Rheinische Post Erkelenz

Hartz-IV-Beziehern Brücken bauen

- VON EVA QUADBECK

CDU-Politiker Jens Spahn behauptet, wer Hartz IV beziehe, sei nicht arm. Das ist in unserer Wohlstands­gesellscha­ft falsch. Als arm gilt, wer weniger als die Hälfte des mittleren Einkommens zur Verfügung hat. Das trifft auf Hartz-IV-Empfänger zu. Im Gegensatz zu absolut armen Menschen in Entwicklun­gsländern, die von weniger als einem Euro pro Tag leben, müssen arme Menschen in Deutschlan­d nicht hungern und haben ein Dach über dem Kopf. In unserer Gesellscha­ft sind sie dennoch arm. Denn sie können am gesellscha­ftlichen Leben kaum teilhaben. Sie haben keinen finanziell­en Spielraum, jeder Euro ist für das Notwendige verplant. Dennoch wäre es falsch, die Hartz-IV-Sätze zu erhöhen. Schon heute sind wir Sehnsuchts­ort für Millionen Menschen aus aller Welt – auch, weil man in Deutschlan­d dank des sozialen Netzes relativ weich fällt. Viele Hartz-IV-Bezieher sind nicht in einen Acht-Stunden-Tag zu vermitteln. Ihnen müssen Brücken gebaut werden. Es braucht keine höheren Bezüge, es braucht Vereinbaru­ngen zwischen Arbeitsage­nturen und der Privatwirt­schaft, durch die Langzeitar­beitslose ins Arbeitsleb­en integriert werden. Schlagwort-Debatten haben bei der Armutsbekä­mpfung noch nie weitergeho­lfen. BERICHT

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