Wenn das Gold nach Hause kommt
Wer in Gold investiert, muss nicht Barren oder Münzen kaufen. Es gibt Fonds, die Gold bei Bedarf nach Hause liefern. Lohnt sich das?
Wenn es ungemütlich wird an den Aktienmärkten, kommt Gold als Krisenwährung richtig in Schwung. Angesichts zunehmender Volatilität an den Aktienmärkten in den vergangenen Wochen ist es deshalb durchaus eine Überlegung wert, sich wieder mit dem Thema Gold zu befassen. Es müssen jedoch keine Barren im Keller oder unter der Matratze sein. Wer sich den Kauf eines Tresors erst einmal sparen will, kann auch zu sogenannten Gold-ETPs (Exchange Traded Products) greifen, die das von Anlegern eingezahlte Kapital in physische Goldbarren investieren und diese auf Nachfrage den Anlegern auf Wunsch nach Hause liefern.
Wer solche ETP-Anteile erwirbt, sollte sich über die Besonderheiten und Unterschiede der verschiedenen Produkte, die das möglich machen, im Klaren sein. Ein wesentlicher Faktor sind zum Beispiel die Kosten: Die physische Auslieferung von Gold ist ein Prozess, der für den Emittenten Aufwand bedeutet. Das Gold muss aus dem Tresor der verwaltenden Depotbank geholt, für den Transport versichert und beim Kunden abgeliefert werden, der den Empfang persönlich quittiert. Manchmal muss ein Zulieferer dafür mehrere Versuche starten.
Berechnet der Emittent dafür Lieferkosten, kann das in der Praxis richtig teuer werden. Bei Xetra-Gold (WKN A0S9GB) beispielsweise sind die Gebüh- ren abhängig von der Entfernung zum Lieferort, dem jeweils aktuellen Goldpreis und den allgemeinen Energie- und Transportkosten. Diese Abhängigkeit ist umso größer, je mehr Gold geliefert wird und je kleiner die Stückelung ist. Als Orientierung für die Lieferkosten gibt Xetra-Gold in seinen Prospekten Beispiele an, die sich an einem Goldpreis von 35 Euro pro Gramm orientieren: Demnach würde die Auslieferung von zehn Ein-Kilogramm-Barren mit etwa 875 Euro zu Buche schlagen. Die Lieferung eines Ein-Kilogramm-Barrens kostet etwa 275 Euro.
Will man ein Kilo Gold in 100-Gramm-Stückelung ausgehändigt bekommen, belaufen sich die Kosten auf rund 675 Euro – das wären in diesem Fall rund zwei Prozent des betreffenden Goldwertes. Zum Vergleich: Die Lieferung eines Goldbarrens durch den Online-Gold-Shop Degussa kostet je nach Goldwert zwischen 12,90 und 24,95 Euro. Im Fall von Xetra-Gold ist es für Anleger also sinnvoller, ihre FondsAnteile zu verkaufen, in eine Bankfiliale zu gehen und sich dort Goldmünzen zu kaufen oder beispielsweise bei Degussa Goldmünzen oder Barren online zu bestellen. Etwas anders sieht die Rechnung bei den beiden ETPs Euwax-Gold (WKN EWGold) und ETP Gold von Ophirum (WKN A11QDW) aus. Beide ETPs wurden von der Ophirum GmbH entwickelt. Die Preise für die Anteile werden von Ophirum berechnet. Emittentin von EuwaxC Gold ist die Börse Stuttgart, Emittentin von ETP Gold ist die Ophirum ETP GmbH. Die Auslieferung innerhalb Deutschlands ist bei den beiden Produkten kostenfrei. Im Gegensatz zu Xetra-Gold, das Anlegern 0,025 Prozent des monatlichen Gold-Bestands als Depotgebühr abzieht, verwalten Euwax und Ophirum das Gold kostenfrei. Dafür ist der Spread beim Kauf der Anteile mit fünf bis acht Cent je nach Marktphase erfahrungsgemäß etwas größer als bei Xetra-Gold, dessen Preisdifferenz zwischen Ankauf- und Verkaufspreis eher bei ein bis drei Cent liegt.
Ein weiterer Unterschied: Die Stückelung für die Auslieferung der Euwax- und Ophirum-Goldanteile ist weniger f lexibel als bei Xetra-Gold. Zwar kaufen Anleger bei Euwax-Gold ein Gramm Gold pro Anteil und bei ETP Gold 0,5 Gramm. Doch ausgeliefert werden nur ganze 100Gramm-Barren. Im Klartext: Stückelungen, die sich nicht durch 100 (bei Euwax-Gold) oder 200 (bei ETP Gold) teilen lassen, können nicht ausgeliefert werden. Xetra-Gold dagegen stückelt bei der Auslieferung bis zu einem Gramm Gold herunter.
Stückelung spielt beim Platino Gold-Zertifikat von der LBBW (WKN A1KK98) dagegen keine Rolle. Denn hier kostet ein Zertifikat so viel wie ein 100-Gramm-Goldbarren mit höchstem Reinheitsgrad (999,9 Promille oder 24 Karat). Wer sich das Gold nach Hause liefern lassen will, muss also nicht ab- oder aufrunden. Nachrechnen sollte man aber schon: Die Erwerbskosten betragen für Anleger einmalig ein Prozent des Goldwertes.
Der Verkaufspreis für das Zertifikat orientiert sich nicht am Gold-Spotpreis, sondern nach Aussage von LBBW am Interbankenhandelspreis für einen 100-Gramm Goldbarren. Die LBBW ist, das sollte man wissen, zugleich Marketmaker für die Goldbarren und kann somit die Schalterkurse für den Verkauf selbst bestimmen. Diese Stellschraube kann zu einem vergleichsweise hohen Spread führen. Das ist Absicht: Denn die Lagerkosten bezahlt die LBBW aus der eigenen Marge. Da muss also noch etwas in der Gewinnkalkulation übrig bleiben.
Wie teuer eine Auslieferung wird, haben Kunden bis zu einem gewissen Grad selbst in der Hand. Wer das Zertifikat gegenüber der in Luxemburg ansässigen Platino S.A. ausübt und sich die Goldbarren von dort nach Deutschland schicken lässt, zahlt dafür 600 Euro pro angefangene 50 Barren. Wer stattdessen die Barren vom Emittenten auf die LBBW übertragen lässt und sich den Barren dann von seiner Hausbank abholt, zahlt 60 Euro.
Voraussetzung dafür ist übrigens, dass die Filiale der Hausbank an das WertelieferSystem der Banken und Sparkassen in Deutschland angeschlossen ist. Eine Nach-Hause-Lieferung der LBBW-Barren ist grundsätzlich nicht möglich.
Ob der Weg über den Verkauf der Zertifikate-Anteile an der Börse und der anschließende Kauf mit Auslieferung der Goldbarren über einen OnlineHändler günstiger ist, muss im Einzelfall nachgerechnet werden. Der Griff zum Taschenrechner kann sich im Zweifelsfall lohnen. Preise zu vergleichen, hat schließlich noch nie geschadet.
Der Griff zum Taschenrechner
kann sich im Zweifelsfall
lohnen