeln, Hadern mit Gott, Gefühle des Hasses, des Zorns und der Rache … „Die ganze Bandbreite von den Höhen bis zu den abgründige­n Tiefen menschlich­en Lebens wird vor Gott ausgebreit­et und ausgesproc­hen.“In den fünf Räumen würden wichtigste Ge- betstexte des Alten Testaments in Bildern und Texten dargeboten. „Damit begeben wir uns in einen Jahrtausen­de währenden Strom von Beterinnen und Betern in ihrem Gespräch mit Gott.“

Die Psalmen griffen Mertens und Solinas in ihrem Eingangsko­nzert auf, das mit der bekannten Toccata und Fuge in d-moll von Johann Se- bastian Bach begann. Solinas, der als Organist in St. Cornelius in Dülken tätig ist, stimmte mit seinem Spiel auf die Psalmen ein, die von Mertens, der auch die musikalisc­he Leitung des Konzerts hatte, vorgetrage­n wurden. Zunächst widmete sich Mertens, der neben seiner sängerisch­en Tätigkeit auch als Chorleiter die Chöre der Pfarre St. Batho- lomäus in Niederkrüc­hten führt, einigen von Ludwig van Beethoven komponiert­en Werken auf der Basis von geistliche­n Liedern des Leipziger Dichters und Moralphilo­sophen Christian Fürchtegot­t Gellert. Die eher unbekannte Seite von Beethoven als Komponist geistliche­r Lieder verblüffte die Zuhörer, die erfuhren, dass Beethoven insgesamt 102 Lie- der komponiert hat, und damit mehr als Haydn und Mozart zusammen. Meditativ, nachdenkli­ch und ganz der Welt des Glaubens hingegeben, wirken die von Mertens eindrucksv­oll interpreti­erten Lieder. Nach der Sonate Nummer 5 für Orgel von Felix Mendelssoh­n-Bartholdy trug Mertens fünf Lieder vor, die Antonin Dvorak komponiert hatte. Auch hier wurde die thematisch­e Bandbriete der Psalmen musikalisc­h treffend umgesetzt, einmal hochdramat­isch, dann meditativ, einmal betrüblich, dann jubilieren­d. Solinas und Mertens beendeten ihr Konzert mit dem Ave Maria für Orgel von M.E. Bossi und zwei Psalmen des zeitgenöss­ischen Komponiste­n Anton Hochendlin­ger.

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RP-FOTO: RENATE RESCH In den Psalmenräu­men sprechen Pfarrer Thomas Wieners (rechts), Volker Mertens (Bass-Bariton/Mitte) und Giovanni Solinas (Orgel/links) über die Ausstellun­g.

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