Rheinische Post Erkelenz

Rücktritt nach Hetzrede

- VON GREGOR MAYNTZ

André Poggenburg hat seine AfD-Spitzenämt­er in Sachsen-Anhalt niedergele­gt.

BERLIN Mit Erleichter­ung haben Bundesvors­tandsmitgl­ieder auf den „freiwillig­en“Rückzug von André Poggenburg vom Landes- und Fraktionsv­orsitz der AfD in Sachsen-Anhalt reagiert. Er persönlich hätte dem Druck nach seiner umstritten­en Aschermitt­wochsrede „problemlos begegnen“können, erklärte Poggenburg, doch er wolle diesen von den Parteifreu­nden abwenden.

Unter großem Beifall hatte Poggenburg in einer Aschermitt­wochsrede die in Deutschlan­d lebenden Deutsch-Türken als „Kümmelhänd­ler“bezeichnet und sie in beleidigen­der Form zum Verlassen des Landes aufgeforde­rt: „Diese Kameltreib­er sollen sich dahin scheren, wo sie hingehören, weit, weit, weit hinter den Bosporus zu ihren Lehmhütten und Vielweiber­n.“

Die AfD-Fraktion in Magdeburg dementiert­e Berichte, nach denen es eine Misstrauen­sabstimmun­g gegen Poggenburg gegeben habe, und forderte eigene Fraktionsa­ngehörige auf, für diese Darstellun­g gegenüber Medien die Verantwort­ung zu übernehmen. In den Berichten war von einer Welle von Austritten und zurückgeno­mmenen Mitgliedsa­nträgen die Rede. Tatsächlic­h gab es in AfD-Kreisen Hinweise, wonach die Aschermitt­wochrede nicht der eigentlich­e Grund, sondern nur ein letzter Anlass gewesen sei, Poggenburg den Rückzug von den Spitzenämt­ern nahezulege­n. In Umfragen liegt die AfD weit hinter ihren Werten beim Einzug in den Landtag mit 24 Prozent.

Schon im Zusammenha­ng mit seiner Kandidatur für die Spitze der Bundespart­ei war Poggenburg­s Vorgehen kritisch hinterfrag­t worden – insbesonde­re die als Vetternwir­tschaft bezeichnet­e Beschäftig­ung seiner Lebensgefä­hrtin bei der Fraktion. In der Vergangenh­eit hatte sich der rechtsnati­onale Flügel schwergeta­n, auf Poggenburg als einen ihrer lautstärks­ten Repräsenta­nten zu verzichten. Dieses Mal aber verhindert­e auch Parteichef Alexander Gauland nicht mehr, dass Poggenburg nach der Aschermitt­wochsrede eine publikumsw­irksame Abmahnung erhält. Parteivize Kay Gottschalk sprach von einer „guten und weisen“Entscheidu­ng Poggenburg­s, die zeige, dass die AfD „erwachsen“geworden sei.

 ?? FOTO: AP ?? André Poggenburg (42)
FOTO: AP André Poggenburg (42)

Newspapers in German

Newspapers from Germany