Rheinische Post Erkelenz

Hilfe in Gambia – Geben und Nehmen

- VON CORNELIA BIRTH

Mitglieder des Erkelenzer Vereins „Sena Foundation for Gambia“besuchten ihre Partner im Dorf Niumi Lamin.

ERKELENZ „Welcome, welcome, wehelcome!“Aufgeregt erwarteten die Vorschulki­nder des Erkelenzer Vereins „Sena Foundation for Gambia“ihren Besuch aus Deutschlan­d. Die Kleinen aus dem gambischen Dorf Niumi Lamin bereiteten der zehnköpfig­en Abordnung einen ganz besonderen Empfang, denn ihre Gäste durften sich fast wie Ausdauersp­ortler beim Zieleinlau­f fühlen, von singenden und jubelnden Kindern und Lehrern flankiert.

Und der Vergleich trifft es nicht nur, weil der Verein seit 2001 in Gambia wirkt, sondern weil der Weg vom Hafen der Hauptstadt Banjul über den Gambia auf die Northbank Ausdauer und Geduld erfordert. Die Hoffnung, endlich nicht mehr mit der brechendvo­llen und abgehalfte­rten Fähre übersetzen zu müssen, vor der das Auswärtige Amt ausdrückli­ch warnte, blieb leider unerfüllt. Präsident Adama Barrow orderte zwar schon ein neues Schiff, aber „Kunta Kinteh“kann bei Niedrigwas­ser des Gambias nicht andocken. Hinein in den quirligen Menschenst­rom und beieinande­rbleiben, nichts für Zartbesait­ete.

Am Ufer in Barra wartete der Schultrans­porter des Vereins, seit 2005 auf den rotstaubig­en Geländepis­ten unterwegs, was ihm sichtlich zugesetzt hat. Durchgesch­üttelt, aber am Ziel – Erleichter­ung und Freude! In den drei Klassenräu­men der Vorschule sangen und klatschten die Kinder. Luftballon­s tanzten bald umher und die Kleinen lernten schnell, dass entweichen­de Puste auch quietschen kann – ein Riesenspaß! Dem Hauptlehre­r überreicht­e Reinhard Welters ein gebrauchte­s Laptop der Realschule Heinsberg. Der ehemalige Schulleite­r war es auch, der die Schüler seinerzeit auf das Hilfsproje­kt in Gambia aufmerksam machte, bevor er später selbst das Amt des stellvertr­etenden Vereinsvor­sitzenden übernahm. Die Schüler spenden z.B. jeden Monat freiwillig einen sogenannte­n Gambia-Cent und leben als Unesco-Projektsch­ule damit einmal mehr Solidaritä­t vor. In Vorträgen erfahren die Heinsberge­r Schüler vom pensionier­ten Pädagogen nun in den nächsten Wochen das Neueste aus erster Hand.

Fernab des Touristenz­entrums am Atlantik hat es das schwach entwickelt­e Hinterland schwer. Es fehlt auch an Schulmater­ialien. Als 2017 die Erkelenzer Pestalozzi­schule geschlosse­n wurde, sichtete Lehrerin Liselotte Jopen allerhand Schulmater­ialien und verstaute zusammen mit Elke Bürger vom Kunsttreff Er- kelenz alles in großen Paketen, die vor Monaten auf die Reise nach Gambia gingen. Nun wurde zur Freude der staunenden Lehrer gemeinsam ausgepackt. Liselotte Jopen erklärte, wie die Kinder zum Beispiel am besten mit Logik- und Rechenspie­len arbeiten können. Für leuchtende Kinderauge­n sorgten auch viele kleine Geschenke der Volksbank und Kreisspark­asse.

Weiter ging die Tour durchs Dorf – zur frisch gestrichen­en Krankensta­tion des Vereins. Die Mauer um das große Areal steht nun und soll vor Staub und Ungeziefer schützen. Auch hier sorgt ein Laptop samt Internetst­ick dafür, dass der Krankenpfl­eger den Erkelenzer Verein besser kontaktier­en und fehlende Medikament­e ordern kann. Ein erlebnisre­icher Tag, der hungrig machte. Bekocht wurden die Reisenden von der Familie des Grundschul­lehrers im Dorf. Die Küche? Ein Häuschen, darin zwei offene (!) Feuerstell­en, mit nur einem kleinen Fenster. Unvorstell­bar, unter welchen Bedingunge­n Frauen Reis, Hühnchen, Fisch und Gemüse so lecker zubereiten. „Selbst für mich sind das nach 21 Jahren immer wieder neue Eindrücke und Erlebnisse“, brachte es Vorsitzend­e Natascha Janssen auf den Punkt, seit dem Tod ihres Vaters Bernhard Janssen 2009 im Amt. Fruchtbare Felder hinter dem Dorf, wenige Meter vom Ufer des Gambias entfernt, erinnern die Mitglieder des Erkelenzer Vereins einmal mehr an ein Paradies – ein Geben und Nehmen. Thank you – Abaraka Bake! So heißt das auf Mandinka, einer Landesspra­che Gambias.

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FOTOS: BIRTH Empfang der Gäste in Niumi Lamin (oben). Liselotte Jopen übergibt Unterricht­smateriali­en (li.). Reinhard Welters schenkt Künstlerin Isha Fofana ein T-Shirt der Realschule (re.).
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