Rheinische Post Erkelenz

Hochtief-Mutter will Abertis mit Rivalen teilen

- VON MAXIMILIAN PLÜCK

Der spanische Baukonzern ACS und die italienisc­he Atlantia-Gruppe würden sich so einen teuren Bieterkamp­f ersparen.

ESSEN Beim Baukonzern Hochtief dürfte die Ad-hoc-Mitteilung gestern eingeschla­gen haben wie eine Bombe: Die spanische Mutter der Essener, ACS, erklärte gemeinsam mit der italienisc­hen AtlantiaGr­uppe per Pflichtmit­teilung, dass man in Sondierung­en sei. Dabei gehe es um die Zukunft des spanischen Mautstraße­n-Betreibers Abertis. Spanische Medien berichtete­n später, dass beide Seiten über eine Aufteilung des hoch profitable­n Unternehme­ns sprächen.

Die Nachricht ist deshalb so überrasche­nd, weil Hochtief sich – auf Betreiben von ACS – seit Wochen um eine Komplettüb­ernahme von Abertis bemüht und deshalb mit Atlantia in ein Bieterrenn­en um das spanische Unternehme­n eingestieg­en ist.

Derzeit prüft die spanische Börsenaufs­icht das Hochtief-Angebot. Sollte sie grünes Licht geben, wäre das der Startschus­s für eine letzte, 30-tägige Frist, während der beide Seiten noch einmal in verschloss­e- nen Umschlägen ein Angebot abgeben könnten. Eine Woche nach Ablauf hätte dann Atlantia ein letztes Mal die Möglichkei­t nachzubess­ern. Bei einem solchen Verfahren droht der Kaufpreis in schwindele­rregende Höhen zu schießen. Schon für das aktuelle Gebot müsste sich der nahezu schuldenfr­eie HochtiefKo­nzern massiv verschulde­n. Nur so ließe sich die rund 17 Milliarden Euro schwere Offerte stemmen.

Sollten sich ACS und Atlantia tatsächlic­h auf eine Aufteilung von Abertis einigen und diesen Deal in der 30-tägigen Frist über die Bühne bringen, könnten sie die teure Bieterschl­acht noch abwenden. Ein Hochtief-Sprecher wollte sich nicht äußern.

Eine Aufteilung hätte durchaus Charme. So könnte beispielsw­eise ACS das Mautstraße­n-Geschäft im spanischsp­rachigen Raum übernehmen. Der Rest würde an Atlantia fallen. Ganz einfach dürfte eine Lösung allerdings nicht zu bewerkstel- ligen sein: Schließlic­h haben die verschiede­nen Maut-Straßenkon­zessionen unterschie­dliche Laufzeiten und damit auch unterschie­dliche Werte.

Ungeachtet dessen trieben die Meldungen gestern die Kurse von ACS, Hochtief und auch Atlantia legten deutlich zu. ACS-Anteilssch­eine verteuerte­n sich an der Börse in Madrid um 7,4 Prozent, Atlantia in Mailand legte um knapp fünf Prozent zu – und auch HochtiefAk­tien profitiert­en deutlich.

Das Nachsehen dürften bei einer solchen Aufteilung dagegen die Eigner von Abertis haben. Entspreche­nd gaben die Aktien des Unternehme­ns gestern deutlich nach.

Mit einer Entscheidu­ng der spanischen Börsenaufs­icht über das Hochtief-Angebot wird für die kommenden Tage gerechnet – spätestens in der kommenden Woche dürfte es so weit sein. Hochtief hatte erklärt, mit einer Abertis-Übernah- me die Wertschöpf­ungskette verlängern zu wollen. Der Essener Konzern könnte mit Abertis gemeinsame Projekte mit der öffentlich­en Hand wie Maut-Autobahnen planen, bauen und betreiben. Eine Zusammenle­gung sei auch für die Aktionäre attraktiv, hieß es im Hochtief-Geschäftsb­ericht: „Durch die stärkere Finanzkraf­t ist eine höhere Aktionärsv­ergütung möglich.“

Doch hatte der deutsche Konzern dem Markt auch signalisie­rt, nicht jeden Preis für Abertis zahlen zu wollen. So hatte Hochtief Mitte Februar erklärt, weniger Geld für den Mautstraße­n-Betreiber auf den Tisch legen zu wollen, sollte Abertis wie angekündig­t vor einem möglichen Zuschlag eine Dividende ausschütte­n. In diesem Falle werde die Offerte um 40 Cent auf 18,36 Euro je Aktie gesenkt, hatte der Essener Konzern mitgeteilt. Abertis hatte angekündig­t, eine zweite Dividende von 40 Cent zu zahlen. Die von der Benetton-Familie kontrollie­rte Atlantia will mit Abertis den größten Mautstraße­n-Betreiber Europas schmieden.

Gut für den Marktwert: Der Hochtief-Kurs steigt nach der Ankündigun­g

um sieben Prozent

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