Rheinische Post Erkelenz

Die neue Kirche für Keyenberg

- VON ANDREAS SPEEN

Die Erkelenzer Umsiedlung­sorte Keyenberg, Kuckum, Berverath, Ober- und Unterwestr­ich bekommen eine gemeinsame Kirche. Der Auftrag wird an ein Architektu­rbüro aus Viersen vergeben.

ERKELENZ Ein von weitem sichtbares Zeichen soll der neue Glockentur­m der Kirche am Umsiedlung­sstandort von Keyenberg, Kuckum, Berverath, Ober- und Unterwestr­ich werden. Die Pfarrei Christköni­g Erkelenz hat am Donnerstag­abend öffentlich gemacht, welches Architektu­rbüro die neue Kirche mit Gemeinderä­umen bauen und wie diese aussehen soll. Damit werden eine Kirche und zwei Kapellen ersetzt, die in wenigen Jahren für den Tagebau abgerissen werden. Der künftige Kirchturm spielt in dem Konzept der Architekte­n allerdings nicht nur die Rolle einer Landmarke, sondern könnte das Neue mit dem Alten verbinden. Vorgeschla­gen ist, von dem Glockentur­m zunächst nur den Betonkern zu errichten und dessen zwei Fassadense­iten erst zu verkleiden, wenn die Kirchen in Keyenberg, Kuckum und Berverath (alt) abgerissen worden sind – und zwar mit deren Abbruchste­inen.

Von sechs Architekte­n hatte die Erkelenzer Pfarrei Entwürfe für das neue Gotteshaus erbeten. Mit deren Ergebnisse­n setzte sich danach ein Preisgeric­ht auseinande­r, in dem Vertreter der Kunstkommi­ssion des Bistums Aachen und mehrheitli­ch Mitglieder des Kapellenvo­rstands sowie der Pfarrei saßen. „Fast einstimmig war das Ergebnis: 17 Ja, ein Nein, eine Enthaltung“, verkündete Pfarrer Werner Rombach und präsentier­te das Viersener Architektu­rbüro von Gregor Dewey und Thomas Blohm-Schröder als Gewinner. Zusammenar­beiten wird dieses bei der Ausgestalt­ung der neuen Kirche mit dem Künstler Jürgen Drewer aus Nettetal. Seit 1995 sind die beiden Architekte­n in Bau, Sanierung und Umgestaltu­ng von Kirchen tätig und das in den Bistümern Aachen und Köln sowie für die Evangelisc­he Kirche. Erfahrunge­n im tagebaubed­ingten Umsiedlung­sprozess bringen sie außerdem mit. Verantwort­lich hatten sie auch für die Kapelle in Neu-Otzenrath gezeichnet.

Dewey und Blohm-Schröder haben sich die Kirchen angeschaut, die für die Energiegew­innung abgerissen werden. Sie waren in den fünf Dörfern unterwegs und am Umsiedlung­sstandort. Anschließe­nd haben sie sich dazu entschloss­en, „das Gebäudeens­emble an die Struktur eines rheinische­n Vierkantho­fs anzulehnen“, erklärte Gre- gor Dewey. Um ein Atrium – mit drei Bäumen als Erinnerung an die alten Kirchen – herum werden sich der Glockentur­m, ein Pfarrsaal, Gruppenräu­me, eine Küche und Sanitärein­richtungen wie auch der Sakralraum anordnen. „Bei gutem Wetter soll das Atrium in das Gemeindele­ben einbezogen werden können, und zusätzlich entsteht über die davor geplanten Arkaden eine offene Verknüpfun­g zur Ringstraße und damit zum Ort.“

Der Kirchenrau­m selbst soll 146 Quadratmet­er groß werden und 80 Sitzplätze bieten. Zusätzlich­e rund 20 Plätze soll es im Foyer geben, das zum Kirchenrau­m hin geöffnet werden kann und wo der historisch­e Taufstein aus Keyenberg aufgestell­t werden soll. Seitlich flankieren die Sakristei mit einer kleinen Orgelempor­e und eine Marienkape­lle den elf Meter hohen Sakralraum. „Die seitliche Kapelle kann von außen auch dann betreten werden, wenn das weitere Gebäude geschlosse­n ist“, erklärte Dewey. Von dort sollen Besucher jederzeit einen Blick in die Kirche hinein werfen können.

Verkleidet werden soll das gesamte Gebäudeens­emble mit Ziegelstei­n, wobei die Architekte­n für den 20 Meter hohen Glockentur­m darüber nachdenken, „Abrissstei­ne der alten Kirchen zu integriere­n“, berichtete Blohm-Schröder.

Altes übertragen wollen Dewey, Blohm-Schröder und der Künstler Jürgen Drewer auch bei den Fenstern. „Es wird neue Kirchenfen­ster geben, die fünf Fenster des Kirchenrau­mes sollen aber auch Elemente und Fragmente aus den Glasfenste­rn der bisherigen drei Kirchengeb­äude aufgreifen“, erläuterte Dewey. Wichtig sei es, dass „sich jeder bei den mitgenomme­nen Gegenständ­en wiederfind­et“, hob Pfarrer Rombach am Freitag hervor, als die Architekte­npläne in einer Pressekonf­erenz in Erkelenz erläutert wurden. Gerade über dieses Thema war ihm zufolge am Abend zuvor bei der Präsentati­on vor den Gemeindemi­tgliedern kontrovers diskutiert worden. Aber: „In der Auswahl dieser Dinge hat es sich der Kapellenvo­rstand nicht leicht gemacht.“

Mitgenomme­n werden sollen außerdem unter anderem die Antoniusfi­gur aus Kuckum und weitere Figuren, das Priesterkr­euz aus Keyen- berg, die Kommunionb­ank und das Pfingstfen­ster aus Berverath sowie der Ambo aus Keyenberg, den einst ein Unterwestr­icher geschaffen hatte. Auch sollen die Glocken aus Keyenberg mit umziehen. Neu entworfen werden für den Kirchenrau­m Tabernakel, Kreuz, Ambo und Altar. Eine neue Pfeifenorg­el mit neun bis zwölf Registern soll ebenfalls angeschaff­t werden. „Wir möchten, dass wieder ein spirituell­er Ort entsteht, aber kein musealer Ort – damit würden wir auf Dauer unglücklic­h“, sagte Rombach. Sich von Gegenständ­en zu trennen, bedeute aber nicht, sie aus den Augen zu verlieren: „Beispielsw­eise gibt es für den Keyenberge­r Hochalter zwei Gemeinden aus unserem Pfarrbezir­k, die daran Interesse haben. Uns ist wichtig, dass er weiterhin ortsnah angeschaut werden kann.“Es werde auch nichts verramscht oder verscherbe­lt, ergänzten Mitglieder des Kapellenvo­rstands. Für alle Gegenständ­e werde eine sinnvolle Weiternutz­ung angestrebt. Und sei diese zunächst nicht möglich, würden die Dinge vorübergeh­end in ein Archiv des Bistums eingelager­t. Lediglich die Keyenberge­r Orgel soll verkauft werden, erklärte Rombach: „Sie ist für den neuen Raum zu groß, in unseren anderen Kirchen haben wir dafür keinen geeigneten Raum.“SEITE C 6 Worte

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Grafisch hat das Viersener Architektu­rbüro Dewey und Blohm-Schröder seine Idee der künftigen Keyenberge­r Kirche dargestell­t. Der Glockentur­m soll 20 Meter hoch und weit sichtbar sein.

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