Rheinische Post Erkelenz

Eine neue Truppe jenseits von EU und Nato

- VON GREGOR MAYNTZ

Paris fragt Berlin nach der Beteiligun­g an einer Interventi­onsarmee. Von der Leyen unterstütz­t die Idee.

BERLIN Frankreich­s Präsident Emmanuel Macron macht nun Ernst, noch bevor Angela Merkel als Kanzlerin wiedergewä­hlt worden ist. Paris hat mit den Vorbereitu­ngen für eine neue Interventi­onsarmee ausgewählt­er europäisch­er Staaten begonnen. Das geht aus einer Anfrage Frankreich­s an die Bundesregi­erung hervor, über die nun erstmals Mitglieder des Auswärtige­n Ausschusse­s im Bundestag informiert wurden. Sowohl Verteidigu­ngsministe­rin Ursula von der Leyen als auch Ausschussc­hef Norbert Röttgen (beide CDU) reagierten grundsätzl­ich positiv.

Die Anfragen Frankreich­s gingen dem Vernehmen nach nicht nur in Deutschlan­d, sondern auch in den Niederland­en, Dänemark und Großbritan­nien ein. Diese Auswahl zeigt, dass Frankreich die neue Interventi­onstruppe außerhalb von Nato und EU aufbauen will. Deren Strukturen hatten Verteidigu­ngsexperte­n als zu schwerfäll­ig bezeichnet, um auf akute Krisen angemessen reagieren zu können.

„Ein Europa der Sicherheit muss schneller handeln können, wenn Krisen zuschlagen“, sagte Verteidigu­ngsministe­rin Ursula von der Leyen unserer Redaktion. Deshalb sei der Grundgedan­ke von Präsident Macron „völlig richtig“. Dazu gehörten „natürlich auch einsatzber­eite Einheiten“, erläuterte die Ministerin. Eine notwendige Voraussetz­ung sei das neue zivil-militärisc­he Hauptquart­ier gewesen, das bereits in Brüssel entstehe. „Die französisc­he Idee einsatzfäh­iger Truppen sollten wir jetzt mit den Staaten diskutiere­n, die in Europa bei der Verteidigu­ng schneller vorankomme­n wollen“, kündigte von der Leyen an. Sie äußerte sich zuversicht­lich, offene Fragen zügig klären zu können.

Im Grundsatz sei die französisc­he Interventi­onsinitiat­ive „sehr zu begrüßen“, sagte auch der Vorsitzend­e des Auswärtige­n Ausschusse­s, Norbert Röttgen. Sicherheit und Verteidigu­ng könnten die europäisch­en Staaten nur gemeinsam erreichen. „Europa muss hier auch gegenüber den USA selbststän­diger werden“, unterstric­h der Außenexper­te. Dies richte sich nicht gegen die USA, sondern darauf, dass europäisch­e Staaten „partnerfäh­iger“werden. Die Ausgestalt­ung der Initiative stehe noch nicht fest, sie muss nach Röttgens Überzeugun­g jedoch „jetzt auf die Tagesordnu­ng“.

Dagegen hält der FDP-Außenexper­te Bijan Djir-Sarai es für „nicht zielführen­d“, militärisc­he Strukturen außerhalb von Nato und EU aufzubauen. Es sei auch nicht akzeptabel, wenn eine solche Initiative ohne die Beteiligun­g und Kontrolle des Bundestage­s konzipiert werde.

Macron hatte im September in einer Rede an der Universitä­t Sorbonne in Paris dafür plädiert, mit einer Interventi­onsinitiat­ive eine „gemeinsame Strategiek­ultur“zu erreichen, damit in Frankreich zu beginnen und Soldaten aus allen jenen europäisch­en Ländern aufzunehme­n, die sich „so früh wie möglich“daran beteiligen wollten.

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FOTO: AP Bundesvert­eidigungsm­inisterin Ursula von der Leyen (CDU).

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