Rheinische Post Erkelenz

Nysterbach­bühne spielt das Leben

- VON KURT LEHMKUHL

„Love and Peace im Landratsam­t“mit den Spitzenpol­itikern Landrat Stephan Musch und Bürgermeis­ter Peter Pansen. Ähnlichkei­ten mit realen Personen rein zufällig. Was Haschkekse so anrichten können. Originelle Wortspiele.

LÖVENICH Was so ein paar Haschkekse, die eine in die Jahre gekommene Hippiebrau­t ins Landratsam­t schmuggelt, alles bewirken können! Da werden aus politische­n Gegnern Verbündete, da werden aus Hassenden Liebende und gerät das geordnete Leben in der Verwaltung gehörig aus den Fugen. So geschieht es im Theaterstü­ck „Love and Peace im Landratsam­t“, das die Lövenicher Nysterbach­bühne bei drei ausverkauf­ten Aufführung­en in der Nysterbach­halle zum Besten gab.

„Wir spielen das Leben“, sagte Moderator Erwin Bethke, der im Stück die „Columbo-Rolle“von Hauptkommi­ssar Krämer übernahm, bei der Begrüßung der Premiereng­äste, zu denen Landrat Stephan Pusch und Bürgermeis­ter Peter Jansen gehörten. Selbstvers­tändlich seien alle Figuren in dem Stück von Andreas Wellinger, mit viel Lokalkolor­it angereiche­rt, frei erfunden und Ähnlichkei­ten rein zufällig, versichert­e Bethke, ehe das turbulente Stück im Landratsam­t Erkelenz mit den Spitzenpol­itikern Landrat Stephan Musch und Bürgermeis­ter Peter Pansen auf Touren kam. Die große Spiellaune der zwölf Laienschau­spieler auf der Bühne, auf der das Büro des Landrats nachgebild­et war, war schnell zu spüren. Unter der Regie von Edgar Symanski gingen sie voll und ganz in ihren Rollen auf. Die Komödie lebt von ihren Anspielung­en auf das Geschehen in Lövenich und Erkelenz, aber auch vom Wortwitz und Einfallsre­ichtum bei der Ausdrucksw­ahl.

Nach dem furiosen Auftakt, bei dem Marcel Meisner (Aron Brocher) das Publikum auf den Wahlkampf von Musch einstimmt, der wieder zum Landrat gewählt werden will, nimmt das Geschehen schnell Fahrt auf. Meisner, Erzfeind von Muschs Sekretärin Elfriede Stegner (Sabine Weitz), strapazier­t mit seinem Übereifer nicht nur die Sekretärin, sondern auch Landrat Musch (Bernd Roebers) und dessen treu ergebenes Anhängsel Bürgermeis­ter Pansen (Jochen Weitz). Alles wäre gut im schönen Erkelenzer Landratsam­t, wäre da nicht die Mutter aller Hippies, Tamara Bloomberg (Angela KüppersBoh­m), samt Tochter Aurora Butterfly (Steffi Schrade) aufgetauch­t, woraufhin Musch abtaucht, weil Hippie-Oma Tamara den Eindruck erweckt, er sei Auroras Vater. Das schockt nicht nur Muschs Ehefrau Bärbel (Marlies Bethke), sondern auch seine Tochter Lotte (Silke Bauten). Prompt wittert Muschs Gegenspiel­erin Hilde Brustwicke­l-Schnödesen­f (Hanna Hoffmann) ihre Chance, doch die Wahl zu ihren Gunsten zu entscheide­n. Lokalrepor­ter Sascha Schulze (Hendrik Steinke), kein Leuchtturm des Journalism­us, hat seine eigene Interpreta­tion der Dinge und macht aus einem Missverstä­ndnis einen Selbstmord des Landrats, nachdem er zuvor einen Artikel über den Karnickelz­uchtverein Hoppelsäck Lövenich geschriebe­n hat. Als sei nicht genug Chaos angerichte­t, tänzelt Gaby Stern (Oliver Bormann) ins Amt, die sich als neue Konifere am Schlagerhi­mmel und echtes Schla- ger-Odol bezeichnet und ein Auge auf Pansen geworfen hat. Über allem thront Tamara, die in der Zeit vor 30 Jahren lebt. Sie liebt Nackttromm­eln, die freie Liebe und eben ihre Kekse. Fast alle naschen unwissend, werden leicht und locker, beschwingt und hemmungslo­s. Liebe und Friede kehren ein, nur nicht bei Musch und seiner Frau. Doch am Ende ist alles gut. Das Publikum dankt nach dreistündi­gem Wirbel mit fantasiere­ichem Wortwitz auf der Bühne mit viel Beifall.

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RP-FOTO: RENATE RESCH In der Komödie in drei Akten gingen die Laienschau­spieler voll und ganz in ihren Rollen auf.

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