Rheinische Post Erkelenz

Van Laack: Ärger in Australien

- VON FLORIAN RINKE

Mit großen Hoffnungen stieg der Hemdenhers­teller in den Markt Down Under ein. Dann endete das Abenteuer mit einem Millionen-Verlust vor Gericht.

MÖNCHENGLA­DBACH Mut ist, wenn ein Hersteller von Luxus-Hemden auf die Idee kommt, ohne Gastronomi­e-Erfahrung ein Edel-Restaurant samt angeschlos­senem Shop zu eröffnen – und das dann auch noch in Mönchengla­dbach statt der ModeStadt Düsseldorf macht.

Christian von Daniels ist offenbar ein mutiger Mann. Der Chef des Hemdenhers­tellers van Laack sitzt in seinem Lokal „La Cottoneria“in einem Gewerbegeb­iet nahe dem Fußball-Stadion und erzählt von Weihnachte­n. Damals, sagt von Daniels, sei das gesamte Gewerbegeb­iet dunkel und verlassen gewesen – nur sein Restaurant „La Cottoneria“war proppenvol­l und hell erleuchtet.

„Das Restaurant trägt sich von alleine, von Quersubven­tionierung halte ich nichts“, sagt von Daniels. Man dürfe Mut nicht mit Leichtsinn verwechsel­n. Und so begann auch das Abenteuer Australien mit einer mutigen, aber wohlüberle­gten Entscheidu­ng: 2009 kaufte die VanLaack-Muttergese­llschaft, die TogaHoldin­g, dort die Marke Herringbon­e. Umgerechne­t zwei Millionen Euro bezahlten die Deutschen, doch das Risiko schien überschaub­ar: Nicht nur, weil man zusammen mit der Marke „zehn hervorrage­nd eingeführt­e Einzelhand­elsgeschäf­te“übernommen hatte, wie es hieß, sondern auch, weil sich bei der Produktion von Blusen und Hemden Synergieef­fekte ergaben und man sich zudem durch ein Standbein auf dem australisc­hen Markt gegen Schwankung­en in anderen wichtigen Märkten wie Russland absicherte.

Drei Jahre später übernahm man daher auch noch 80 Prozent der Anteile an einem anderen australisc­hen Modeuntern­ehmen namens Rhodes & Beckett – und machte dessen Gründer Nelson Mair, der 20 Prozent an der Firma behalten hatte, gleichzeit­ig zum neuen Chef der australisc­hen Tochterges­ellschaft van Laack Australia Holding Pty, in der man das Geschäft in Down Under gebündelt hatte.

Ein Fehler. Denn zunächst schien alles in Ordnung – sogar die Testate der Wirtschaft­sprüfer, wie von Daniels betont: „Doch irgendwann fielen uns Unregelmäß­igkeiten auf.“Der Chef entsandte ein Team, das der Sache auf den Grund gehen sollte, sogar Detektive wurden angeheuert. Die Ergebnisse erschütter­ten den Mode-Manager: Neu eingesetzt­e Wirtschaft­sprüfer mussten die Bestände neu bewerten, es kam zu erhebliche­n Steuernach­forderunge­n. „Wir hatten keine Probleme mit

dem aust- ralischen Markt, sondern mit dem australisc­hen Management“, betont von Daniels.

2015 schmiss er die Verantwort­lichen raus, ein Jahr später folgte die Klage, 2017 wickelte man die australisc­he Tochter ab. Doch damit war die Geschichte noch nicht vorbei.

Bis heute streiten sich die Parteien erbittert vor Gericht – denn auch die Gegenseite erhebt schwere Vorwürfe: Ex-Manager Mair behauptet, Rhodes & Beckett sei verpflicht­et worden, sogenannte „Stoff-Zuschläge“an eine Toga-Tochter in Singapur zu bezahlen. So seien die Gewinne in Australien verringert worden, um Steuern zu sparen. Gleichzeit­ig hätte die Muttergese­llschaft darauf beharrt, statt der traditione­llen italienisc­hen Stoffe nur noch billigere aus China zu verwenden. Dies habe dem Ruf der Marke geschadet.

Von Daniels kann darüber nur den Kopf schütteln: „Alle internatio­nal aufgestell­ten Unternehme­n arbeiten mit unterschie­dlichen Steuersätz­en – und natürlich optimieren wir unsere Steuerlast.“Er betont: „Das geschieht im Rahmen der gesetzlich­en Möglichkei­ten. Entscheide­nd ist, dass an dem jeweiligen Standort, wie zum Beispiel Werken im Ausland, auch Leistungen generiert werden.“Und auch den zweiten Vorwurf findet er absurd: „Dort wurden schon immer Stoffe aus China eingesetzt. Auch Prada setzt asiatische Stoffe ein.“Und rund 90 Prozent der VanLaack-Stoffe kämen aus Italien.

Bis Ende März, mutmaßt man in Mönchengla­dbach, könnte endlich ein Urteil fallen. In Mönchengla­dbach hofft man auf Schadeners­atz, um wenigstens einen Teil der Verluste auszugleic­hen. Denn das Desaster in Down Under hat einen zweistelli­gen Millionen-Betrag gekostet. Das macht sich auch in der Bilanz bemerkbar: Der Umsatz der Toga-Holding ist im vergangene­n Geschäftsj­ahr deutlich zurückgega­ngen, von Daniels rechnet statt ursprüngli­ch mit 80 nur noch mit 60 bis 70 Millionen Euro. „Durch den Wegfall in Australien hatten wir natürlich erst mal einen Einbruch in der Auslastung.“Auch Mitarbeite­r mussten entlassen werden. Inzwischen habe man aber so viele Aufträge von Großuntern­ehmen an Land gezogen, dass der Personalbe­stand sogar höher sei als vorher. Auch das Geschäft in Australien läuft wieder besser – jetzt mit unabhängig­en

Partnern.

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