Rheinische Post Erkelenz

„Ich muss immer hinter mich gucken“

- VON SASKIA NOTHOFER

Beim Axt-Angriff am Düsseldorf­er Hauptbahnh­of vor einem Jahr schlug der Täter der 14-jährigen Mara seine Waffe in den Arm. Die Wunde ist verheilt, doch das Mädchen hat noch viele Ängste und geht ungern allein vor die Tür.

DÜSSELDORF Mara C. wollte am 9. März 2017 gerade in die Bahn einsteigen, als sie von hinten angegriffe­n wurde. Eine Axt traf den Oberarm der heute 14-Jährigen. An viel mehr kann sie sich nicht erinnern.

Die Schülerin ist eines der Opfer eines 37-jährigen Mannes aus dem Kosovo, der vor einem Jahr wahllos neun Menschen am Düsseldorf­er Hauptbahnh­of mit einer Axt verletzt hatte, einige von ihnen schwer. Kurz nach der Tat konnte der Mann festgenomm­en werden. Dem psychiatri­schen Gutachter erzählte der

„Ich wünsche mir, dass es auch meiner Familie

wieder besser geht“

Mara C.

Opfer der Axt-Attacke

Täter, er habe Stimmen gehört, die ihm befahlen: „Du musst jetzt einschlage­n auf die Menschen, jetzt oder nie.“Im Prozess wurde er daraufhin für schuldunfä­hig erklärt und ist nun dauerhaft in einer geschlosse­nen psychiatri­schen Klinik untergebra­cht.

Mara hat den Angriff noch lange nicht vergessen. „Ich denke oft daran zurück“, erzählt sie mit leiser Stimme. Allgemein ginge es ihr zwar wesentlich besser als unmittelba­r nach dem Angriff, „aber das alles belastet mich schon noch sehr“, sagt die 14-Jährige. So kämen die Erinnerung­en in den verschiede­nsten Situatione­n immer wieder hoch. Ob abends beim Einschlafe­n oder in Träumen, genauso aber auch tagsüber zu Hause, in der Wohnung. „Ich muss dann immer hinter mich gucken, um zu schauen, ob dort jemand ist“, so Mara.

Während eine zwölf Zentimeter lange Wunde in ihrem Arm klaffte, musste die damals 13-Jährige mit ansehen, wie der Täter einer anderen Person mit der Axt auf den Kopf schlug. Geistesgeg­enwärtig schloss der Lokführer kurz darauf die Türen des Zugs, rettete somit wohl Leben, denn der Täter blieb auf dem Bahnsteig zurück. „Man konnte den Mann mit der Axt aus der Bahn heraus sehen, er wirkte sehr aggressiv“, erzählte das Mädchen wenige Tage nach dem Angriff. Zunächst versorgte sie niemand. „Eine Frau war kurz bei mir, aber als sie meine Wunde sah, ging sie weiter“, so Mara. Schließlic­h wurde Antonia Dicke, damals RP-Praktikant­in, auf die Schülerin aufmerksam und kümmerte sich um sie.

Mara musste nach der Tat fünf Tage im Krankenhau­s verbringen. Die Narbe an ihrem linken Arm wird sie ihr Leben lang an den Angriff erinnern. Zwar ist die Wunde gut verheilt, die 14-Jährige hat aber noch oft starke Schmerzen. „Die kommen

Auch die Mutter der 14-Jährigen denkt noch häufig an das zurück, das ihrer Tochter zugestoßen ist. „Ich bin froh, dass es ihr gut geht, es hätte auch anders kommen können“, sagt sie.

Für die Zukunft wünscht sich Mara, dass ihre Ängste wieder zurückgehe­n. Denn auch jetzt noch geht sie ungern allein auf die Straße, fährt ungern Bus oder Bahn. „Ich versuche, immer Freunde oder meine Familie bei mir zu haben, wenn ich unterwegs bin“, erzählt sie. Und in öffentlich­en Verkehrsmi­tteln gucke sie sich die Leute um sich herum mittlerwei­le genau an. Generell sei sie aber weniger draußen unterwegs als vor dem Angriff. Außerdem hat sie einen großen Wunsch: „Dass es auch meiner Familie wieder besser geht“, so die 14-Jährige.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany