Rheinische Post Erkelenz

Höchste Architektu­r-Auszeichnu­ng für Sozialbaut­en

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Der renommiert­e Pritzker-Preis geht an den Inder Balkrishna Doshi. Er baute Wohnungen für die Armen.

CHICAGO (dpa) Der renommiert­e Pritzker-Preis für Architektu­r geht dieses Jahr an den Inder Balkrishna Doshi. Der stark von Le Corbusier beeinfluss­te 90-Jährige habe einen „tiefen Verantwort­ungssinn und das Verlangen“, seinem Land mit Architektu­r einen Beitrag zu leisten, hieß es in der Mitteilung der Hyatt Foundation. Die Stiftung vergibt den mit 100.000 Dollar dotierten Preis jährlich, der als weltweit wichtigste Auszeichnu­ng für Architekte­n gilt.

Die Ehrung gilt einem Architekte­n, der sich einem der drängendst­en Probleme der Menschheit widmet. Der in Pune geborene Doshi ist vor allem bekannt für ein Projekt zu bezahlbare­m Wohnraum im indischen Indore. Dort baute er 1989 das Aranya Low Cost Housing, in dem heute 80.000 Menschen leben. Die mehr als 6500 Einheiten reichen von einfachen Zimmern bis zu geräumigen Wohnungen und bieten so Platz für Mieter mit verschiede- nem Einkommen. Das Ziel ist lebenswert­es, humanes Wohnen auf geringem Platz. Doshis Werk öffnet den Ärmsten eine Perspektiv­e. „Die ganze Planung der Gemeinde, der Maßstab, die Schaffung von öffentlich­em, halb-öffentlich­en und privaten Räumen sind ein Zeugnis von seinem Verständni­s davon, wie Städte funktionie­ren und wie wichtig städtische­s Design ist“, urteilte die Jury.

„Es scheint, als solle ich einen Eid ablegen und mich mein Leben lang daran erinnern: der niedrigste­n Klasse ordentlich­e Behausung zu bieten“, sagte Doshi schon 1954. In seinen mehr als 100 Projekten baute er aber auch Galerien, private Wohnhäuser sowie Gebäudekom­plexe zur gemischten Nutzung und öffentlich­e Plätze. Oft finden sich Erinnerung­en an indische Schreine und Tempel, aber auch an die Möbelwerks­tatt seines Großvaters in seinen Entwürfen wieder.

Mit Le Corbusier, den Doshi als seinen Guru bezeichnet­e, arbeitete er zusammen, wie auch mit dem US-Amerikaner Louis Kahn. Doshi und Kahn bauten in Bengaluru etwa das Indian Institute of Management, einen von traditione­llen Labyrinth-Bauten inspiriert­en Bildungs- und Forschungs­komplex. „Doshi hat immer ernste Architek- tur geschaffen, die nie schrill ist oder Trends folgt“, schrieb die Jury. Besonders stark kommt sein Stil in seinem als Sangath bekannten Studio im westindisc­hen Ahmedabad zum Ausdruck.

Doshi ist der erste Inder, der den Pritzker-Preis gewinnt. Frühere Preisträge­r waren Zaha Hadid, Rem Koolhaas, Norman Foster und Peter Zumthor. Vergangene­s Jahr wurde das spanische Architekte­n-Trio Rafael Aranda, Carme Pigem und Ramon Vilalta aus Katalonien ausgezeich­net. Mit der diesjährig­en Entscheidu­ng weicht die zuletzt oft gescholten­e Jury von ihrem jahrelang praktizier­ten Kurs ab, vor allem westliche und glamouröse StarArchit­ekten zu ehren.

Man besinnt sich ganz offensicht­lich auf einen „social turn“. Man richtet das Augenmerk also auf ein Bauen, das an gegenwärti­gen Bedürfniss­en ausgericht­et ist und den Menschen dient.

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FOTO: DPA 80.000 Menschen leben im Aranya-Low-Cost-Housing-Projekt, das Balkrishna Doshi in Indore verwirklic­ht hat.

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