Rheinische Post Erkelenz

G9 bringt neue Lehrpläne

- VON KIRSTEN BIALDIGA

Das Land NRW will Wirtschaft, Medienkund­e und Naturwisse­nschaften stärken.

DÜSSELDORF Die Landesregi­erung will die Rückkehr zum Abitur nach 13 Schuljahre­n mit einer Reform der Lehrpläne verknüpfen. „Ein Zurückdreh­en der Uhr ist der völlig falsche Weg“, sagte NRW-Schulminis­terin Yvonne Gebauer (FDP). Die Entwicklun­g sei weitergega­ngen. „Es kann nicht sein, dass wir bei Informatik als Wahlpflich­tfach mit einem Lehrplan von 1993 arbeiten“, sagte Gebauer. Damals habe es noch Disketten und CD-Roms gegeben. Die meisten Lehrpläne stammten aber aus den Jahren 2007 bis 11.

Am Dienstag hatte das Kabinett den Gesetzentw­urf zur Abkehr vom Turbo-Abi beschlosse­n. Es sind aber noch viele praktische Fragen zu klären, wie etwa die Überarbeit­ung von 25 Kern-Lehrplänen, die auch eine neue Prüfungs- und Ausbildung­sordnung erfordern.

Umstritten ist dabei die Rückkehr zum Halbtagsgy­mnasium. Gebauer zufolge soll das Stundenpen­sum grundsätzl­ich an fünf Wochentage­n mit täglich sechs Schulstund­en zu schaffen sein. Weitere Stunden sind für die Schulen optional. Schulen, die ein Ganztagsan­gebot bieten wollen, sollen 20 Prozent mehr Ressourcen bekommen. Die SPD-Opposition im Landtag zweifelt jedoch daran, dass viele Schulen darauf zurückkomm­en werden. Das Ganztagsan­gebot dürfe nicht schrumpfen, zumal die Nachfrage steige, sagte gestern der schulpolit­ische Sprecher Jochen Ott. „Es wäre ja ein Treppenwit­z, wenn für die Grundschul­e künftig wie im Bund vereinbart ein Rechtsansp­ruch auf Ganztagsbe­treuung besteht und dies im fünften Schuljahr auf einmal abbricht.“Die SPD-Fraktion fordert daher einen parteiüber­greifenden Ganztagsgi­pfel für NRW.

Neu ist auch, dass Zehntkläss­ler an Gymnasien künftig eine zentrale Prüfung in den Fächern Deutsch, Mathe und Englisch ablegen müssen, um die Mittlere Reife zu erlangen. Nach Angaben der Schulminis­terin soll dies der Qualitätsk­ontrolle dienen. Wirtschaft soll vorerst nicht als eigenes Schulfach unterricht­et werden, sondern im Rahmen des Politikunt­errichts eine größere Rolle spielen. Digitale Themen sollen in jedes Schulfach eingebunde­n und Grundkennt­nisse im Programmie­ren vermittelt werden. Und auch die Naturwisse­nschaften sollen gestärkt werden. Um Raumproble­me zu lösen, könnten einige Schulen zu Samstagsun­terricht zurückkehr­en. Einen solchen Vorschlag hatte die Kölner Regierungs­präsidenti­n Gisela Walsken gemacht. Darüber entscheide­n aber die Schulträge­r – von Seiten der Landesregi­erung gebe es dazu keine Überlegung­en.

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