Rheinische Post Erkelenz

Wetter-Alarm: Jahreszeit­en verschiebe­n sich

- VON GREGOR MAYNTZ

Klimaexper­ten raten den Deutschen, sich auf vermehrte Extremwett­ersituatio­nen gefasst zu machen.

BERLIN Überschwem­mungen, Orkanzerst­örungen, Schneekata­strophen werden die Deutschen nicht mehr nur auf dem Fernsehsch­irm aus fernen Ländern erleben. Auch in ihrer Heimat drohen immer mehr Klimaextre­me. Zu diesem Ergebnis kommt der Deutsche Wetterdien­st (DWD) bei der Auswertung der zurücklieg­enden Sturm-, Kälte-, Hitze- und Regenperio­den. Zwar sei nicht restlos erwiesen, dass es sich um einen von Menschen verursacht­en langfristi­gen Trend handele, doch sei es sinnvoll, sich darauf vorzuberei­ten, erklärte DWD-Klimaexper­te Thomas Deutschlän­der.

Von einer „Tendenz zur Vernässung“sprach DWD-Vizepräsid­ent Paul Becker insbesonde­re bei den nördlichen Bundesländ­ern. Die Landwirte seien gut beraten, sich „robuste“Sorten zuzulegen. Damit könnten sie auch besser auf eine „Jahreszeit­enverschie­bung“reagieren. Auf viel zu heiße Tage im März folgten neue Frostperio­den im April und verursacht­en große Schäden verursacht. Gegen Hitzebelas­tung in den Innenstädt­en sollten Planer „Frischluft­schneisen“vorsehen und auf Grünbedach­ung setzen.

Wie extrem die Verhältnis­se auch 2017 waren, beleuchtet­e Becker anhand der Regenmenge, die an einem einzigen Junitag in Berlin niederging: Das sei das Doppelte des- sen gewesen, was gewöhnlich in einem ganzen Sommer an Regen gemessen wird – weit über die Grenze eines „Jahrhunder­tregens“. Die Erwärmung halte weiter an. In den vergangene­n knapp 140 Jahren stieg die Durchschni­ttstempera­tur um 1,4 Grad.

Erstmals konnte im vergangene­n Jahr in Europa mehr Strom aus erneuerbar­en Energien als aus Kohle gewonnen werden. Angesichts der noch ehrgeizige­ren Ziele in Deutschlan­d, bis 2030 den Anteil auf 65 Prozent hochzutrei­ben, lässt eine detaillier­te Untersuchu­ng des DWD zu den Risiken durch Windflaute­n aufhorchen.

Danach verzeichne­n die Experten pro Jahr im Schnitt 23 Phasen, in denen die Wetterverh­ältnisse so ungünstig sind, dass die Windkrafta­nlagen über 48 Stunden hinweg auf unter zehn Prozent ihrer Leistungen abfallen. Wenn man jedoch einen Verbund zwischen auf dem Land und auf dem Meer produziert­em Windstrom herstelle, reduziere sich dieses Risiko auf 13 Phasen jährlich. Packe man in diesen Verbund auch den Solarstrom hinein, lande man bei nur noch zwei Phasen, für die Stromreser­ven vorgehalte­n werden müssten. Die Lösung sieht der DWD in einem europäisch­en Verbund der regenerati­ven Energien. Weil die Windverhäl­tnisse in einem derart großen Rahmen sehr unterschie­dlich seien, reduzierte­n sich die Flaute-Risiken auf 0,2 Fälle pro Jahr.

Landwirte sollten sich angesichts des Klimawande­ls robusteres

Saatgut zulegen

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