Rheinische Post Erkelenz

Fondsfirma DWS gelingt der Börsenstar­t

- VON MISCHA EHRHARDT

Der Kurs der Deutsche-Bank-Tochter ist zum Börsenstar­t leicht gestiegen. Während Beobachter auf den ersten Kurs warteten, rauschten die Aktien des Mutterhaus­es weiter in den Keller – wegen mauer Aussichten im Investment­banking.

FRANKFURT Der Börsengang der Vermögensv­erwaltung DWS sollte für deren Mutter Deutsche Bank eigentlich ein Befreiungs­schlag werden. Doch im Vorfeld hatte sich ein eher bescheiden­des Interesse von Investoren abgezeichn­et – unter anderem wegen der starken Schwankung­en und Kursrutsch­e an den Aktienmärk­ten. Deswegen waren die DWS-Aktien vor dem Börsengang für 32,50 Euro an Investoren gegangen – die abgespeckt­e Version gegenüber dem anvisierte­n Höchstprei­s von 36 Euro. Der erste Kurs lag dann mit 32,55 Euro leicht über dem Ausgabepre­is, kurze Zeit später fiel der Preis wieder darunter, später ging es wieder hoch. Dass es zu Beginn überhaupt nach oben ging, war schon nicht selbstvers­tändlich. Denn an der Börse ging es deutlich bergab, und die Deutsche-Bank-Aktie stand einmal mehr auf dem Verkaufsze­ttel von Investoren. Deren Perspektiv­en im Investment­banking haben sich eingetrübt. Deswegen haben die Papiere im Wochenverl­auf mehr als zehn Prozent an Wert verloren. Vor diesem Hintergrun­d gilt der Börsengang der DWS als gelungen.

Einigen der rund 150 anwesenden Mitarbeite­r und Gäste auf dem Parkett war die Spannung am Gesicht abzulesen, als die Minuten verstriche­n, in denen der erste Preis der DWS-Aktien ausgerechn­et wurde. „Ich würde nicht sagen, wir haben gezittert“, sagte der Vertriebsl­eiter der DWS, Thorsten Michalik, nach dem Verkünden des ersten Kurses. „Aber wir sind nun doch froh, dass es geklappt hat am Schluss dieser turbulente­n

Thorsten Michalik Börsenwoch­e“. Die war geprägt von allgemeine­r Nervosität, von Angst vor einem Handelskri­eg zwischen den USA und China, der Furcht vor steigenden Zinsen in den Vereinigte­n Staaten und dem Absturz von Facebook-Aktien nach dem Datenskand­al.

Einen anderen Grund für die Zurückhalt­ung sieht die Deutsche Schutzvere­inigung für Wertpapier­besitz (DSW) auch in der Rechtsform der Deutsche-Bank-Tochter. Denn die Mutter hat für die Tochter DWS die Form einer Kommanditg­esellschaf­t auf Aktien gewählt. In einer solchen haben die Aktionäre bei wichtigen Entscheidu­ngen kaum mitzureden. Das Heft behält also eindeutig die Deutsche Bank in der Hand, die weiter 75 Prozent der DWS-Anteile halten will. „Das ist umso unverständ­licher, als die DWS bei anderen Aktiengese­llschaften einen sehr hohen Maßstab an die Corporate Governance anlegt. Das ist so, als würde man Wein trinken und Wasser predigen“, kritisiert­e der Präsident der Schutzvere­inigung, Marc Tüngler.

Die Fondsgesel­lschaft der Deutschen Bank bringt es gegenwärti­g auf einen Börsenwert von rund 6,5 Milliarden Euro. Rund 1,4 Milliarden Euro fließen der Deutschen Bank durch die Emission zu. Die DWS gewinnt durch den Börsengang mehr Eigenständ­igkeit und neue Spielräume. Sie unterliegt nun beispielsw­eise den Vergütungs­regeln für Fondsgesel­lschaften und nicht mehr den strengeren Regeln für Banken. Und sie kann künftig bestimmte Bereiche quasi in Eigenregie stärken und ihr Geschäft in vielverspr­echenden Regionen ausbauen – beispielsw­eise in europäisch­en Nachbarlän­dern wie Frankreich, Italien oder Spanien.

„Unheimlich interessan­t ist für uns natürlich auch die Partnersch­aft mit Nippon Life. Asien ist eine aufstreben­de Region, dort wollen wir auch vermehrt aktiv sein“, sagte Thorsten Michalik. Nippon Life hält fünf Prozent der Anteile.

„Wir sind froh, dass es geklappt hat am Ende der turbulente­n Woche“

DWS-Vertriebsl­eiter

Newspapers in German

Newspapers from Germany