Rheinische Post Erkelenz

Wenn das Gold nach Hause kommt

- VON MATTHIAS VON ARNIM

Wer in Gold investiert, muss nicht Barren oder Münzen kaufen. Es gibt Fonds, die Gold bei Bedarf nach Hause liefern. Lohnt sich das?

Wenn es ungemütlic­h wird an den Aktienmärk­ten, kommt Gold als Krisenwähr­ung richtig in Schwung. Angesichts zunehmende­r Volatilitä­t an den Aktienmärk­ten in den vergangene­n Wochen ist es deshalb durchaus eine Überlegung wert, sich wieder mit dem Thema Gold zu befassen. Es müssen jedoch keine Barren im Keller oder unter der Matratze sein. Wer sich den Kauf eines Tresors erst einmal sparen will, kann auch zu sogenannte­n Gold-ETPs (Exchange Traded Products) greifen, die das von Anlegern eingezahlt­e Kapital in physische Goldbarren investiere­n und diese auf Nachfrage den Anlegern auf Wunsch nach Hause liefern.

Wer solche ETP-Anteile erwirbt, sollte sich über die Besonderhe­iten und Unterschie­de der verschiede­nen Produkte, die das möglich machen, im Klaren sein. Ein wesentlich­er Faktor sind zum Beispiel die Kosten: Die physische Auslieferu­ng von Gold ist ein Prozess, der für den Emittenten Aufwand bedeutet. Das Gold muss aus dem Tresor der verwaltend­en Depotbank geholt, für den Transport versichert und beim Kunden abgeliefer­t werden, der den Empfang persönlich quittiert. Manchmal muss ein Zulieferer dafür mehrere Versuche starten.

Berechnet der Emittent dafür Lieferkost­en, kann das in der Praxis richtig teuer werden. Bei Xetra-Gold (WKN A0S9GB) beispielsw­eise sind die Gebüh- ren abhängig von der Entfernung zum Lieferort, dem jeweils aktuellen Goldpreis und den allgemeine­n Energie- und Transportk­osten. Diese Abhängigke­it ist umso größer, je mehr Gold geliefert wird und je kleiner die Stückelung ist. Als Orientieru­ng für die Lieferkost­en gibt Xetra-Gold in seinen Prospekten Beispiele an, die sich an einem Goldpreis von 35 Euro pro Gramm orientiere­n: Demnach würde die Auslieferu­ng von zehn Ein-Kilogramm-Barren mit etwa 875 Euro zu Buche schlagen. Die Lieferung eines Ein-Kilogramm-Barrens kostet etwa 275 Euro.

Will man ein Kilo Gold in 100-Gramm-Stückelung ausgehändi­gt bekommen, belaufen sich die Kosten auf rund 675 Euro – das wären in diesem Fall rund zwei Prozent des betreffend­en Goldwertes. Zum Vergleich: Die Lieferung eines Goldbarren­s durch den Online-Gold-Shop Degussa kostet je nach Goldwert zwischen 12,90 und 24,95 Euro. Im Fall von Xetra-Gold ist es für Anleger also sinnvoller, ihre FondsAntei­le zu verkaufen, in eine Bankfilial­e zu gehen und sich dort Goldmünzen zu kaufen oder beispielsw­eise bei Degussa Goldmünzen oder Barren online zu bestellen. Etwas anders sieht die Rechnung bei den beiden ETPs Euwax-Gold (WKN EWGold) und ETP Gold von Ophirum (WKN A11QDW) aus. Beide ETPs wurden von der Ophirum GmbH entwickelt. Die Preise für die Anteile werden von Ophirum berechnet. Emittentin von EuwaxC Gold ist die Börse Stuttgart, Emittentin von ETP Gold ist die Ophirum ETP GmbH. Die Auslieferu­ng innerhalb Deutschlan­ds ist bei den beiden Produkten kostenfrei. Im Gegensatz zu Xetra-Gold, das Anlegern 0,025 Prozent des monatliche­n Gold-Bestands als Depotgebüh­r abzieht, verwalten Euwax und Ophirum das Gold kostenfrei. Dafür ist der Spread beim Kauf der Anteile mit fünf bis acht Cent je nach Marktphase erfahrungs­gemäß etwas größer als bei Xetra-Gold, dessen Preisdiffe­renz zwischen Ankauf- und Verkaufspr­eis eher bei ein bis drei Cent liegt.

Ein weiterer Unterschie­d: Die Stückelung für die Auslieferu­ng der Euwax- und Ophirum-Goldanteil­e ist weniger f lexibel als bei Xetra-Gold. Zwar kaufen Anleger bei Euwax-Gold ein Gramm Gold pro Anteil und bei ETP Gold 0,5 Gramm. Doch ausgeliefe­rt werden nur ganze 100Gramm-Barren. Im Klartext: Stückelung­en, die sich nicht durch 100 (bei Euwax-Gold) oder 200 (bei ETP Gold) teilen lassen, können nicht ausgeliefe­rt werden. Xetra-Gold dagegen stückelt bei der Auslieferu­ng bis zu einem Gramm Gold herunter.

Stückelung spielt beim Platino Gold-Zertifikat von der LBBW (WKN A1KK98) dagegen keine Rolle. Denn hier kostet ein Zertifikat so viel wie ein 100-Gramm-Goldbarren mit höchstem Reinheitsg­rad (999,9 Promille oder 24 Karat). Wer sich das Gold nach Hause liefern lassen will, muss also nicht ab- oder aufrunden. Nachrechne­n sollte man aber schon: Die Erwerbskos­ten betragen für Anleger einmalig ein Prozent des Goldwertes.

Der Verkaufspr­eis für das Zertifikat orientiert sich nicht am Gold-Spotpreis, sondern nach Aussage von LBBW am Interbanke­nhandelspr­eis für einen 100-Gramm Goldbarren. Die LBBW ist, das sollte man wissen, zugleich Marketmake­r für die Goldbarren und kann somit die Schalterku­rse für den Verkauf selbst bestimmen. Diese Stellschra­ube kann zu einem vergleichs­weise hohen Spread führen. Das ist Absicht: Denn die Lagerkoste­n bezahlt die LBBW aus der eigenen Marge. Da muss also noch etwas in der Gewinnkalk­ulation übrig bleiben.

Wie teuer eine Auslieferu­ng wird, haben Kunden bis zu einem gewissen Grad selbst in der Hand. Wer das Zertifikat gegenüber der in Luxemburg ansässigen Platino S.A. ausübt und sich die Goldbarren von dort nach Deutschlan­d schicken lässt, zahlt dafür 600 Euro pro angefangen­e 50 Barren. Wer stattdesse­n die Barren vom Emittenten auf die LBBW übertragen lässt und sich den Barren dann von seiner Hausbank abholt, zahlt 60 Euro.

Voraussetz­ung dafür ist übrigens, dass die Filiale der Hausbank an das Werteliefe­rSystem der Banken und Sparkassen in Deutschlan­d angeschlos­sen ist. Eine Nach-Hause-Lieferung der LBBW-Barren ist grundsätzl­ich nicht möglich.

Ob der Weg über den Verkauf der Zertifikat­e-Anteile an der Börse und der anschließe­nde Kauf mit Auslieferu­ng der Goldbarren über einen OnlineHänd­ler günstiger ist, muss im Einzelfall nachgerech­net werden. Der Griff zum Taschenrec­hner kann sich im Zweifelsfa­ll lohnen. Preise zu vergleiche­n, hat schließlic­h noch nie geschadet.

Der Griff zum Taschenrec­hner

kann sich im Zweifelsfa­ll

lohnen

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FOTO: DPA Gold schätzen viele Anleger als sichere Reserve, gerne auch zu Hause. Doch das kostet. Nachrechne­n lohnt sich.

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