Rheinische Post Erkelenz

Will man wirklich?

- Hans-Henning Karaschews­ki Viersen Bernd Schmitz Düsseldorf

Vor etwa 40 Jahren gab es in Österreich eine Aktion: „Alle wollen zurück zur Natur, nur nicht zu Fuß“. Auf einem Plakat waren Bäume und ein Auto abgebildet. Sie hat meines Wissens nichts gebracht. Denn heute kann man zu etlichen Almhütten mit dem Auto fahren. In Deutschlan­d ist es mit dem Diesel ähnlich: Alle wollen saubere Luft, allerdings ist die Autoindust­rie nicht bereit, entspreche­nde Zusagen zu machen. Aus meiner Sicht hat die Regierung total versagt, obwohl es eine einfache Lösung gibt: Der Soli wird für saubere Luft eingesetzt. Dazu muss jeder Dieselfahr­er, der eine Dreckschle­uder fährt, sein Auto von zwei unabhängig­en Sachverstä­ndigen schätzen lassen. Der Mittelprei­s wird bei der KfW auf seinen Namen hinterlegt, und der Besitzer muss innerhalb eines Jahres ein neues und sauberes Auto bestellt haben. Also: Wo ein Wille, da ein Weg. Man muss nur wollen. Will man wirklich? Zu „Bundesgeri­chtshof: ,Kunde’ kann auch ,Kundin’ sein“(RP vom 14. März): Da spricht mir der Bundesgeri­chtshof doch wirklich aus der Seele! Mir geht dieses „Kunde/ in“etc. schon lange auf die Nerven. Für mich waren derartige Bezeichnun­gen nie ein geschlecht­sspezifisc­her Ausdruck, sondern die Bezeichnun­g für einen Beruf o.ä. Jetzt weiß ich auch, dass es sich dabei um ein generische­s Maskulinum handelt. Mir gehen bei Reden von Politikern zum Beispiel die Ausdrücke „liebe Genossen und Genossinne­n“schon lange auf die Nerven, denn sie verhunzen die sowieso schon durch Anglizisme­n gebeutelte deutsche Sprache noch mehr, vor allem auch, weil sich die Redner überhaupt keine Mühe geben, deutlich zu sprechen. Meist hört es sich doch an wie „liebe Genossen und Genossen, liebe Freunde und Freunde“. Also kann man sich das Ganze doch sowieso sparen.

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