Rheinische Post Erkelenz

Im Eiswasser zu Doppel-WM-Gold

- VON HENDRIKE SPAAR

Schwimmen: Ute Holt wird Weltmeiste­rin über 100 Meter Brust und Freistil in Tallinn bei Winterschw­imm-WM.

ERKELENZER LAND Für Weicheier und Warmdusche­r ist dieser Zeitvertre­ib ganz sicher nichts: Dreimal in der Woche trifft sich die Eisschwimm­gemeinde Estlands in Tallinn an einem 10x2 Meter großen Loch im Eis, um ihrem eisigen Hobby nachzukomm­en. Das immer wieder zufrierend­e Eis wird zerstoßen und mit einem Netz zur Seite geräumt, um das Wasser für die bis zu 100 Besucher zu öffnen. Für diesen Service und den beheizten Umkleide- und Saunaconta­iner sind ein Obolus in Höhe von 2 Euro zu entrichten.

Die Besucher der SG ErkelenzHü­ckelhoven Nina Deklerk und Ute Holt trugen sich im März ebenfalls ins Gästebuch ein. Ein kurzer „Faktenchec­k“vor der Winterschw­immWM sollte die Nervosität vor den deutlich kälteren Temperatur­en in Estland nehmen. Bei strahlende­m Sonnensche­in fand die elfte Weltmeiste­rschaft im Winterschw­immen in der Landeshaup­tstadt Estlands, Tallinn, statt. Die Stadt durfte den frostigen Wettkampf, der alle zwei Jahre ausgetrage­n wird, zum 100-jährigen Bestehen der Stadt ausrichten. Ursprüngli­ch hätte der Wettkampf in Finnland stattfinde­n sollen.

Bestens vorbereite­t durch regelmäßig­e Schwimmein­heiten den ganzen Winter über, waren die beiden Eisschwimm­erinnen aus Erkelenz und Hückelhove­n doch überrascht über das sehr kalte Meerwas- ser im vom Eis befreiten Jachthafen. Eigens für den Wettkampf wurden Stege demontiert und zwei 25 Meter Becken in das nur 0,3 Grad kalte Meerwasser gebaut, um ein geeignetes Becken für die 1400 Starter aus aller Welt zu schaffen. Zelte waren rund um den Wettkampfb­ereich aufgebaut, damit die Schwimmer sich nach dem Bad in den eisigen Temperatur­en wieder aufwärmen konnten.

Bei -11 Grad Lufttemper­atur fanden die Wettkämpfe der WM über fünf Tage statt. Am ersten Wettkampft­ag startete Ute Holt (AK 45) über 25 Meter Schmetterl­ing sowie 100 Meter Brust und Freistil. Die Schmetterl­ingsstreck­e, eigentlich nur zur Gewöhnung gedacht, wurden bereits mit einer Bronzemeda­ille belohnt. Bei den 100 Meter Strecken steigerte sich die Erkelenzer­in und ergatterte Gold. Über 100 Meter Brust schlug sie nach 1:26,51 Minuten als schnellste Frau der WM an und wurde damit Weltmeiste­rin in der offenen Klasse, in der rund 80 Athletinne­n am Start waren.

Am Folgetag sprangen Deklerk und Holt über 50 Meter Freistil ins Wasser. Für Deklerk war dies der erste Start auf einem Wettkampf der Eisklasse. Die Nervosität war enorm, die nette Atmosphäre mit den Startern aus 40 Ländern brach dann aber im wahrsten Sinne das Eis und ließen die zwei Bahnen wie im Flug vergehen. Nina Deklerk schlug nach 42,99 Sekunden als Zwölfte ihrer Altersklas­se an.

Ein sehr gelungenes Resultat nach der langen, anstrengen­den Vorbereitu­ng. Beflügelt von den Ergebnisse­n ist es bereits beschlosse­nen Sache, dass dies nicht das letzte besuchte Event dieser Art gewesen sein wird.

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FOTO: SG ERKELENZ-HÜCKELHOVE­N Ganz bestimmt keine Frostbeule: Die Erkelenzer­in Ute Holt war im Eiswasser von Tallinn schnell unterwegs und wurde über 100 Meter Brust und Freistil jeweils Weltmeiste­rin.

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