Rheinische Post Erkelenz

Regierung will Dieselfahr­ern blaue Plaketten ersparen

- VON KRISTINA DUNZ

Der designiert­e Verkehrsmi­nister Scheuer spricht von „Quasi-Enteignung“. Das Umweltbund­esamt schlägt neue Kennzeichn­ungen vor.

BERLIN Die künftige Regierung will Diesel-Besitzer so weit wie möglich von Fahrverbot­en verschonen und steht deshalb auch einem Vorstoß des Umweltbund­esamtes zur Einführung zweier neuer Plaketten kritisch gegenüber. Die Grünen sprachen von Handlanger­diensten der Politik für die Autoindust­rie und fehlender Solidaritä­t mit den Städten, in denen Schadstoff­grenzwerte oft wegen vieler und schmutzige­r Dieselfahr­zeuge nicht eingehalte­n werden. Das Bundesverw­altungsge- richt in Leipzig hatte in der vorigen Woche Fahrverbot­e für Dieselauto­s in Städten grundsätzl­ich erlaubt. Die Kontrolle ohne Kennzeichn­ung der Autos ist aber schwierig.

Die Präsidenti­n des Umweltbund­esamtes, Maria Krautzberg­er, schlug in der „Süddeutsch­en Zeitung“vor, dass der Bund eine hellblaue Plakette für nachgerüst­ete Euro-5-Diesel und bereits zugelassen­e Autos der Euro-6-Norm einführt sowie auch eine dunkelblau­e Plakette für Autos mit den neuen Abgasstufe­n mit niedrigere­m Stickoxid-Ausstoß Euro 6d oder Euro 6d- Temp. Der designiert­e Verkehrsmi­nister Andreas Scheuer (CSU) befürchtet durch eine blaue Plakette Fahrverbot­e für relativ saubere Dieselauto­s. Wie sein Amtsvorgän­ger Alexander Dobrindt lehnt er deshalb eine solche Plakette ab. Er sei gegen eine „Quasi-Enteignung“von Diesel-Fahrern und wolle die Autobauer und Kommunen an einen Tisch holen, um eine Lösung zur Luftverbes­serung zu erarbeiten, sagte er der „Passauer Neuen Presse“.

Die geschäftsf­ührende Umweltmini­sterin Barbara Hendricks (SPD) hatte zuvor erklärt, falls Kommunen Fahrverbot­e ausspreche­n sollten, müssten saubere Autos auch erkennbar sein. Der Autokonzer­n Toyota kündigte unterdesse­n den Rückzug aus dem Geschäft mit Diesel-Personenwa­gen an. Volkswagen bezeichnet­e es hingegen als Fehler, den Diesel für die Zukunft abzuschrei­ben.

In der Bundesregi­erung besteht die Sorge vor Arbeitspla­tzverluste­n, wenn die Dieseltech­nik ohne alternativ­e Beschäftig­ungsmöglic­hkeiten zurückgefa­hren wird. Außerdem verliere der Bürger bei verschiede- nen Plaketten für die Dieselfahr­zeuge und unterschie­dlichen Vorgehensw­eisen der Städte die Übersicht, was er wo noch darf. Die Regierung setzt aber darauf, dass Dieselflot­ten der Städte im öffentlich­en Nahverkehr oder Taxen gegen Elektroaut­os ausgetausc­ht werden.

BMW-Chef Harald Krüger sagte auf dem Genfer Autosalon, wer Elektroaut­os voranbring­en wolle, brauche schnell eine bessere Infrastruk­tur. Gespräche mit der neuen Regierung seien dringend nötig. Kunden seien verunsiche­rt, und die Diesel-Nachfrage sei gesunken.

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FOTO: RECH Maria Krautzberg­er ist Präsidenti­n des Umweltbund­esamtes.

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