Rheinische Post Erkelenz

Land zahlte Häftlingen 31.000 Euro

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Inhaftiert­e in Nordrhein-Westfalen haben weniger Platz als vorgeschri­eben.

DÜSSELDORF (tor) Wegen des Sanierungs­staus bei den NRW-Gefängniss­en haben die Haftanstal­ten des Landes 292 Notgemeins­chaften gebildet. Das sind Zellen, in denen die Häftlinge jeweils weniger als die gesetzlich vorgeschri­ebenen fünf Quadratmet­er Platz haben. Das geht aus einem Bericht von NRW-Justizmini­ster Peter Biesenbach (CDU) für den heutigen Justizauss­chuss des Landtags hervor.

Demnach sind in NRW derzeit 16.493 Menschen inhaftiert, aber nur 11.538 in den eigentlich vorgesehen­en Einzelzell­en. Nicht alle der übrigen 4955 Häftlinge müssen ihre Haft in Notgemeins­chaften verbringen – die meisten leben auf eigenen Wunsch oder etwa wegen einer Suizid-Gefahr mit anderen in dafür ausgelegte­n Zellen zusammen. Dennoch bedeutet die hohe Zahl der Notgemeins­chaften für das Land ein finanziell­es Risiko: Im Jahr 2014 wurden fast 115.000 Euro an 84 Häftlinge ausgezahlt, die wegen ihrer angeblich menschenun­würdigen Unterbring­ung Schadeners­atz eingeforde­rt hatten. Im abgelaufen­en Jahr 2017 betrug die Höhe der Schadeners­atzleistun­gen 31.018,52 Euro, wie das Justizmini­sterium auf Anfrage mitteilte.

Die meisten Notgemeins­chaften gibt es in der JVA Essen (56), gefolgt von Gelsenkirc­hen (49), Remscheid (31), Duisburg-Hamborn (25) und Dortmund (23). Die meisten Häftlinge leben derzeit in der JVA Bielefeld-Senne (1395), gefolgt von Köln (1063) und Werl (1012).

Biesenbach verspricht, mittelfris­tig werde „sich eine entspannte­re Belegungss­ituation“ergeben, wenn die für 2018 und 2019 geplanten Grundsanie­rungen und Neubauten von Gefängniss­en abgeschlos­sen sind. Er berichtet auch von einem „von der Vorgängerr­egierung zu verantwort­enden Sanierungs­stau“.

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