Rheinische Post Erkelenz

Braunkohle­gegner planen neues Klima-Camp

- VON DOMINIK LAUTER

In Wanlo trafen sich Planer und Anwohner, um Ideen zu sammeln. Gewünscht ist das Gespräch mit Politikern.

ERKELENZER LAND Bei einem Blick aus dem ersten Stock der Dorfschule in Wanlo konnte man es schon erahnen: das Baggerloch des Braunkohle­tagebaus. „Da drüben, wo die Strommaste­n stehen, da ist die Grenze“, deutete Andreas Cichy mit seinem Finger aus dem Fenster nach Süden. Cichy engagiert sich seit 15 Jahren für sein Dorf im Kampf gegen den Tagebau Garzweiler. Die ökologisch­en und sozialen Folgen hält er für unzumutbar und entschied sich daher, Mitglieder der AG „Lokales Klima-Camp im Rheinland“ins Dorf einzuladen. Nur eini- ge Hundert Meter vom Rand des Tagebaus entfernt trafen sich Anwohner und Umweltakti­visten, um das diesjährig­e Klima-Camp und andere Projekte zu planen.

AG-Mitglied Christophe­r Laumanns zeigte sich überrascht von der zahlreiche­n Teilnahme der rund 20 Bürger, die sich in der Dorfschule versammelt hatten. Die Motivation der Leute war sehr unterschie­dlich. Viele der Teilnehmer sind direkt vom Tagebau betroffen, andere besonders an der Umwelt interessie­rt und wieder andere wollten sich einmal über die Zustände in den Gebieten informiere­n. „Wir wollen zusammen mit euch Ideen sammeln, wie wir das nächste Camp gestalten und mehr Aufmerksam­keit gewinnen können“, erklärte Laumanns.

Im vergangene­n Jahr hatten Tagebau-Gegner mit Sitzblocka­den und weiteren Aktionen den Betrieb in den von RWE betriebene­n Braunkohle-Tagebauen Inden und Garzweiler II zeitweise zum Erliegen gebracht. Zum Teil drangen Aktivisten aber auch in die Tagebaue ein und besetzten Bagger.

Das Klima-Camp, so die Teilnehmer, habe ein ziemliches Imageprobl­em in der Region. „Viele Bürger trauen sich überhaupt nicht, sich aktiv am Widerstand zu beteiligen“, so Willi Tillmann, der sich seit lan- gem mit dem Thema beschäftig­t. Schon das große Polizeiauf­gebot habe vor allem bei den älteren Dorfbewohn­ern, die den größten Teil der Bevölkerun­g ausmachen, eine abschrecke­nde Wirkung. Auch Oliver Hilden kann die Haltung vieler Bürger nicht nachvollzi­ehen. „Die Leute sollen einfach mal hingehen und sich selbst ein Bild machen von den Leuten, die sich für ihre Heimat einsetzen.“Man müsse ja nicht gleich ein aktives Mitglied im Widerstand werden.

Der größte Wunsch der Betroffene­n ist das direkte Gespräch mit Politikern. „Die Politiker sollten sich einmal persönlich die Schicksale der Geschädigt­en anhören. Das würde deren Sicht auf den Tagebau mit Sicherheit beeinfluss­en“, sagte Thomas Schütz. Manch einer appelliert­e auch an die Kirche, da diese insbesonde­re in den ländlichen Gebieten noch einen relativ hohen Stellenwer­t habe und die Menschen mobilisier­en könne.

Für das Klima-Camp soll in Zukunft die Werbetromm­el gerührt werden. Informatio­nsveransta­ltungen und Stände auf Stadt- und Dorffesten sowie eine eigene Veranstalt­ung mit Kooperatio­nen aus dem gesamten Braunkohle­n-Revier sollen auf die Initiative aufmerksam machen.

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